Ermreuth/Bamberg
Gerichtsverhandlung

Versuchter Brandanschlag auf Synagoge: Angeklagter erhält Haftstrafe - "deutliches Zeichen setzen"

Der Prozess um einen versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Ermreuth ist mit einer Haftstrafe für den Angeklagten beendet worden. Das Urteil solle laut Richter ein "deutliches Zeichen setzen".
Prozessbeginn wegen versuchten Brandanschlags auf die Synagoge
Der 22 Jahre alte Beschuldigte soll in der Nacht zu Neujahr 2023 versucht haben, die Synagoge im oberfränkischen Ermreuth in Brand zu setzen. Foto: Daniel Vogl (dpa)
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Update vom 26.05.2023, 19.45 Uhr: Haftstrafe für Angeklagten wegen Anschlag auf Synagoge

Ein 22-Jähriger wollte die Synagoge im bayerischen Ermreuth brennen sehen. Davon ist das Amtsgericht Bamberg überzeugt. Auch wenn ein Brandanschlag fehlschlug, muss er in Haft.

Der junger Mann aus Franken habe geschafft, vor allem bei jüdischen Menschen wieder eine Angst zu wecken, die sie lange nicht mehr hatten: Dass Synagogen in Deutschland brennen könnten. Davon zeigte sich Oberstaatsanwalt Andreas Franck überzeugt im Prozess um den versuchten Brandanschlag auf die Synagoge von Ermreuth in Oberfranken.

Das Amtsgericht Bamberg folgte der Auffassung des Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Justiz und verurteilte den 22 Jahre alten Angeklagten am Freitag zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren wegen versuchter schwerer Brandstiftung und gemeinschädlicher Sachbeschädigung. Der Vorsitzende Richter Matthias Bachmann attestierte dem Angeklagten eine seit Jahren bestehende rechtsextreme Gesinnung. Er sei sich der Konsequenzen seiner Tat trotz eines erheblichen Alkoholkonsums bewusst gewesen. Das Urteil solle auch ein deutliches Zeichen setzen.

Den an der Synagoge entstandenen Schaden haben die Eltern des Angeklagten der jüdischen Gemeinde erstattet. Der Mann räumte die Tat im Prozess ein und sprach von einem "schändlichen Fehlverhalten". Doch aus seiner Gesinnung machte er keinen Hehl.

Auf seinem Handy fanden Ermittler zudem zahlreiche Bilder, Texte und Musikstücke mit rechtsradikalem und antisemitischem Inhalt. Auf einem Foto steht der Angeklagte vor einer Reichsflagge und zeigt den Hitlergruß. Er habe erkannt, dass ihn seine Gesinnung im Leben nicht weiter bringe, sondern ins Gefängnis, sagte der Angeklagte zum Ende des Prozesses. Von seinem rechten Freundeskreis und rechtsextremen Medien wolle er sich in Zukunft fernhalten.

Der Vorsitzende Richter hielt das nicht für glaubhaft. Er gehe nicht davon aus, dass dem Angeklagten dies in absehbarer Zeit gelinge. Eine Bewährungsstrafe, wie vom Verteidiger des Mannes gefordert, sei deshalb nicht vertretbar. Der Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft München hatte eine dreijährige Haftstrafe gefordert.

Update vom 25.05.2023, 14.15 Uhr: Prozessbeginn im Fall von Synagogen-Brandstiftung

Im Prozess um den versuchten Brandanschlag auf die Synagoge im bayerischen Ermreuth hat der Angeklagte die Tat vor Gericht eingeräumt. Der 22-Jährige sagte am Donnerstag vor dem Amtsgericht Bamberg, er habe an dem Abend viel Alkohol getrunken und bereue die Tat zutiefst. Warum genau er das getan habe, wisse er nicht. Zugleich räumte er ein, eine rechtsradikale Gesinnung zu haben und sich nach einer Verurteilung Hilfe holen zu wollen.

Der junge Mann soll laut Anklage in der Nacht zu Neujahr 2023 zunächst eine Glasscheibe der Synagoge eingeschlagen haben. Anschließend soll er versucht haben, einen Feuerwerkskörper zu entzünden, um ihn ins Innere zu werfen. Das Bodenfeuerwerk zündete aber nicht. Menschen hielten sich zur Tatzeit nicht in dem Gebäude auf.

Die Generalstaatsanwaltschaft geht von einem "rechtsextremen und judenfeindlichen Tatmotiv" aus und wirft dem Mann versuchte schwere Brandstiftung und gemeinschädliche Sachbeschädigung vor. Der 22-Jährige war wenige Tage nach der Tat festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Das oberfränkische Ermreuth ist ein Ortsteil von Neunkirchen am Brand im Landkreis Forchheim. Die 1822 errichtete Synagoge ist heute ein Haus der Begegnung und der Kultur.

