Party in Pinzberg: am Boden und in der Luft
Autor: Franz Galster
Pinzberg, Montag, 21. Juli 2014
In Pinzberg feiert die Modellfluggruppe aus Erlangen ihren 50. Geburtstag. Nach einer für den Verein günstigen Entscheidung in Sachen Windkraft ist die Stimmung entsprechend prächtig.
Mit einem unterhaltsamen Programm auf dem Modellflugplatz bei Pinzberg hat die Sportfachgruppe Modellflug der Flugsportvereinigung Erlangen (FVE), ihren 50. Geburtstag gefeiert. Das Wetter meinte es gut mit den Erlangern, sodass es ein erlebnisreiches Wochenende für alle Fans des Modellfliegens wurde.
Nicht nur, dass viele interessante Modelle zu besichtigen waren. Ein kleines Flugzeugmuseum demonstrierte nochmals die große technische Entwicklung von den 50er-Jahren bis heute. Das betraf Bereiche wie die Bauweise, die Motoren oder auch die Steuerungen. Auf dem Gelände warteten interessante Flugobjekte wie die F86 von Georg Tiler aus Nürnberg, ein Düsenjet im Maßstab 1:5 mit einer Flügelspannweite von 2,30 Meter, 19 Kilogramm Schubkraft und 20 Kilogramm Gewicht.
Eindrucksvolle Maschinen
Wenn Roland Reith, fünffacher Deutscher Meister im Jetfliegen, dieses Gerät über das Flugfeld donnern lässt, ähnelt das tatsächlich lebensgroßen Jets.
Nicht weniger eindrucksvoll war die Crossair von Peter Benetschik vom Gastverein aus Jena. Die Maschine hat einen Fünfzylinder-Sternmotor und einer Leistung von rund 15 PS. In der Nähe wartete ein respektabler Starfighter auf seinen Einsatz oder auch eine LA7, eine russische Maschine des Zweiten Weltkrieges. Allein das Studium aller Prachtstücke war eine tagesfüllende Aufgabe.
Alle fünf Minuten startete ein Flugzeug zur Vorführung. Die Flugleitung wirkte präzise und gut organisiert. Die überwiegende Zahl der Flugzeuge wurde elektrisch betrieben, was den Fluglärm in sehr moderaten Grenzen hielt. Nicht zu verhehlen ist aber eben auch, dass das klassische Flugzeug mit Verbrennungsmotor immer noch einen besonderen Reiz ausübt.
Helmut Seißler, der Vorsitzender der Gruppe Modellflug im Hauptverein, blickt zufrieden auf den Sportbetrieb. Heute dürfen alle ihre Modelle fliegen lassen, nicht nur aus dem Verein. "Wir können relativ beruhigt feiern. Sowohl unser Fluggebiet in Marloffstein als auch bei Pinzberg waren als Vorranggebiete für Windkraft ausgewiesen. Beide wurden herausgenommen", freute sich Seißler.
Der Platzverlust wäre ein echtes Problem geworden. "Die neue Sicherheit gibt Auftrieb. Wir können wieder in die Zukunft schauen", resümiert Seißler. Deshalb konnte Seißler entspannt feiern, verdienten Mitgliedern danken und auch den Verpächtern aus Effeltrich und Marloffstein. Eingeladen waren alle Vereine des Umkreises. Der Präsident der Flugsportvereinigung, Klaus Raeder, nutzte eine kleine Feier, um einen Rückblick zu geben auf die Entwicklung des Vereins.
Zehn Männer mit Herz
Aus dem Jahr 1917 sind demnach erste Aktivitäten des Modellfliegens in Erlangen bekannt, 1927 gründete sich der Luftsportclub Erlangen. Zum ursprünglichen Modellflug gesellten sich Schritt für Schritt große Flieger. 1952 ließ sich der Verein nach den Tiefschlägen des Krieges neu eintragen, den Schwerpunkt bildete die Segelfliegerei.
Erst 1963 rafften sich zehn beherzte Männer auf und belebten die Modellfluggruppe neu. Sie wurde am 6. Mai 1964 offiziell beschlossen. Das Flugfeld in Marloffstein bildete die Basis. 1975 kam das Gelände bei Pinzberg hinzu. Letzteres ist großzügig und befindet sich in klarem Abstand zu den Dörfern. Damit war die Gefahr, die Anwohner mit lärmenden Flugzeugen zu stören, entschärft. Mittlerweile senken die modernen Elektroantriebe die Fluggeräusche erheblich. Heute zählt die Modellsparte 165 Mitglieder, davon treiben 140 aktiv den Flugsport. Sie kommen aus dem Raum zwischen Forchheim, Erlangen und Nürnberg. Rudolf Schleinkofer ist das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Klaus Räder und Helmut Seißler ehrten ihn mit einer Reproduktion des Gründungsbeschlusses und einer Ehrenurkunde.
Zweite Vorsitzende Barbara Graupner legte noch einen prächtigen Blumenstrauß obendrauf. Mit ansehnlicher Mannschaft war Hans Ulrich Fischer vom Jenaer Modellflugclub angereist. Eine 24-jährige Freundschaft verbindet die Vereine. Jena ist zudem auch die Partnerstadt von Erlangen. Mit seinem Glückwunsch verband Fischer den Dank seines Vereins für die Unterstützung aus Erlangen noch vor der Währungsunion. "Das werden wir nie vergessen", sagte er.