Forchheimer schmuggelt Crystal im Darm

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Ein 47-Jähriger glaubt im tschechischen Eger ein tolles Schnäppchen gemacht zu haben. Dann warteten dann aber die Fahnder auf ihn.

Mit etwas Pech hätte der "Drachenmarkt" für einen 47-jährigen Forchheimer zur Höllenqual werden können. Im vergangenen April war er im tschechischen Eger unterwegs gewesen. Ihm hatte es vor allem ein Etablissement angetan, das "Dragon-Markt" heißt. Dahinter verbirgt sich einer jener XXL-Wühltische, zu dem Menschen aus grenznahen Regionen gern pilgern. Dort finden sie in der Regel gefälschte Markenkleidung, Parfüms, Markenzigaretten oder Spirituosen.
Eigentlich seien sie nur zum Shoppen gefahren, versicherte auch seine Beifahrerin vor Gericht, auf der Suche nach günstigen Klamotten und sonstigen Gelegenheitseinkäufen. Dass es allerdings nicht bei billigem Plunder geblieben sein kann, ließ schon der Umstand erahnen, dass die Beifahrerin derzeit in der JVA Würzburg einsitzt.
In Eger waren sie und der Angeklagte an einen Asiaten geraten, der ihnen den neben "Becherovka" (Magenbitter) und "Svičková" (Lendenbraten) wohl beliebtesten Exportartikel des Landes aufschwatzen wollte: die Labordroge Metamphetamin, die derzeit unter dem Namen "Crystal" in Polizeikreisen große Sorgen bereitet. Der Mann war vom Preis regelrecht paralysiert, denn der Dealer wollte pro Gramm nur 30 Euro. "In Deutschland bekommt man für das Crystal einen wesentlich höheren Preis", klärte der 47-Jährige das Forchheimer Schöffengericht auf.

Die Polizei hörte Telefon ab

Dass dieses Schnäppchen gleichzeitig ein Rechtsbruch ist, muss dem Mann allerdings klar vor Augen gestanden haben. Warum sonst hätte er das Crystal in einem Kondom verpacken und anschließend in den After stecken sollen?
Der Mann setzte damit sein Leben aufs Spiel. Wäre das Kondom geplatzt, wäre der Mann wohl unter grässlichen Qualen gestorben. So weit kam es indes nicht, denn der Mann war daheim der Polizei gut bekannt. Eine Beamtin hatte der Fahndungsgruppe in Schirnding einen Hinweis gegeben, dass da jemand in Drogengeschäften unterwegs sein könne. Der Verdacht gegen den 47-Jährigen hatte sich ergeben, nachdem sein Telefon seit längerem überwacht wird.
Schon bevor der Forchheimer die Grenze nach Eger überschritt, stand er unter Beobachtung. Als er auf deutschen Boden zurückkehrte, warteten die Fahnder schon auf ihn.

Knapp über der Höchstgrenze

Mit Drogen habe er in seiner Jugend schon zu tun gehabt. Aber das sei Vergangenheit, beteuerte der Angeklagte. Das Drogenversteck in den Tiefen seines Mastdarms wertete der Staatsanwalt aber als untrüglichen Hinweis, dass der Forchheimer mit einer Kontrolle gerechnet habe.
Auch Amtsrichterin Silke Schneider kam dessen Verhalten nicht koscher vor: "Es nimmt ihnen keiner ab, dass Sie nur zum Shoppen gefahren sind und sich dann zufällig Drogen in den After einführen ließen."
Verteidiger Jochen Kaller focht wie ein Löwe um die Einstufung des Drogenschmuggels als "minderschwer" und hatte auf seiner Seite, dass die gefundene Menge nur knapp über der Höchstgrenze für eine Bewährungsstrafe lag: 5,9 Gramm Metamphetamin-Base, und damit 0,9 Gramm über der Grenze.
Das Gericht verurteilte den 47-Jährigen zu einer Strafe von einem Jahr und zehn Monaten. Sie ist ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung.