Silvia Wagner, die Vorsitzende des TSV Kirchehrenbach, packt bei ihrem Verein immer mit an - und verbringt viele, viele Stunden im Sportheim. Vom Verband wurde sie für ihr Engagement nun in besonderem Maße geehrt.
Zwei Jobs, Familie und den Vorstandsposten beim TSV Kirchehrenbach versucht Silvia Wagner tagtäglich unter einen Hut zu kriegen. Und dann will auch noch die Presse etwas von ihr. Grund ist der erste Platz bei der Verleihung des Ehrenamtspreises des bayerischen Fußball-Verbands (BFV) vergangenen Samstag in München. Nach Manfred Schmidt vom ASV Weisendorf im Jahr 2014 ging die Auszeichnung damit wieder nach Erlangen/Pegnitzgrund, einer von 24 Spielkreisen des Freistaats.
"Wir rücken die stillen Stars ins Rampenlicht", erklärte BFV-Ehrenamtsreferent Dieter Habermann auf der Bühne des GOP-Varieté-Theaters, auf welche wenig später auch Ehrengast Stefan Reuter, Weltmeister von 1990, und Silvia Wagner gebeten wurden. "Das ist unbeschreiblich.
Die Bühne als Preisträgerin zu verlassen, ist eine tolle Auszeichnung und Wertschätzung für unsere gesamte Vereinsarbeit", sagte die 51-Jährige, die anfangs einer von 416 Vorschlägen war.
"Meine Vorstandskollegen haben mich heimlich ins Spiel gebracht", berichtet Wagner, die als Ehrenamtsbeauftragte des TSV früher selbst Vorschläge gemacht und in ihren eineinhalb Jahren als Kreis-Ehrenamtsbeauftragte auch entgegengenommen hat. Nicht nur das Ehrenamt selbst, sondern auch ein Vorschlag nimmt Zeit in Anspruch. Alles, was die Person in den vergangenen drei Jahren geleistet hat, muss in vier Kategorien ausführlich beschrieben werden.
Frauen wollen sich beweisen
Fünf der 24 Kreissieger waren in diesem Jahr weiblich - keine Überraschung in einer Männer-Domäne. Doch auch die Plätze 2 und 3 gingen an Frauen.
"Unsere Preisträgerinnen sind keine Quoten-Frauen", stellte der BFV- und kommissarische DFB-Präsident Rainer Koch klar. "Wir Frauen müssen immer 150 Prozent geben, weil wir es den Männern beweisen wollen", lautete Wagners Erklärung für die Podestbesetzung. Auch, dass sie als Nachfolger von Manfred Schmidt die Ehrung erneut nach Erlangen/Pegnitzgrund holte, ist für sie kein Zufall. "Das haben wir Alexander Männlein zu verdanken, der seit zwei Jahren hervorragende Arbeit leistet", sagte die in Erlangen geborene und in Forchheim aufgewachsene Wagner mit Blick auf ihren Nachfolger als Beauftragter für das Kreis-Ehrenamt. So seien die Teilnehmerzahlen bei Lehrgängen und Fortbildungen doch deutlich gestiegen.
Wichtig findet die Siegerin, dass es eine Auszeichnung für den Verein ist, der ihr die Plattform für ihr Engagement biete.
"Ich habe keine Hobbys außer den TSV.
Ich verbringe die Hälfte meines Lebens im Sportheim", erzählt Wagner. Die andere Hälfte arbeitet sie als Arzthelferin in Pretzfeld und als Angestellte in einem Immobilienbüro. "Das ist nur möglich, weil ich zeitlich flexibel und von zu Hause arbeiten kann", erklärt die 51-Jährige.
Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sei sie gern auch mal allein - oder bei ihrer Familie. Selbst der Teil, der nicht Vereins-Mitglied ist, unterstütze sie. "Meine Schwester macht Salate für Feiern, meine Mutter wäscht die Trikots der Spieler", zählt Wagner auf. Was sie mit den 2500 Euro Preisgeld macht, wisse sie noch nicht. Darüber müsse das Vereinsgremium entscheiden. "Vielleicht machen wir eine energetische Sanierung oder bauen den Eingang behindertengerecht um", sagt Wagner.
500 Euro Fördergeld für die Flüchtlingskinder, die in einer Unterkunft neben dem Kirchehrenbacher Sportplatz untergebracht sind und den Saal des Vereinsheims für Sprachkurse nutzen, hat sie gerade erst beantragt und deshalb ein zweistündiges Telefonat mit dem BFV hinter sich. Sechs der Kinder haben bereits eine Spielberechtigung für den TSV. Der Sonderpreis für Flüchtlingsarbeit, der am Samstag ebenfalls vergeben wurde, hätte also gut und gerne auch nach Kirchehrenbach gehen können.