Update vom 25.05.2023, 7.45 Uhr: Prozessbeginn im Fall von Synagogen-Brandstiftung

Wegen eines versuchten Brandanschlags auf die Synagoge im oberfränkischen Ermreuth steht ab Donnerstag (25. Mai), 9.45 Uhr, ein 22-Jähriger vor dem Amtsgericht Bamberg. Die Generalstaatsanwaltschaft München wirft dem jungen Mann vor, in der Nacht zu Neujahr 2023 zunächst eine Glasscheibe des Gebäudes eingeschlagen zu haben. Anschließend soll der junge Mann versucht haben, einen Feuerwerkskörper zu entzünden, um ihn ins Innere zu werfen. Das Bodenfeuerwerk zündete aber nicht. Menschen hielten sich zur Tatzeit nicht in dem Gebäude auf.

Die Generalstaatsanwaltschaft geht von einem "rechtsextremen und judenfeindlichen Tatmotiv" aus und wirft dem Mann versuchte schwere Brandstiftung und gemeinschädliche Sachbeschädigung vor. Der 22-Jährige war wenige Tage nach der Tat festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Er stand zur Tatzeit laut den Ermittlern unter Alkoholeinfluss und ist bisher nicht wegen ähnlicher Taten aufgefallen.

Ermreuth ist ein Ortsteil von Neunkirchen am Brand im Landkreis Forchheim. Die 1822 errichtete Synagoge war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst an die Raiffeisengenossenschaft übergegangen und als Lagerhaus genutzt worden. Nach Sanierungsarbeiten öffnete die ehemalige Synagoge 1994 wieder - als Haus der Begegnung und der Kultur inklusive einer Ausstellung. Die Synagoge steht beispielhaft für das Landjudentum, das in vergangenen Jahrhunderten viele fränkische Dörfer prägte.

Update vom 15.05.2023, 15.30 Uhr: Verhandlungstermine angesetzt

Nach einem Brandanschlag auf die Synagoge von Ermreuth in der Silvesternacht soll der Prozess gegen den Angeklagten am 25. Mai beginnen. Für Freitag, den 26. Mai, habe das Amtsgericht Bamberg einen weiteren Verhandlungstermin angesetzt, sagte eine Gerichtssprecherin am Montag auf Nachfrage. Zuvor hatte die Bild-Zeitung über die Terminbekanntgabe berichtet.

In der Nacht zu Neujahr 2023 soll der 22 Jahre alte Angeklagte versucht haben, mit einem sogenannten Bodenfeuerwerk die Synagoge im oberfränkischen Ermreuth in Brand zu setzen. Er soll eine Glasscheibe des Gebäudes eingeschlagen und versucht haben, den Feuerwerkskörper zu entzünden, um ihn ins Innere der Synagoge zu werfen. Jedoch zündete das Bodenfeuerwerk nicht. Die Generalstaatsanwaltschaft München geht von einem "rechtsextremen und judenfeindlichen Tatmotiv" aus. Bei der Generalstaatsanwaltschaft in München ist der Zentrale Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Justiz angesiedelt, deshalb wurde das Ermittlungsverfahren dort geführt.

Der Mann sei wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung in Tateinheit mit versuchter schwerer Brandstiftung angeklagt, sagte die Sprecherin des Amtsgerichts. Er sitze derzeit in Untersuchungshaft. Wenige Tage nach dem mutmaßlichen Anschlag war er festgenommen worden. Der Verdächtige soll die Tat nach Angaben der Ermittler unter Alkoholeinfluss begangen haben. Zuvor sei er nicht wegen ähnlicher Taten aufgefallen.

Ermreuth ist ein Ortsteil von Neunkirchen am Brand im Landkreis Forchheim. Die 1822 errichtete Synagoge war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst an die Raiffeisengenossenschaft übergegangen und als Lagerhaus genutzt worden. Nach Sanierungsarbeiten öffnete die ehemalige Synagoge 1994 wieder - als Haus der Begegnung und der Kultur inklusive einer Ausstellung. Die Synagoge steht beispielhaft für das Landjudentum, das in vergangenen Jahrhunderten viele fränkische Dörfer prägte.

Update vom 30.03.2023, 7 Uhr: Tatverdächtiger seit Monaten in U-Haft

Rund drei Monate nach einem mutmaßlich rechtsextremistisch motivierten Anschlag auf eine ehemalige Synagoge in Oberfranken ist der Tatverdächtige weiter in Untersuchungshaft. Die polizeilichen Ermittlungen seien inzwischen abgeschlossen, sagte Klaus Ruhland, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft München, auf Anfrage.

Nun kommt es auf die Generalstaatsanwaltschaft an, wie es in dem Fall weitergeht. Man könne noch keine Prognose abgeben, bis wann das Ermittlungsverfahren abgeschlossen wird, ergänzte Ruhland.

