Berthold Bartsch geht mit dem SC Forchheim zum zweiten Mal das Abenteuer Schach-Bundesliga an. 23 Jahre lang stand der Ehrenvorsitzende an der Spitze des bodenständig gebliebenen Vereins.
Am Wochenende beginnt für den Schachclub Forchheim das Abenteuer Bundesliga. Nicht nur für den Vorsitzenden Manfred Heidrich ist dies ein besonderer Termin, auch für einen seiner Vorgänger Berthold Bartsch, der immerhin 23 Jahre lang an der Spitze des SC stand.
Als die eingleisige Bundesliga gegründet wurde, in der Saison 1980/81, waren die Forchheimer noch eine relativ kleine Nummer und weit davon entfernt, zur Spitze zu gehören. Berthold Bartsch sieht seinen Verein auch heute noch nicht als Top-Adresse im deutschen Schach, doch zumindest im bayerischen. "Die Chance auf den Klassenerhalt ist minimal", dämpft er mögliche Erwartungen - aber ausschließen will er auch nichts.
Ausländische Topleute Wobei man wissen muss, dass viele Spitzenvereine sich durch Sponsorengelder teure ausländische Schachspieler halten, die oft sogar bei mehreren Vereinen gleichzeitig Gastspiele geben. Gewöhnungsbedürftig ist dieses System schon - nicht nur, wenn man die Regelungen im Fußball im Auge hat -, allerdings durch die erheblich geringere Anzahl von Spielrunden auch zum Teil erklärlich.
Dafür kommen solche Spitzenkräfte auch schon mal von ziemlich weit her - was im Tischtennissport die "eingekauften" Chinesen sind, sind dies im Schach vor allem, aber nicht nur Inder. Ob das der Sportart an sich gut tut, steht auf einem anderen Blatt. Denn diese professionellen Reisenden in Sachen Schach stellen zwar eine Macht dar, sind dem Vereinsleben an sich aber nicht unbedingt zuträglich. Nach Versiegen der Sponsorengelder sind diese Spieler dann weg, die verdrängten einheimischen Spieler womöglich mittlerweile auch, und der Verein steht erheblich schlechter da als vorher.
Über persönliche Kontakte Diesen Weg ging der SC mit dem heutigen Ehrenvorsitzenden Berthold Bartsch nie. Er setzte vielmehr auf eine gewachsene, bodenständige Mannschaft mit Spieler, die sich gut in den Verein einbringen. Über seine persönlichen Kontakte und ein gutes Konzept band er viele Spieler aus der Region an den Verein, die in Verbindung mit den einzelnen Forchheimer Talenten den Aufschwung bewirkten und nach vielen Jahren auch heute noch die Kerntruppe und des Bundesligakaders sind.
Gemeinsam mit Berthold Bartsch, der 1985 nach Forchheim zurückkehrte, stieß der Ebermannstadter Hans-Jürgen Döres zum Verein und machte alle sportlichen Entwicklungen des Vereins mit dem damals neuen SC-Vorsitzenden und Mannschaftsführer mit. 1992 kehrte mit Hans Niedermaier ein weiterer Forchheimer zum Verein zurück. 1993 nach dem Aufstieg in die 2. Liga kamen aus Erlangen der jetzige Vorsitzende Manfred Heidrich und Vlastimil Jansa von Grundig Nürnberg zum Team dazu. Beide trugen viel zur Stabilisierung der Mannschaft auf deutscher Ebene bei. 1996 kam der Berliner Jörn Bade, den es nach Bayern verschlagen hatte, dazu. Ferner noch 1997 mit dem Kirchehrenbacher Johannes Zwanzger und Michael Prusikin aus Fürth zwei hochtalentierte Jugendspieler, die die weitere Entwicklung zur Spitzenmannschaft mit ermöglichten. Michael Prusikin reifte beim SC zum Großmeister.
Ein Kämpfer am Brett Berthold Bartsch, dessen Vater Helmut Gründungsvorsitzender des SC Forchheim war, ist am Schachbrett in jedem Fall ein Kämpfer. Seit 1976 spielt er - mit Ausnahme der Jahre, in denen Forchheim noch nicht so weit war - Wettkämpfe auf deutscher Ebene. Als er diese Ebene nach seinem Startjahren beim VfB Forchheim mit dem Wechsel zum TB Erlangen und den nachfolgenden Aufsteigen erreichte, war die Bundesliga noch viergeteilt. Zwei Erstligajahren in Erlangen folgten drei Jahre in der mittlerweile eingleisigen 1. Liga in Marktheidenfeld und danach drei Jahre beim SC Bamberg mit dem Höhepunkt des Deutschen Mannschaftspokalsiegs.
Berufliche Belastungen Nicht nur durch berufliche Belastungen zog es ihn mit Macht nach Forchheim zurück. Der SC war damals noch in der 2. Bezirksliga. Dann gab es fünf Aufstiege fast hintereinander, "und nach acht Jahren waren wir in der 2. Bundesliga und sind es seit 1993 fast ununterbrochen geblieben", fasst Berthold Bartsch den kometenhaften Aufstieg des SC zusammen.
. Um möglichst vielen Spielern Einsatzmöglichkeiten in der 1. Liga zu gewähren und bedingt durch die dadurch erforderliche Rotation wird sich Berthold Bartsch mit einigen anderen Spielern in dieser Saison auch in die zweite Mannschaft einbringen. Dabei müssen die Einsätze in beiden Teams sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Denn wer zu oft in der höheren Mannschaft spielt, verliert nachfolgend sein Spielrecht in unteren Ligen. Die zweite Mannschaft des SC spielt in der Regionalliga, der fünfthöchsten Spielklasse.
Den Auftakt in der Bundesliga bildet ein Doppelspieltag, bei dem sich die Forchheimer daheim (Rathaussaal) mit den Mannschaften aus Solingen (Samstag, 14 Uhr) und Wattenscheid (Sonntag, 10 Uhr) messen werden. Der Gegner aus Solingen hat etwas mit dem Hamburger SV im Fußball gemeinsam: Die Mannschaft gilt als "Bundesliga-Dino", ist dabei, seit es die eingleisige Bundesliga gibt.
Forchheimer Heimspiele auch in Berlin Um lange Fahrten zu den Austragungsorten in der Bundesliga etwas zu minimieren, wurde ein Spielmodus mit einer eigenartigen Pärchenbildung gewählt, die es den Vereinen ermöglicht, zwei Wettkämpfe an einem Wochenend-Spielort auszutragen. Die Heimwettkämpfe des Pärchens finden im Wechsel bei beiden Partnern statt. Bedingt durch die Tatsache, dass im gesamten Osten Deutschlands und in Bayern und Württemberg nur zwei der 16 Erstligateams zu finden sind, hat Forchheim nun auch "Heimspiele" in Berlin auszutragen.
Nach der Saison 2002/03, als der SC schon einmal passend zum 25. Vereinsjubiläum ein kurzes Gastspiel in der Bundesliga gab, bietet der Schachclub Forchheim allen interessierten Schachfreunden erneut Wettkämpfe mit internationalen Spitzenspielern. Und Berthold Bartsch freut sich mit seinen Forchheimern auf spannende Partien.