Dauerarrest statt Urlaub für diebische Schläger

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Auch ihre Gedächtnislücken vor Forchheimer Schöffengericht haben zwei Jugendliche nicht vor einer Verurteilung bewahrt. Die beiden hatten im Anschluss an die Poxdorfer Kirchweih heftig zuschlagen und später einen vermeintlichen Kumpel noch um 2500 Euro erleichtert.

Es ist beinahe schon Routine. Es ist ein winterlicher Montag, morgens um halb neun, und vor dem Richtertisch von Philipp Förtsch versammelt sich eine Reihe von jugendlichen Unholden. Und auch, was die Jugendlichen zu Protokoll geben, ähnelt sich stark. Oft geht es um eine Kirchweih mit betrunkenen Jugendlichen, die mit ihrem Rausch nicht zurecht gekommen sind.

Gebetsmühlenartig erklingt vor Gericht der Ausspruch "Keine Ahnung" - meist, weil die Angeklagten ihren mitangklagten Kumpels nicht allein ans Messer liefern wollen. Oft aber auch weil die Angeklagten zur Tatzeit nicht mehr Herr ihrer Sinne gewesen sind. Hinzu kommen in der Regel eine erkleckliche Zahl von Faustschlägen oder auch Kopfstößen.

An diesem Montag ging es vor dem Schöffengericht um die Poxdorfer Kirchweih im August vergangenen Jahres. Ein junger Mann und sein zwei Jahre älterer Zechbruder hatten sich dabei darauf verlassen, dass sie bei einem ortsansässigen Kumpanen übernachten könnten. Das hätten sie zuvor ausgemacht. Daraus wurde aber nichts, da auf ihr Läuten gegen zwei Uhr morgens keiner die Tür öffnete. Schon zuvor hatte sich der Jüngere in eine Schlägerei verwickeln lassen, und dabei einem anderen mit einem Kopfstoß um das Ebenmaß seiner Nase gebracht. Einem anderen hatte er noch eine klaffende Wunde am Kopf verpasst.

Dass ihr Kumpel nun die Tür nicht öffnete, focht die beiden Freunde indes nicht an. Sie verschafften sich über ein gekipptes Fenster Zutritt zu dessen Wohnung.

Besuch bei der Prostituierten

Nachdem sie schon einmal so weit gekommen waren, durchstöberte der Ältere die Räumlichkeiten und machte reiche Beute. Im Schrank stieß er auf eine Geldrolle. Später fand er die andere Rolle mit weiteren 500 Euro-Scheinen, einigen 200 Euro- und ein paar weiteren 100 Euro-Scheinen. Unterm Strich summierte sich das Geld auf 2500 Euro.

Die undankbaren Gäste betrachteten das als ein "gefundenes Fressen" und verschoben den Zapfenstreich. Stattdessen bestellten sie sich ein Taxi und ließen sich für hundert Euro nach Nürnberg fahren. Dort wollten sie das Geld verjubeln. Zuvor durfte der Taxifahrer noch an einer Tankstelle in Bubenreuth halten, wo die beiden Diebe weiteren Alkohol kauften. Am Ende waren von dem Geld, das eigentlich von der Oma für ein Auto und den Führerschein des Enkels gedacht gewesen war, 1900 Euro weg. Offenbar trug zu diesem Umstand auch bei, dass einer der Täter in dieser Nacht noch eine Prostituierte besucht hatte.

Im Grunde saßen die beiden Jugendlichen wegen unterschiedlicher Delikte auf ein und derselben Anklagebank. Der Jüngere hatte an zwei Bekannten sein Mütchen gekühlt und beiden Besuche im Forchheimer Klinikum und sogar in der Erlanger HNO-Klinik verschafft.

Des Hausfriedensbruchs hatten sich beide schuldig gemacht, denn "die Tür wurde ihnen nicht von einem Berechtigten geöffnet", wie das Amtsrichter Förtsch nüchtern darlegte.

Der Ältere litt vor Gericht plötzlich unter einem Anfall von Amnesie. Er konnte sich an so gut wie nichts mehr erinnern. Auch wie er an die insgesamt 2500 Euro gekommen war, konnte er nicht mehr sagen: "die 2500 Euro sind auf einmal plötzlich da gewesen." Dass nur der Ältere das Geld genommen haben konnte, war offensichtlich, denn er hatte sich von Anfang an als "Finanzchef" aufgespielt.

Arrest statt Urlaub

Schon allein durch die Beweislage hatte die Staatsanwältin in diesem Fall vergleichsweise leichtes Spiel. Verteidigerin Mareen Basler blieb da nur die undankbare Aufgabe, den Schaden zu begrenzen. Dem Älteren blieb es überlassen, der Mutter, die sich in der Tatzeit noch auf Urlaub in Italien befunden hatte, das entwendete Geld in vollem Umfang zu erstatten.

Den Jüngeren, der bereits vier Mal straffällig geworden war, schickte das Schöffengericht für zwei Wochen auf Dauerarrest. Pech für ihn war auch, dass er dafür nun seinen bereits vollständig verplanten Jahresurlaub opfern muss.