Ein zum Tatzeitpunkt 21-Jähriger wird verdächtigt, in der Silvesternacht ein Fenster der früheren Synagoge Ermreuth bei Neunkirchen am Brand (Landkreis Forchheim) beschädigt zu haben. Anschließend soll er versucht haben, einen Feuerwerkskörper zu zünden und durch die eingeschlagene Scheibe zu werfen, um das einstige jüdische Gotteshaus in Brand zu stecken. Am 5. Januar wurde er festgenommen.

Ein Überwachungsvideo und Zeugenaussagen brachten die Ermittler auf seine Spur. Nach derzeitigen Erkenntnissen und wegen der Tatausführung gehe man von einer antisemitisch motivierten Straftat mit rechtsextremistischem Hintergrund aus, hieße es bei der Festnahme.

Seit dem 10. Januar führt die Generalstaatsanwaltschaft München das Ermittlungsverfahren, denn dort ist der Zentrale Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Justiz angesiedelt. Die 1822 errichtete Synagoge war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst an die Raiffeisengenossenschaft übergegangen und als Lagerhaus genutzt worden. Nach Sanierungsarbeiten öffnete die ehemalige Synagoge 1994 wieder - als Haus der Begegnung und der Kultur inklusive einer Ausstellung.

Update vom 10.01.2023, 15.45 Uhr: Rechtsextremer Hintergrund bei Synagogen-Anschlag vermutet

Ein Anschlag auf eine ehemalige Synagoge im oberfränkischen Ermreuth im Landkreis Forchheim hat nach Erkenntnissen der Ermittler einen rechtsextremen Hintergrund. Wie Staatsanwaltschaft Bamberg und Polizeipräsidium Oberfranken am Dienstag mitteilten, wurde ein 21-jähriger Tatverdächtiger bereits am 5. Januar festgenommen.

Der Mann werde verdächtigt, in der Silvesternacht eine Fensterscheibe der früheren Synagoge beschädigt zu haben. Anschließend soll er versucht haben, einen Feuerwerkskörper zu zünden und durch das eingeschlagene Fenster zu werfen, um das einstige jüdische Gotteshaus in Brand zu stecken.

Ein Überwachungsvideo sowie Zeugenaussagen brachten die Ermittler auf die Spur des 21 Jahre alten Verdächtigen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach eigenen Angaben weiter zu den Hintergründen der Tat. Nach derzeitigen Erkenntnissen und wegen der Tatausführung gehe man von einer antisemitisch motivierten Straftat mit rechtsextremistischem Hintergrund aus, hieß es.

Die Staatsanwaltschaft hatte nach der Festnahme des jungen Mannes einen Haftbefehl gegen diesen wegen versuchter schwerer Brandstiftung und gemeinschädlicher Sachbeschädigung beantragt, wie das Polizeipräsidium Oberfranken mitteilt. Der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Bamberg lehnte dies den Angaben zufolge jedoch ab, da er keine Fluchtgefahr sah. Daher ist der Verdächtige nun wieder auf freiem Fuß. Allerdings hat die Anklagebehörde Beschwerde gegen den Beschluss eingelegt. Nun muss das Landgericht Bamberg über die Haftfrage entscheiden.

Am Dienstag (10. Januar) wurde das Ermittlungsverfahren von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München übernommen. Dort wird es vom Zentralen Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Justiz geführt.

Das zweistöckige Gebäude der ehemaligen Synagoge stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde bis etwa 1930 für jüdische Gottesdienste genutzt. Bei den nationalsozialistischen Pogromen im November 1938 wurde der Bau beschädigt und geschändet, aber nicht zerstört. Seit einer Renovierung in den 1990er Jahren ist in der früheren Synagoge eine Dauerausstellung über das jüdische Leben in der Region untergebracht.

Erstmeldung vom 05.01.2023, 15.30 Uhr: Fenster von Synagoge beschädigt - Kripo sucht unbekannte Täter

Vermutlich in der Silvesternacht ging an der Synagoge in dem Ortsteil von Neunkirchen am Brand eine Fensterscheibe zu Bruch. Die Staatsanwaltschaft Bamberg und die Kriminalpolizei Bamberg haben die Ermittlungen aufgenommen, wie sie in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilen.
 
Reiner Erfurt vom Polizeipräsidium Oberfranken berichtete, dass am Neujahrsmorgen einer Spaziergängerin eine zerbrochene Fensterscheibe an der Synagoge in Ermreuth aufgefallen war. Das Gebäude steht in der Wagnergasse 8, einer Seitenstraße der Dachstadter Straße. Wohl in der Silvesternacht beschädigten Unbekannte die Scheibe direkt neben dem Eingang.

Staatsanwaltschaft und Kripo bitten um Hinweise aus der Bevölkerung:

  • Wer hat in der Silvesternacht in der Wagnergasse in Ermreuth gesehen oder gehört, dass die Scheibe zu Bruch ging?
  • Wer hat verdächtige Personen im Bereich rund um die Synagoge gesehen oder sonst verdächtige Wahrnehmungen gemacht?

Zeugen werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei Bamberg unter 0951/9129-491 zu melden.