Mit 25 Treffern hat Tom Jäckel wesentlichen Anteil daran, dass die SpVgg Jahn Forchheim die Bayernliga Nord anführt. Das weckt das Interesse höherklassiger Vereine.
Vielleicht ist Tom Jäckel für höhere Aufgaben geboren. Die Zeit scheint günstig, denn er hat gerade sein Studium abgeschlossen und darf sich fortan "staatlich geprüfter Betriebswirt" nennen. Das heißt, die Welt steht dem gebürtigen Erlanger nicht nur in beruflicher, sondern auch in sportlicher Hinsicht offen.
Ein wenig kompliziert wird dies dadurch, dass Jäckel andere Pläne hatte, zumindest in sportlichem Bereich. Mit Jahn Forchheim in die Regionalliga aufsteigen war sein Ziel, und eigentlich stehen die Zeichen dafür nach dem 1:0-Sieg gegen den FC Amberg und dem vorangegangenen Unentschieden gegen Schweinfurt so günstig wie nie.
Dass Jahn Forchheim eines Tages an der Tabellenspitze der Bayernliga Nord stehen würde, hatte zu Beginn der Saison niemand erwartet, doch da hatten die Verantwortlichen die Rechnung ohne den Wirt gemacht - oder anders ausgedrückt: Sie hatten die hohe Qualität und das Können unterschätzt, mit denen die Truppe von Trainer Michael Hutzler nach einer gewissen Anlauf- und Akklimatisierungsphase das "Abenteuer Bayernliga" anging. Darum trifft es die Mannschaft schwer, dass der Vorstand des Jahn nun beschlossen hat, in der Bayernliga zu bleiben und ihr Aufstiegsrecht nicht in Anspruch zu nehmen.
Alle Möglichkeiten ausloten Ein bisschen hat Tom Jäckel sogar Verständnis für diese Entscheidung, denn mit einem Aufstieg in die Regionalliga müsste sich der Verein auf finanzielles Neuland begeben, das unkalkulierbar scheint.
Zum einen müssten am Jahn-Stadion Umbaumaßnahmen vorgenommen werden, die für Sportstätten von bestimmten Kapazitätsgrenzen an vorgeschrieben sind. Sogar für Medienvertreter müssten zusätzliche Plätze geschaffen werden, ganz zu schweigen von zusätzlichen Tribünen und weiteren Baumaßnahmen, die auch die Polizei zufrieden stellen würden. Hinzu kommt, dass das Gelände um die Jahnhalle der Stadt Forchheim gehört, die selbst noch nicht so recht weiß, wie es mit der Liegenschaft weitergehen soll. Und ein Neubau kommt sicher nicht in Frage - es sei denn, der Jahn hätte einen geeigneten Platz und einen Mäzen wie Dietmar Hopp an der Hand.
Im Moment sieht es nicht so aus, als würde der anerkannte Torjäger Tom Jäckel dem Jahn erhalten bleiben.
Noch kann er sich Zeit lassen, die Möglichkeiten ausloten und bei verschiedenen Vereinen aus der Regional- bis hin zur Dritten Bundesliga vorstellig werden. Demnächst soll er sein Können in Burghausen und Unterhaching zeigen, doch wann das sein wird, steht noch in den Sternen. "Das lasse ich alles in Ruhe auf mich zukommen", sagt Jäckel gelassen und fügt hinzu: "Wer weiß, vielleicht endet das auch damit, dass ich bei Jahn Forchheim bleibe. Denn wir sind wirklich eine geile Truppe, in der zu spielen viel Spaß macht."
Über Nürnberg nach Fürth Bereits im zarten Alter von fünf Jahren begann er bei der SG Siemens Erlangen und blieb dort sechs Jahre lang. Das bewährte Stützpunkttraining führte ihn dann für etwa ein Jahr zum 1. FC Nürnberg und später zu Greuther Fürth.
