Adrian Bayerlein von der SpVgg Weißenohe hat gegen Wolfsberg drei Tore erzielt, konnte sich aber nicht recht freuen.
Zumindest anfangs - erst allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass drei Tore gegen einen Mitaufsteiger durchaus eine Hausnummer sind, über die man Freude zeigen darf. Allerdings hätte Adrian Bayerlein auch die Möglichkeit gehabt, noch ein viertes Tor gegen den Konkurrenten in der Kreisklasse 3 zu erzielen, doch beim Elfmeter zum Siegtreffer scheiterte er. Insofern bekommt der Hattrick etwas von einer bittersüßen Komponente. Und Adrian Bayerlein war nach dem Fehlschuss untröstlich.
Dabei ist das Schießen von Toren für "Adi" nichts Außergewöhnliches. Schon in der Aufstiegssaison traf er 14 Mal ins Schwarze, in der damaligen A-Klasse 4, für Forchheimer Mannschaften eher eine exotische Liga, in der man sich gegen Teams wie etwa die beiden Vereine aus Röthenbach, den SV Schwaig II, den TSV Behringersdorf, den ASV Herpersdorf oder den FC Ottensoos II durchsetzen musste.
Also alles Vereine aus dem erweiterten Nürnberger Umland, die zumeist dem Landkreis mit Sitz in Lauf ("Nürnberger Land") zugerechnet werden.
Für die Weißenoher und die anderen Leidtragenden vom FC Dormitz war das zwar nicht gerade bei jedem Auswärtsspiel eine Reise in eine unbekannte Galaxie, aber man traf eben doch auf Vereine, mit denen man zumindest auf A-Klassen-Ebene normalerweise keine Berührung hat.
Schon damals tat sich Adrian Bayerlein nicht nur als Torschütze hervor, als "spielender" Stürmer, der sich auch nie zu schade war, auch dem einen oder anderen verloren geglaubten Ball nachzulaufen und sich gelegentlich das Leder zurückzuerobern.
Dieser Ehrgeiz, seine Schnelligkeit und seine Bereitschaft, nie aufzugeben, zeichnet ihn auch heute in der Kreisklasse aus, und das, obwohl er in der letzten Saison unter einer Doppelbelastung stand: Denn Adrian war noch A-Jugendlicher, und sein Vater Eugen hatte sich noch einmal bereit erklärt, für diese Saison die A-Jugend zu trainieren, zumal sich abzeichnete, dass am Ende der Spielzeit keine A-Jugend mehr verfügbar sein werde, sich eine einjährige Durststrecke auftun werde.
Immer nur Weißenohe Den eigenen Vater im Stich lassen - das ging auf gar keinen Fall. Also spielte Adrian an Wochenenden in der A-Jugend und in der Seniorenmannschaft, und der Erfolg gab ihm recht. Dieses unbedingte Sich-Rein-Hängen hat vielleicht auch etwas damit zu tun, woher ein Spieler kommt.
Von einem ständigen Vereinswechsler, gar einem Legionär, würde man so etwas vielleicht nicht unbedingt erwarten - es sei denn, er hätte unversehens seinen Traumverein gefunden. Aber im Falle von Adrian Bayerlein war er in diesen Traumverein gewissermaßen hineingeboren worden.
Sein Vater Eugen Bayerlein war dort seit einigen Jahren Jugendtrainer, und kaum konnte Adrian laufen, da nahm ihn der Papa schon mit zum Fußballtraining. Da war er vielleicht drei oder vier Jahre alt, und Vater Eugen nahm ihn und seine Kameraden auch bis zuletzt unter seine Fittiche, begleitete ihn fußballerisch durch alle Jugendmannschaften und übernahm nach einem Zwischenspiel als Betreuer auch wieder im letzten Jugendjahr die A-Jugend.
"Meinem Vater habe ich viel zu verdanken", fasst Adrian diese Phase zusammen, und damit meint er wohl nicht nur den reinen Fußballbereich.
An der Seite des Cousins Adrian stammt aus einer echten Fußballerfamilie. Sein Cousin Benjamin, genannt Ben, beflügelt und befeuert ihn in der gleichen Mannschaft, und Adrian freut sich, dass er nach wie vor als Torschütze die Nase vorn hat. "Manchmal treffe ich, manchmal trifft Ben, manchmal treffen wir auch beide im gleichen Spiel." Was wohl bedeuten soll, dass die beiden Bayerleins für jede gegnerische Mannschaft etwas sind, was sie bis in ihre nächtlichen Träume verfolgt.
Bei dem bittersüßen Hattrick von Wolfsberg fühlt sich Adrian ein wenig an das Länderspiel in Schweden erinnert, als die Begegnung nach einer 4:0-Führung noch unentschieden endete.
Ganz so extrem war es natürlich nicht, aber nach zwei Toren von Adrian Bayerlein lag die SpVgg Weißenohe nach acht Minuten mit 2:0 in Führung, "und danach haben wir das Fußballspiel im Vertrauen auf den Vorsprung praktisch eingestellt".
Doch noch vor der Halbzeit schafften die "Wölfe" den Ausgleich und sogar noch die Führung. Nach seinem "unechten" Hattrick brachte Adrian Weißenohe erneut zum Ausgleich, und in der Schlussphase erhielt er die Chance, mit seinem vierten Tor des Tages alles klar zu machen. Doch genau diesen Ball in der 88. Minute setzte er über das Tor, und danach hätten sich seine Spieler nicht beschweren können, wenn Wolfsberg fast mit dem Schlusspfiff das Tor getroffen hätte.
In der Breite verbessert Trotz dieses Rückschlags sieht sich Adrian Bayerlein für seine Mannschaft auf einem guten Weg.
An dem weiter gestiegenen Selbstbewusstsein trage auch der Trainer einen gehörigen Anteil. Der aus Ermreuth bzw. Kleinsendelbach gekommene Matthias Senftner habe es nicht nur geschafft, die Aufstiegsmannschaft zusammen zu halten, sonder sogar in der Breite zu verbessern. Die einst von Jürgen Klinsmann bei den Münchner Bayern ausgegebene Maxime, wonach seine Mannschaft "jeden Tag ein bisschen besser" werden solle, kann Adrian Bayerlein auch bei seinem eigenen Trainer erkennen.
Seit dieser Saison zeigt Adrian auch in anderer Hinsicht vollen Einsatz - als Trainer der Weißenoher C-Jugend. Und er selbst träumt davon, mit seiner Mannschaft nach den Sternen zu greifen.
"Ein Aufstieg in die Kreisliga sollte durchaus möglich sein", blitzt Adrians Ehrgeiz durch; "Dort habe ich zwar noch nie gespielt, aber es ist eine interessante Erfahrung, die ich gern machen würde." Am besten mit einer eingespielten Mannschaft, die sich an Adrians Leistungs- und Siegeswillen hochranken kann.