• Lost Places in Unterfranken: Diese Orte bergen Geheimnisse
    • Die Stollenanlage bei Ebelsbach
    • Das Sondermunitionslager bei Kitzingen
    • Burg Raueneck
    • Kaserne Ebern
  • Worauf du bei einem Besuch der Lost Places achten solltest

Nicht nur in großen Städten oder deren Randgebieten gibt es Lost Places zu entdecken. Du wirst staunen, wie viele sich in kleinen Orten oder auf dem Land befinden. In diesem Artikel berichten wir über Lost Places in Unterfranken, die du legal besuchen kannst und von denen einige sogar einer neuen Nutzung zugeführt wurden. Weitere Lost Places findest du auch in Oberfranken.

1# Die Stollenanlage am Ebelsberg

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Werksgelände der Firma Kugelfischer bei Ebelsbach schwer bombardiert, da hier Kugellager für die Rüstung gefertigt wurden. Um die Produktion vor Zerstörung zu schützen, wurden in den Ebelsberg 1944 innerhalb von nur fünf Monaten neun Stollen gegraben. Diese waren mit Seitengängen verbunden. In der Mitte der Anlage gab es sogar eine Drehvorrichtung für Lkws, da die großen Fahrzeuge hier nicht wenden konnten. Wie die Gemeinde Ebelsbach auf ihrer Seite schreibt, wurden die Bauarbeiter aus dem ortsansässigen Gefangenenlager des Reichsarbeitsdienstes rekrutiert.

Die Maschinen wurden aufgestellt und Probeläufe fanden statt. Zur eigentlichen Produktion kam es aber nie, da der Krieg 1945 endete. Seit 1990 wird in zwei Stollen in traditioneller Flaschengärung Sekt hergestellt. Der Kellermeister bietet interessante Führungen durch die Stollenanlage an. Am Ende der Besichtigung warten Sekt und eine deftige Brotzeit auf dich.

Etliche Stollen wurden kurz nach dem Krieg teilweise zugeschüttet. Was sich wohl dahinter verbirgt? Die Spekulationen reichen vom Nazigold bis zum Bernsteinzimmer. Bisher hat sich noch niemand durchgegraben. Der Eingang der Anlage befindet sich am Schützenplatz 4 in 97500 Ebelsbach.

2# Das Sondermunitionslager bei Kitzingen

Lange Zeit durfte man hier gar nicht sein. Streng bewacht und geheimnisvoll war das Munitionslager der US Army am Kitzinger Waldrand. Ein Relikt des kalten Krieges und ein Dokument der Zeitgeschichte. Gelagert wurden vor allem konventionelle Waffen. Man munkelte auch von atomaren Kampfmitteln bzw. Kurzstreckenraketen.

2006 haben die Amerikaner das Gelände verlassen, da sie den Ost-West-Konflikt beendet glaubten. Die Bunkeranlage ist nicht abgesperrt und du kannst sie besuchen. Sogar der Wachturm ist zugänglich. Von dort oben kannst du tolle Fotos machen. Ein Streifzug durch das Gelände bietet ebenfalls schöne Motive und viel Natur. Leider ist schon vieles dem Vandalismus zum Opfer gefallen, aber auch Künstler*innen haben sich verewigt.

Eine Fahrradtour von Kitzingen nach Sulzfeld am Main führt direkt zum Muna-Gelände. Du musst sehr aufmerksam sein, um die entsprechende Abzweigung nicht zu verpassen.

3# Burgruine Raueneck

In der Nähe von Ebern gibt es viele Burgruinen. In den Haßbergen grenzten die Bistümer Bamberg und Würzburg aneinander und beide Parteien versuchten ihren Einflussbereich durch Befestigungen zu sichern. Eine davon ist die Burg Raueneck gewesen. Sie liegt hoch oben versteckt im Wald auf dem 431 Meter hohen Haubeberg westlich der Stadt Ebern. Vom Wanderparkplatz Raueneck ist sie leicht zu erreichen.

Der Sage nach soll die Burg Raueneck um 1180 nach der Zerstörung der Nachbarburg Bramberg von den vertriebenen Brambergern errichtet worden sein. Im Bauernkrieg 1525 und im Dreißigjährigen Krieg wurde sie geplündert. 1720 räumte man die Burg und verlegte den Amtssitz nach Ebern. Bis 1745 fanden in der Burgkapelle noch Gottesdienste statt. In der Folgezeit verfiel die Burg allmählich.

Über eine steinerne Brücke läufst du direkt in die riesige Burganlage. Viele Hinweistafeln informieren dich über die Bedeutung der einzelnen Burgteile. Sei vorsichtig, hier ist nichts gesichert. Wenn du die Burg verlässt, folge linker Hand dem Wegweiser zum Feenbrunnen. Nach wenigen Minuten erreichst du ein kleines Brünnlein. Um die Burg ranken sich zahlreiches Sagen, die du auf der Seite des Brünner Feuerwehrvereins nachlesen kannst. In neuerer Zeit gelangte die Burgruine zu zweifelhaftem Ruhm. 1929 wurde in der Nähe die Leiche der Kunigunda Löffler gefunden. Der Mord wurde nie aufgeklärt.

4# Kaserne Ebern

Weniger gruselig, aber sehr verloren präsentiert sich die Kaserne in Ebern. 1962 wurde die Balthasar-Neumann Kaserne erbaut und galt lange als modernste Kaserne der Bundeswehr. Bis 2004 wurden hier Panzergrenadiere und Aufklärer ausgebildet. Strategisch günstig gelegen zur innerdeutschen Grenze und zum eisernen Vorhang, sollte sie als Bollwerk gegen Angreifer aus dem Osten dienen. Dieser Fall trat zum Glück nicht ein.

Ende der 80er-Jahre wurden die Unterkünfte der Soldaten renoviert. Die Viererstuben hatten sogar ein eigenes Bad. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 dienten die Gebäude teilweise als Auffanglager für DDR-Ausreisende. 1992 wurde das Panzergrenadierbataillon komplett aufgelöst. Wenig später verließ auch das Bataillon der Aufklärer Ebern. Seit 2004 steht die Kaserne leer.

Der Weggang der Soldaten und der Verwaltungsangestellten war für Ebern ein großer Verlust. Schließlich sorgten die Bewohner der Kaserne für Umsatz im Ort. Die Gemeinde versuchte, die Gebäude zu verkaufen und neu zu beleben. Dies gelang aber nur mit einem geringen Teil der Bauten. Wenn du heute durch die Kaserne spazierst, siehst du klassische Bundeswehrarchitektur im Mix mit umgewidmeten Gebäuden. Immerhin hat die Gastronomie Einzug gefunden. Das Bistro Wache bietet Speisen und Getränke im ehemaligen Wachhäuschen an und im Hotel zur alten Kaserne kannst du in umgebauten Soldatenstuben nächtigen. Vom Einzelzimmer bis zum Familienappartement ist alles dabei. Verfehlen kannst du die Kaserne nicht, sie liegt direkt an der Staatsstraße 2278. Am Südtor der Kaserne ist noch die ehemalige Panzerwaschanlage zu besichtigen. Für alle, die sich mit der Geschichte von Lost Places und weiteren verlassen Orten befassen möchten, gibt es sogar einen Reiseführer für Franken vom Autor Benedikt Grimmler.

Fazit - Worauf du bei einem Besuch achten solltest

Lost Places finden sich überall auf der Welt und bezeichnen ungenutzte Liegenschaften aller Art. Neben großartigen Fotomotiven bergen Lost Places aufgrund des Zerfalls jedoch auch einige Gefahren. Du solltest daher bei deinem Besuch immer sichergehen, dass du die Plätze auch betreten darfst und du nichts Verbotenes oder gar Lebensgefährliches tust. Manche Lost Places gelten als einsturzgefährdet oder sind in Privatbesitz. Hier können dir Konsequenzen drohen, wenn du die Plätze einfach betrittst.

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