Nicht ohne meine Töchter

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Fußball hält jung und fit: Auf dem Bild sind Mutter und Töchter kaum zu unterscheiden...
Fußball hält jung und fit: Auf dem Bild sind Mutter und Töchter kaum zu unterscheiden...
...Leonie, Sabine und Laura (v.li.) kicken zusammen für den FC Großdechsendorf.
...Leonie, Sabine und Laura (v.li.) kicken zusammen für den FC Großdechsendorf.
 

Um sich den Traum vom gemeinsamen Auflaufen mit ihren Zwillingstöchtern zu ermöglichen, hat Sabine Leipold ihre Karriere Jahr für Jahr verlängert. Auch mit 43 hängt die Dechsendorferin ihre Schuhe noch nicht an den Nagel.

43 Jahre alt musste Sabine Leipold werden, um ihren größten Erfolg im Fußball zu feiern. Beim "Club" hat sie schon gespielt und Aufstiege erlebt, doch ihre Schuhe hängte sie noch nicht an den Nagel. "Ich habe mir geschworen, so lange weiter zu machen, bis ich einmal mit meinen Töchtern gemeinsam auf dem Platz stehe", erklärt Leipold. Am 27. September ging der Wunsch in Erfüllung. In der Kleinfeldliga besiegten Sabine, Laura und Leonie Leipold (beide 14) mit dem FC Großdechsendorf die Mannschaft von Flügelrad Nürnberg und haben Rang 2 sicher.
"Bei uns dreht sich alles nur um Fußball", sagt Sabine Leipold, die gleichzeitig Trainerin und Trikot-Wäscherin ihres Teams und der Dechsendorfer U15 mit den Zwillingstöchtern ist. Zum 60. Geburtstag des FC rief sie mit Gleichgesinnten eine Frauen-Mannschaft ins Leben, die sofort durchstartete.
"Im ersten Jahr haben wir den Aufstieg über die Relegation verpasst, in der zweiten Saison sind wir ungeschlagen in die Bezirksliga marschiert." Dort blieben die Dechsendorferinnen, bis sie aufgrund von Spielermangel vor drei Jahren zurückzogen und seitdem in einer von April bis Oktober dauernden Freizeitliga auf dem Kleinfeld kicken.


Im Kader des 1. FC Nürnberg

Ihre eigentliche Karriere hat Leipold längst hinter sich. Um die Jahrtausendwende lief sie für den 1. FC Nürnberg auf - wenn auch hauptsächlich für die zweite Mannschaft in der Bezirksliga. "Ich war nur wenige Male im Kader für die 2. Bundesliga", erinnert sich die 43-Jährige, die damals gerade Sohn Oliver zur Welt gebracht hatte. Vielleicht schafft ja der heute 16-Jährige den Durchbruch. Immerhin kickt er mit der U19 des Baiersdorfer SV schon in der Bayernliga. "Er hat gerade eine Lehre begonnen und noch nicht richtig Fuß gefasst", erklärt die Mutter, die bei eigenen Spielen gern auf Olivers Dienste als Schiedsrichter zurückgreift.
Auch Sabine Leipolds Zwillingsbruder Wolfgang Türk hat die Fußball-Gene der Eltern geerbt. Nach etlichen Jahren in den Mannschaften des FC Großdechsendorf - das "Groß" stammt übrigens aus dem früheren Namen des Erlanger Stadtteils - hält er heute die Alten Herren des Vereins als Abteilungsleiter zusammen.
Klar, dass auch er beim familienhistorischen Ereignis vor knapp zwei Wochen als Zuschauer dabei war. Höhepunkte des 4:0 gegen die Nürnberger: "Erst hat Leonie per Ecke für Laura ein Tor aufgelegt, dann habe ich einen Treffer von Leonie vorbereitet", erzählt Sabine Leipold. Die Meisterschaft - Auf- und Abstieg gibt es nicht - ist nach der Niederlage gegen Spitzenreiter Mohrenhof zwar nicht mehr drin, doch für die Kleinfeld-Mannschaft, die ohne Training auskommt, steht der Spaß am Kicken ohnehin klar im Vordergrund.


Fußball spielende Mütter

"Ich bin wahrscheinlich die einzige, die mit ihren Töchtern gemeinsam spielt, aber nicht die einzige, die Kinder hat. Daher schaffen wir kein regelmäßiges Training", erklärt Leipold. Auch der Spielbetrieb in der Liga wird mit Rücksicht auf Familien in den Schulferien unterbrochen. Fit halten sich die Dechsendorferinnen selbst - mit Joggen, Kampfsport oder in der Soccer-Halle.
Gleichwohl ist Mutter Leipold bewusst, dass der Nachwuchs nach "Größerem" strebt. "Die Mädels würden gerne auf dem Großfeld spielen, aber da müssten wir bei Auswärtsspielen viel weiter fahren als bisher. Das ist für mich alleine nicht zu stemmen", sagt die Trainerin und Betreuerin in Personalunion. Eine Abwanderungswelle, wie sie der FSV Großenseebach, der SC Gremsdorf oder die Spvgg Hausen erlebt haben, fürchtet Leipold aber nicht.
"Großenseebach war ein Imperium des Frauenfußballs mit riesigen Erfolgen", findet sie. "Dass sich Gremsdorf aus der Bezirksliga zurückzieht oder Hausen auflöst, hätte ich nie gedacht", erklärt Leipold. Zumindest ihre Familie sorgt für ausreichend Fußball-Nachwuchs in der Region.