Monika Kohlmann aus Hetzles steht morgens in der Backstube und arbeitet nachmittags auf ihrem Hof. Jetzt hat sie auch noch den Gesellenbrief in der Landwirtschaft gemacht - nebenbei.
"Eine Werbung für die Landwirtschaft" nannte Hans Vetter, Leiter des Prüfungsausschusses, das Ergebnis der Freisprechungsfeier. Eingeladen hatte das Berufsbildungsamt des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Coburg.
63 Prüflinge nahmen am Freitag im Brauerei-Gasthof Sonne in Ebermannstadt ihre Zeugnisse entgegen. Sie haben ihr Ziel entweder im Rahmen der normalen dreijährigen Ausbildung oder über das Bildungsprogramm Landwirtschaft (BiLa) in einer zweijährigen Abendschule erreicht. "Auch wir brauchen den Wettbewerb um die besten Köpfe, gerade im demographischen Wandel", sagte Vetter. Beide Wege seien gleichwertig, alle machten die gleiche Prüfung, betonte er.
Von der Backstube auf den Hof Ein Musterbeispiel für die BiLa ist Monika Kohlmann aus Hetzles im Landkreis Forchheim. Mit viel Hingabe und Idealismus arbeitet sie in ihrer "Freizeit" auf dem Nebenerwerbshof ihres Bruders Johannes, den dieser von seinen Eltern in Pacht übernommen hat. Vieles ist ungewöhnlich bei ihr. Doch manches ist auch typisch für die Entwicklung in der heutigen Landwirtschaft.
Monika ist im Hauptberuf Bäckerei- und Konditormeisterin. Auf dem elterlichen Hof mit rund 20 Hektar finden sich viele Sonderkulturen wie Erdbeeren und Kirschen. Aber auch Ackerbau und Mastviehhaltung gibt es. "Das geht nur, wenn alle zusammenhelfen", findet Mutter Sophie. Wirklich anpacken auf dem Hof kann aber nur, wer auch die nötige Qualifikation besitzt, beispielsweise beim sensiblen Thema Einsatz von Spritzmitteln.
Kurz entschlossen, die Familie motivierte sie zusätzlich, absolvierte Monika die zweijährigen BiLa-Abendschule und erhält dafür jetzt den Gesellenbrief. Was hat sie dazu motiviert? "Draußen zu arbeiten in der freien Natur, dazu der Umgang mit neuester Landtechnik - das können wir Frauen genauso", sagt sie selbstbewusst.
Keine normalen Arbeitstage Dabei wirft sie einen Blick auf ihren großen Lieblingsschlepper, mit dem sie vorhin noch geradezu spielerisch auf den von zahllosen geernteten Kürbissen malerisch umgebenen Hof fuhr. "Ackern, Grubern, Schlepper fahren, das ist nur ein Teil. Anstrengende Handarbeit gehört auf dem Hof aber auch dazu", erzählt Monika, die keinen einfachen Arbeitsalltag hat. Aber wenig erscheint normal in ihrem Leben.
Ihr Arbeitstag im Hauptberuf erstreckt sich von 2.30 Uhr in der Nacht bis 12 Uhr mittags. Danach kann sie drei bis vier Stunden schlafen, bevor gegen vier Uhr am Nachmittag die Arbeit auf dem Bauernhof an der Reihe ist. Abends dann nicht so spät ins Bett, denn mitten in der Nacht klingelt schon wieder der Wecker. Da gehört schon Idealismus dazu, um so ein Pensum bewältigen zu können.
Prüfung dauert sechs Stunden Den Ablauf der Prüfungen erläuterte bei der Festveranstaltung in Ebermannstadt der Ausbildungsberater Klaus Reininger.
Voraussetzungen wie ordnungsgemäße Berichte oder die Neugestaltung praktischer Aufgaben waren Bedingung für die Zulassung zur Prüfung. Der praktische Teil der Prüfung beinhaltete drei Stunden Pflanzenproduktion und drei Stunden Tierhaltung und fand im Juni statt. Die Prüflinge machten sich samstags zuvor mit dem Prüfungsbetrieb vertraut. Bis zu 32 Prüfer waren auf sechs Betrieben gleichzeitig im Einsatz. Die schriftliche Prüfung fand im Juli statt. Es wurde die Durchschnittsnote von 3,13 erreicht.
Studiendirektor Klaus Bock von der Berufsschule Coburg erzählte, dass es letztmals 1981 so viele Absolventen gegeben habe. Er überreichte an Dirk Böhmer aus Grundfeld bei Staffelstein den Staatspreis für seinen hervorragenden schulischen Abschluss.
Christian Derra, er hat das BiLa als zweiten Beruf durchlaufen, erinnerte an die unerwarteten Konflikte in einem komplizierten und vielseitigen Feld wie der Landwirtschaft. "Ende gut, alles gut", zog schließlich Rudi Steuer, Bezirksvorsitzender des Verbandes landwirtschaftlicher Ausbilder und Meister zufriedene Bilanz.
Im Festvortrag gab BBV-Bezirkspräsident und Kreisobmann von Forchheim, Hermann Greif, den Absolventen Tipps für das neue Leben und seine Herausforderungen. Bescheidenheit, Zielstrebigkeit und gute Personalführung waren nur einige der vielen praktischen Aspekte. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse und sorgfältige Entscheidungen seien unabdingbar. Laptop und PC seien als Handwerkszeug unverzichtbar.
"Holt Euch Rat und Unterstützung bei den Ämtern, bringt euch ein in tägliche Entscheidungen und Ehrenämter", so ein weiterer Appell. Zusammen mit Hans Vetter und Klaus Reininger überreichte Greif die Urkunden an die Absolventen.