Kommt Zeit, kommt Sieg: Je weiter die Saison voranschreitet, desto besser kommen türkische Vereine in Fahrt - so auch der TKV Forchheim um Kapitän Ökcün.
Fußballer, die aus der Türkei stammen, kommen meist etwas später in der Saison in Fahrt. Das hat einleuchtende Gründe, denn wenn eine Spielzeit beginnt, sind viele von ihnen noch in der Heimat, genießen die Strände von Antalya oder Bodrum und stoßen erst etwas später zu ihrer Mannschaft. Erst im weiteren Verlauf der Saison kommt dann ihre Spielstärke voll zum Tragen.
Die Mannschaft des Türkischen Kulturvereins, kurz TKV, ist so ein Beispiel, wo ein Team erst in der weiteren Saison förmlich aufblüht. In der A-Klasse 2 war die Mannschaft nur sehr knapp dem neuerlichen Abstieg entgangen. Nur drei Punkte trennten den TKV von dem Schicksal, das ihn in die ungeliebte B-Klasse geführt hätte.
Insofern, sagt der neue Kapitän Göktu Ökcün, musste etwas unternommen werden, zumal viele Leistungsträger der vergangenen Spielzeiten entweder als Trainer oder Spielertrainer zu anderen Vereinen abgewandert sind oder gar die Fußballkarriere beendet haben. "Wir haben jetzt eine sehr junge Mannschaft, die noch ziemlich unerfahren ist."
TKV liegt in Lauerstellung Diese Jugend und Unerfahrenheit hat sich aber im Laufe der Zeit eher als Glücksgriff denn als Bremsklotz herausgestellt, auch wenn das Team, das jetzt in der A-Klasse 3 spielt, erst nach einem spielfreien Wochenende von der Reserve des SV DJK Eggolsheim beim 5:0 Lehrgeld einforderte und nach einem 4:1 gegen den ATSV Forchheim schon am dritten Spieltag auf Platz zwei stand.
Zur Winterpause hält der TKV bis zu Beginn der restlichen Rückrunde den dritten Tabellenplatz, wobei auch für den Trainer der TSV Ebermannstadt wohl im weiteren Verlauf den Ton angeben und aufsteigen wird. Den Tabellenzweiten, die DJK FC Schlaifhausen, trennen zwar auch noch sechs Punkte vom TKV als Dritten, doch die zu überholen und zumindest selbst Zweiter zu werden, traut Göktu seiner Mannschaft zu - immerhin kommt sie immer besser in Fahrt, und die Qualität ist mit fortschreitender Spielzeit immer besser geworden.
Göktu ist zwar ein deutscher Türke - oder ein türkischer Deutscher, wie man will - , aber er ist auch stolz auf seine Herkunft. So ist der kleine Akzent über dem zweiten "g" seines Vornamens ein diakritisches Zeichen, das auch in der türkischen Sprache nicht sehr oft vorkommt.
"Mein Vorname ist typisch türkisch", sagt er: "Die meisten anderen Vornamen haben arabischen Ursprung." Aber gelebt hat er stets in Deutschland, und das zeigt sich auch in seiner fußballerischen Vita, die fast ausschließlich mit dem Raum Forchheim verbunden ist.
Los ging es in Buckenhofen Sein "Mutterverein" ist der SV Buckenhofen, was insofern ein wenig überrascht, da der SVB lange Zeit sehr nachlässig in dem Bemühen war, Nachwuchsförderung zu betreiben. Erst Norbert Frey schenkte den "nachwachsenden Rohstoffen" wieder erhöhte Aufmerksamkeit, und für dessen Nachfolger Norbert Hofmann war dies ein Feld, das für seine Begriffe gar nicht genügend beackert werden konnte.
Wenn man heute das Gelände des SV Buckenhofen betritt, erschlägt einen das Gewusel förmlich, und so ähnlich muss es auch gewesen sein, als Göktu dort anfing.
"Wir waren alle Buckenhofener, viele von uns lebten in einem Haus in der Regnitzstraße, und wir hatten es nicht weit, um uns zum Fußball zu treffen."
Bis einschließlich zur C-Jugend hielt Göktu dem SVB die Treue, in der A-Jugend war er in der auslaufenden Regentschaft von Vater und Sohn Hoffmann beim Baiersdorfer SV, ging für ein halbes Jahr zum FC Burk und für ein Jahr zum Jahn. Als er für die 1. Mannschaft spielberechtigt war, ging er direkt wieder nach Burk und konnte an der Erfolgsstory der Satzinger-Ära mitschreiben. Damals konnte gerade der Aufstieg von der Kreisliga in die Bezirksliga gefeiert werden.
"Die Zeit beim SV Buckenhofen war schön, und auch die Phase unter Norbert Frey will ich nicht missen. Und in Baiersdorf unter Enzo Penna habe ich zwei sehr schöne Jahre gehabt", sagt er.
Als er schließlich zum TKV zurückging, konnte er ein Wiedersehen mit Trainer Satzinger feiern, und auch das war eine sehr erfolgreiche Zeit. Zwei Aufstiege bis in die Kreisliga, dazu die herausragende Rolle, die der TKV im Atatürk-Cup spielte. An diesem Pokal beteiligen sich türkische Mannschaften in ganz Deutschland, und der Ehrgeiz von Satzinger, verbunden mit einer guten Mannschaft, führte den TKV nach Essen, wo das Pokalfinale ausgetragen wurde.
Bei dem Verein, der mittlerweile wieder in die A-Klasse absteigen musste, ist man aber bemüht, nicht nur von den goldenen Tagen zu träumen, sondern an einer nicht minder goldenen Zukunft zu basteln. Nahziel ist zunächst der zweite Platz, gibt Göktu die vorläufige Losung aus. Damit, dass sich Ebermannstadt noch eine Blöße gibt, ist auch für ihn nicht mehr zu rechnen. Aber die nachfolgende Konkurrenz will man sich vom Leibe halten, um wenigstens an der Aufstiegsrelegation teilnehmen zu können.
Göktu Ökcün, von dem Zuschauer und Trainer gern sagen "der tanzt mit dem Ball", ist ohnehin einer, der nie aufgibt.