Gab es auf dem Areal des Kreislehrbienenstand in Lützelsdorf eine vorchristliche Ansiedlung? Ein Archäologe macht sich ein Bild vor Ort.
Des einen Freud ist des anderen Leid, sagt eine alte Volksweisheit. Das traf in Lützelsdorf am Lehrbienenstand zu. Wolf-Dietrich Schröber, Vorsitzender des Kreisverbandes Imker Forchheim, und Ingrid Saal, Landschaftsplanerin des Regionalentwicklungsbüros Regiopol, freuten sich, denn die Arbeiten an der Außenanlage vom Lehrbienenstand konnten weitergehen. Archäologe Ronald Metzger dagegen war umsonst gekommen: Denn beim vorsichtigen Entfernen der obersten Erdschicht waren keine Spuren für eine vorchristliche Ansiedlung gefunden worden.
"Hier wurden mal Scherben gesammelt, die darauf hindeuteten, dass es hier eine urnenfelderzeitliche Siedlung gegeben haben könnte. Und am Hügel droben könnte es eine Ansiedlung aus der Latènezeit gegeben haben", erklärt Ronald Metzger. Die Urnenfelderkultur dauerte von 1300 bis 800 vor Christus. Ihren Namen erhielt sie, da die Leichen verbrannt und die Asche in Urnen beigesetzt wurde. Die Latènezeit dagegen reicht von 450 vor Christus bis zur Zeit um Christi Geburt.
Als das Sturmtief kam
Doch wie kam es, dass sich ein Archäologe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalspflege auf den Weg nach Pretzfeld gemacht hatte? Wolf-Dietrich Schröber erzählt, dass es nach dem Erhalt des Förderbescheids für das Projekt "Informations- und Schulungszentrum der Imkerei im Landkreis Forchheim/Fränkische Schweiz" gut vorangegangen war. Dann kam Sturmtief "Burglind" Anfang dieses Jahres und beschädigte den Lehrbienenstand.
"Wir wollten Ende Mai auch mit der Außenanlage fertig sein. Mal sehen, vielleicht schaffen wir das noch", hofft Schröber. Den Plan für die Außenanlagen erstellten Ingrid Saal und Kirsten Geck. "Wir müssen überprüfen, ob im Boden etwas Schützenswertes ist", erläutert Ingrid Saal. Das tun Landschaftsplaner über das Landratsamt beim Bayerischen Amt für Denkmalpflege.
Datenbank über Funde
Hier gibt es eine Datenbank mit Informationen zu Funden - wie die Scherben des Sammlers in der Marktgemeinde Pretzfeld. "Der Freistaat Bayern hat das Modellprojekt ‚Denkmal im Vermutungsfall‘", erläutert Ronald Metzger. Wenn Privatpersonen oder Kommunen in der Nähe eines Denkmals oder einer besonderen topographischen Lage bauen wollen, kommt kostenlos ein Archäologe und überprüft, wenn der Oberboden abgetragen wurde, ob Zeugnisse früherer Besiedlung oder Grablegen vorhanden sind.
Abwasserrohr und Müll
Am Lehrbienenstand fand Metzger ein Abwasserrohr aus Kunststoff und Spuren von Müll aus unserer Zeit. Deshalb konnte er gleich vor Ort eine mündliche Freigabe erteilen. Er berichtet, dass in anderen Fällen ein Bauherr auf seinen Keller verzichtet oder ein Architekt ein Abwasserrohr an anderer Stelle geplant hatte. "Was im Boden ist, soll drin bleiben. Dann freut sich in vielen Jahren ein Archäologe, wenn er etwas findet", meint Metzger.
Allerdings gebe es auch noch die Möglichkeit, einen Fund auszugraben. Da müsse dann ein Bauherr einen privaten Archäologen anheuern und mit einem Geld- und Zeitpuffer rechnen. Für Ausgrabungen gebe es Zuschüsse vom Staat. Doch in Lützelsdorf musste nichts berücksichtigt werden, was Wolf-Dietrich Schröber erleichtert: "Alles andere wäre eine Katastrophe gewesen."