Und weil der Baiersdorfer SV auch bei den Jugendmannschaften ein hohes Niveau hatte - die A-Jugend spielte damals in der Bayernliga - ging er zum "Macher" des BSV, Erich Hoffmann. Nach etwa drei Jahren führte Jäckels Weg weiter zum TV 48 Erlangen und danach für ein weiteres Jahr zum SC Eltersdorf. "Das war eine goldrichtige Entscheidung", sagt der 25-Jährige, "denn der dortige Trainer Andi Sperr nahm mich mit zu den Trainingslagern der Ersten Mannschaft."
Selbst regelmäßig zu spielen, war allerdings schwer, denn die Konkurrenz vor allem der älteren Spieler war groß. Da ergab es sich, dass Norbert Hofmann, vom SC Feucht gekommen, das Traineramt beim SV Buckenhofen übernahm.
Der Mann mit dem untrüglichen Blick für Talente rief Tom Jäckel eines Tages an und fragte ihn, ob er Lust habe, Teil seiner Mannschaft zu werden.
Die Bezirksoberliga war das Sprungbrett, das sich der aufstrebende Fußballer Tom Jäckel vorgestellt hatte. Es war auch hier die richtige Entscheidung, denn Tom wurde auf Anhieb Stammspieler und zahlte seinem Trainer das Vertrauen mit Toren zurück.
Holpriger Start Dann sollte die Bezirksoberliga aufgelöst werden, und in einem verkürzten Verfahren hatten die Buckenhofener die Chance, in die Landesliga aufzusteigen, vorausgesetzt, es reicht in der BOL mindestens zu Platz 8.
Diese Hürde nahmen die Buckenhofener fast schon locker und fanden sich plötzlich in der Landesliga wieder.
Als sich Jäckel entschloss, eine weitere Treppenstufe nach oben zu klettern und nach Forchheim zu wechseln, musste er nicht komplettes Neuland betreten. Tobias Ulbricht kannte er schon von früher, und mit dem Stürmer kamen auch Thomas Roas und Hayri Özdemir vom SVB zum Jahn. Die ersten Spiele in der Bayernliga Nord waren etwas holprig, doch die Ergebnisse stimmten, was die Tatsache verschleierte, dass der Neuling doch Lehrgeld bezahlen musste.
Im Laufe der Saison stand der Jahn mit Schweinfurt, Großbardorf und Amberg ganz oben, hatte nach dem 29. Spieltag als Spitzenreiter gar drei Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen aus Schweinfurt.
Ausschlaggebend dafür war ein hervorragender Sturm, der mit Abstand die meisten Tore erzielte - selbst als Torjäger Tom Jäckel verletzungsbedingt ausfiel.
Was der 25-Jährige bemängelt hat, ist, dass die Mannschaft erst nach dem Schweinfurt-Spiel in der Rückrunde vom Aufstiegsverzicht erfuhr. "Der eine oder andere Spieler hätte für die nächste Saison vielleicht seine Pläne geändert." Aber auch nach dem Bekanntwerden war klar: "Wir ziehen das durch, wir wollen Meister werden. Denn den sportlichen Erfolg kann uns keiner mehr nehmen."
Zur Person Geburtsdatum: 17.
November 1987
Geburtsort: Erlangen
Familienstand: ledig
Wohnort: Erlangen
Beruf: staatlich geprüfter Betriebswirt
Hobbys: Fußball, Reisen
Vorbild: Didier Drogba
Vereine: SpVgg Jahn Forchheim, SV Buckenhofen, SC Eltersdorf. In der Jugend: TV 48 Erlangen, Baiersdorfer SV, SpVgg Greuther Fürth, 1. FC Nürnberg, SG Siemens Erlangen
Schönste Erfolge: Aufstieg mit dem SV Buckenhofen in die Landesliga. Die gesamte laufende Saison, die so kaum einer erwartet hatte.
Schlimmste Niederlage: ---