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Der Lärmschutz in Forchheim genügt nur der Bahn


Autor: Peter Groscurth

Forchheim, Donnerstag, 11. Sept. 2014

Die Planer versichern einen besseren Lärmschutz für die Bürger im Vergleich zum Ist-Zustand. Doch die Bürgermeister Claus Schwarzmann und Franz Stumpf sowie der BI-Sprecher Otwin Schneider sind trotzdem sauer.
Der Lärmschutz entlang der Hochgeschwindigkeitsstrecke ist das Thema schlechthin beim Erörterungstermin in der Jahnhalle. Fotoretusche: Franziska Schäfer


Wie viel Lärm müssen sich die Bürger rund um Forchheim künftig gefallen lassen? Das war wohl der eigentliche Streitpunkt, der seit Montag die Teilnehmer des Erörterungstermins in der Jahnhalle zum Ausbau der Bahnstrecke zwischen Baiersdorf und Eggolsheim am meisten beschäftigte. 2016 sollen laut Plan die Bagger anrücken und dafür sorgen, dass die ICEs auf der Strecke zwischen München und Berlin bis 2022 nahezu durchgängig mit Tempo 230 km/h fahren können.

1300 Einwände von Betroffenen gab es gegen dieses Projekt und stundenlange Diskussionen. Was aber brachte nun der Erörterungstermin? Kommunalpolitiker, der Chefplaner der Bahn und ein Vertreter der Bürgerinitiative Forchheim-Nord sprechen über ihre Erfahrungen und ziehen eine erste Bilanz.

Franz Stumpf, Oberbürgermeister von Forchheim (CSU/WUO): "Ich kritisiere unter anderem die Darstellung der

Pläne. Es gab keine visuelle Darstellung der Auswirkungen des Ausbaus auf das Stadtbild. Außerdem gab es keine 'Waffengleichheit'. Denn die Bahn kannte zwar die Bedenken der Stadt, aber wir bekamen in keinster Weise eine Reaktion darauf. Desweiteren bin ich der Ansicht, dass das derzeitige Verfahren keine Fortsetzung des Verfahrens aus dem Jahr 1996 ist, sondern es muss ein neues Verfahren durchgeführt werden. Denn nur so werden die neuen Lärmschutzrichtlinien zum Wohl aller Anwohner angewandt."

Claus Schwarzmann, Bürgermeister von Eggolsheim (BB): "Mir war klar, dass sich die Deutsche Bahn auf ihre Rechtsposition zurückzieht. Leider waren daher Zugeständnisse an Kommunen oder Bürger nicht zu erwarten. Substantielle Verbesserungen beim Schutz vor Zuglärm etwa können daher nur durch Klagen erreicht werden. Das müssen nun die politischen Gremien wie Stadt- oder Gemeinderäte entscheiden. Auf Eggolsheim kommen durch den Ausbau enorme finanzielle Belastungen zu. Im schlimmsten Fall bis zu zehn Millionen Euro, die wir nicht schultern können. Leider fehlt uns bei diesem Verkehrsprojekt der notwendige politische Rückenwind vom Land. Die Bahn-Planer hingegen ertrugen diesen Erörterungstermin und schwiegen bei wichtigen Fragen nur. Ich finde es schade, dass wenige Bürger vor Ort waren. Ich denke, viele fühlen sich machtlos gegenüber der Deutschen Bahn."

Otwin Schneider von der Bürgerinitiative Forchheim-Nord: "Faktisch wurde in den vergangenen Tagen von den Experten alles abgebügelt. Alle Einwände - wie beim Lärmschutz - waren anscheinend falsch und nur die Herren der Bahn fühlten sich im Recht. Jetzt setze ich auf die Unterstützung der Politiker. Ich hoffe auf Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, dass er hier den Bürgern zur Seite steht. Sehr enttäuscht bin ich aber, wie wenig Bürger zum Erörterungstermin kamen. Das lag wohl auch an der Urlaubszeit. Das Projekt wird wohl erst so richtig heiß und umstritten, wenn die Arbeiten dazu beginnen."

Alfons Plenter, Chefplaner von der Deutschen Bahn: "Ich bin ganz zufrieden mit dem Verlauf. Ich fand hier eine konstruktive Atmosphäre vor. Dass es Kritik gibt, ist doch klar. Viele Betroffene konnten aber Einfluss nehmen und ihre Probleme schildern. Wir konnten so gemeinsam Lösungen finden und auch das Projekt des Ausbaus der Bahnstrecke verständlicher machen. Aber wir haben von Seiten der Bahn auch viele Arbeitsgespräche mit den Kommunen im Vorfeld geführt. Ich bin mir sicher, dass wir mit unseren Maßnahmen dazu beitragen werden, dass die Situation beim Schallschutz künftig besser sein wird, als dies jetzt der Fall ist. Unser Hauptanliegen ist es, alle Streitpunkte vor der endgültigen Genehmigung des Projekts zu lösen. Wahrscheinlich wünschen sich viele Bürger, dass wir lieber morgen als übermorgen mit dem Ausbau starten."