Kreishandwerkerschaft befürchtet "Angriff auf den Meisterbrief"

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Die Geehrten mit Oppel (5. von links) und Koller (ganz links). Fotos: Gernot Wildt
Die Geehrten mit Oppel (5. von links) und Koller (ganz links). Fotos: Gernot Wildt
Johannes Emrich, Kfz-Techniker aus Schnaid (Hallerndorf) und Bertram Röhrer, ebenfalls Kfz-Techniker aus Weißenohe, Jungmeister, die geehrt wurden
Johannes Emrich, Kfz-Techniker aus Schnaid (Hallerndorf) und Bertram Röhrer, ebenfalls Kfz-Techniker aus Weißenohe, Jungmeister, die geehrt wurden
 

Ernste Worte bei der Weihnachtsfeier: Die Kreishandwerkerschaft will das duale Bildungssystem beibehalten, an dem die Europäische Kommission etwas verändern will.

Bewusst ruhig feierte die Kreishandwerkerschaft ihre Weihnachtsfeier. "Weihnachtszeit heißt auch: Aussteigen aus dem sich immer schneller drehenden Hamsterrad der Arbeitswelt. Noch schneller dreht sich das Eventkarussell." Kreishandwerksmeister Werner Oppel wünschte sich bei der Versammlung im Hotel "Schloßberg" in Haidhof ein paar beschauliche Stunden abseits vom täglichen Arbeitstrott. Bei der Zusammenkunft wurden auch acht "goldene Meister" geehrt, eine Frau und sieben Männer, die alle zwei Bedingungen erfüllen mussten: Sie mussten das 65. Lebensjahr vollendet haben und mindestens 30 Jahre lang selbstständig einen Handwerksbetrieb geführt haben.

Nicht einverstanden mit EU-Plan

Freilich wollte man besinnlich sein, aber das Handwerk blickt mit Sorge auf die neuen Entwicklungen, wenn es um die gerade gebildete Große Koalition geht.
Für den Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, der die Festrede hielt, verhält es sich so, dass auch die Europäische Kommission kräftig mitmische. Diese habe einen unerklärlichen Angriff auf das deutsche duale Ausbildungssystem aus Berufsschule und beruflicher Bildung gestartet, sagte Koller.

Meistertitel Dreh- und Angelpunkt

Koller erklärte, wie er das meint. In einer "Evaluierung reglementierter Berufe" fordere die Kommission seit Neuem "die Abschaffung von ungerechtfertigten Beschränkungen des Marktzutritts". Damit, so Koller, "greift sie unseren Meisterbrief frontal an", was völlig unerklärlich sei. "Der Meistertitel ist für das Funktionieren des Systems der beruflichen Bildung in Deutschland der entscheidende Dreh- und Angelpunkt. Wenn man ihn schwächt, gerät das gesamte duale System ins Wanken", sagte Koller. Zum Glück zeichne es sich im neuen Koalitionsvertrag ab, dass sich die Bundesregierung eindeutig für die Beibehaltung des Meisterbriefs ausspreche. Denn der "German Mittelstand" stehe für "Stabilität, Innovation und internationale Wettbewerbsfähigkeit", so Koller. Das gelte vor allem im Hinblick auf die in Europa weiter um sich greifende Jugendarbeitslosigkeit. Die deutschen Handwerksleistungen könnten sich sehen lassen: 87 Prozent seien Umfragen zufolge mit der Beratung zufrieden, 82 Prozent mit der Arbeitsqualität und 81 Prozent mit der vollständigen Arbeitsausführung.

Für Oberfranken bedeute das: Jeder fünfte Beschäftigte sei im Handwerk tätig, jede vierte Betriebsstätte entfalle auf das Handwerk, und jeder dritte Auszubildende beginne seine Berufslaufbahn im Handwerk. Nicht von ungefähr heiße es in der Imagekampagne des Handwerks: "Wir sind Handwerker. Wir können das." Trotz des Gegenwinds aus Brüssel sei aber ein Umdenken spürbar, eine Rückbesinnung auf die "Leistungsfähigkeit unseres Systems der beruflichen Bildung".

Unter den mit dem "Goldenen Meisterbrief" Geehrten fand man als einzige Frau die Friseurmeisterin Anneliese Zuleger aus Langensendelbach, die immerhin seit 38 Jahren im Geschäft ist. Weitere Geehrte sind der ehemalige Obermeister der Malerinnung, Otto Wohlhöfner aus Schlaifhausen, und die langjährigen Meister Werner Schmidt (Metallbauer, Mittelrüsselbach), Hans Trautner (Fleischer, Kirchehrenbach), Karl-Heinz Wießner (Metallbauer, Hetzles), Günter Winkler (Maurer, Hausen), Siegfried Saffer (Bäcker, Bammersdorf) und Günther Grund (Metallbauer). Von den insgesamt 31 Jungmeistern hatten sich nur zwei auf den Weg nach Haidhof gemacht.