Behinderte können auch Kinder beaufsichtigen

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Bei dem Treffen bekamen die Paten Geschenke überreicht. Foto: Carmen Schwind
Bei dem Treffen bekamen die Paten Geschenke überreicht. Foto: Carmen Schwind
Bei dem Treffen bekamen die Paten Geschenke überreicht. Foto: Carmen Schwind
Bei dem Treffen bekamen die Paten Geschenke überreicht. Foto: Carmen Schwind
 
Von links: Franz Streit, Hermann Ulm, Christian Hermenau, Martina Pietersik, Vahap Samar und Gerhard Streit, Foto: Carmen Schwind
Von links: Franz Streit, Hermann Ulm, Christian Hermenau, Martina Pietersik, Vahap Samar und Gerhard Streit, Foto: Carmen Schwind
 
Die Besucher hörten den Beiträgen interessiert zu. Foto: Carmen Schwind
Die Besucher hörten den Beiträgen interessiert zu. Foto: Carmen Schwind
 
Astrid Benkard bedankte sich bei den Patinnen von Christian Hermenau und Vahap Samar. Foto: Carmen Schwind
Astrid Benkard bedankte sich bei den Patinnen von Christian Hermenau und Vahap Samar. Foto: Carmen Schwind
 

Das Projekt "Integra" bietet behinderten Menschen die Möglichkeit in Betrieben zu arbeiten. Bei einem Treffen erzählten Betroffene von ihren Erfahrungen.

Große Freude und Begeisterung konnten die Beteiligten des Inklusionsprojektes "Integra" beim Treffen in Ebermannstadt bei der Firma Kennametal erleben. "Das Projekt gibt es seit etwa zehn Jahren", erzählte Gerhard Streit von der Lebenshilfe Werkstatt Forchheim. Dort sind behinderte Menschen beschäftigt. Im Rahmen des Inklusionsprojektes "Integra" haben sie die Möglichkeit, in Betrieben der Region zu arbeiten. "Behinderte wollen dadurch ihre Chancen und Möglichkeiten verbessern und wollen durchaus auch Karriere machen", so Streit. Etwa zehn Prozent, der bei der Lebenshilfe Beschäftigten, sind derzeit in Firmen untergebracht. "Unsere Leute wollen einfach zur Normalität dazugehören", meinte Streit. Besonders stolz sei er darauf, dass im vergangenen Jahr drei behinderten Menschen eine Festanstellung vermittelt wurde.

Unbefristet beschäftigt ist die 28-jährige Martina Petersik: "Ich bin sehr stolz, dass ich das geschafft habe." Sie arbeitet seit drei Jahren in Festanstellung bei Schumacher Packaging in Forchheim in der Produktion. "Es ist viel Arbeit, macht aber Spaß. Ich freue mich tierisch auf jeden Tag", sagte die junge Frau und erzählte, dass sie sich sogar eine eigene kleine Wohnung leisten kann. Außerdem verriet Martina Petersik, dass sie sehr aufgeregt war, als sie vor drei Jahren ins Büro ihrer Chefs gerufen wurde. Die hatten sie wohl beruhigt, ihre Arbeit gelobt und ihr einen Umschlag gegeben. Erst später und gemeinsam mit ihrer Kollegin hatte sie sich getraut, diesen zu öffnen und fand den Vertrag für die Festanstellung vor: "Da habe ich laut geschrien vor Freude. Ich kann nur sagen, jeder soll sein Leben genießen, denn man weiß nie, wann es zu Ende ist."

Zur Veranstaltung kamen noch weitere Menschen mit Behinderung, die bereits fest angestellt sind oder auf eine Festanstellung hoffen. Zwei berichteten vor den Gästen von ihren Erfahrungen. Einer war Christian Hermenau, der beim Gerhardinger Kinderhaus beschäftigt ist. 1999 war er mit 17 Jahren bei der Lebenshilfe eingetreten. Er arbeitete in der Produktion bei zwei Firmen - das war aber nicht das Richtige für ihn. Im Gerhardinger Kinderhaus hingegen fühlt er sich wohl: "Da koche ich früh den Tee, verteile ihn und beaufsichtige die Kinder." Er durfte sogar an einer Fortbildung für Elterngespräche teilnehmen, weil sie ihn immer häufiger um Feedback bitten.

Am Arbeitsplatz hat er eine sogenannte "Patin", die ihn unterstützt und ihm alles zeigt. Vahap Samar erzählte den Besuchern, dass er seit 2015 bei der Lebenshilfe ist, ihm das aber zu öde war. Jetzt ist er bei Wellpappe Forchheim angestellt und fühlt sich gesellschaftlich integriert. Er durfte bei einem Ausflug dabei sein und seine Kollegen fahren ihn nach der Arbeit auch mal heim. "Jeder sollte sein Potenzial ausschöpfen können", forderte Vahap Samar. Auch er hat eine Patin in der Firma. Als Dankeschön verteilten Michael Burkhardt und Astrid Benkard von der Lebenshilfe kleine Geschenke an die Paten, die zur Veranstaltung gekommen waren.



"Integra"-Schirmherren sind Landrat Hermann Ulm (CSU) und Forchheims Bürgermeister Franz Streit (CSU). Ulm betonte, dass es eigentlich ein selbstverständliches Miteinander zwischen allen Menschen geben müsste. Außerdem sollte es einen Arbeitsmarkt für alle geben. Er zeigte sich stolz auf die 25 Betriebe im Landkreis, die durch ihr Mitwirken am "Integra"-Projekt Solidarität bekunden. Franz Streit forderte die Firmen auf, neue Wege zu gehen, denn es lohne sich für beide Seiten. Sie könnten damit treue und fleißige Mitarbeiter gewinnen. Das bestätigte auch Kennametal-Betriebsleiter Thomas Reindl, der die Arbeit, Zuverlässigkeit, Höflichkeit, gute Laune und den Fleiß von zwei Mitarbeitern mit Behinderung lobte.

Das "Golden Deutsch Trio" mit Gerhard Streit hatten Artikel 27 der UN Behindertenrechtskonvention musikalisch umgesetzt. Ihr Stück begann mit dem wichtigen Satz aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren."