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Solaranlagen: im Brandfall lebensgefährlich


Autor: Peter Groscurth

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 22. Januar 2013

Bei Bränden stellen Solar-Anlagen eine große Herausforderung für die Einsatzkräfte der Feuerwehren dar.
Feuerwehrmänner beim Löschen einer Halle mit Photovoltaik-Anlage.


Die Energiewende soll uns unabhängig machen und kommende Generationen vor dem strahlenden Atomstrom schützen. Alternative Energien rücken daher in den Mittelpunkt - wie etwa die Erzeugung von sauberer Energie aus dem Licht der Sonne. In den vergangenen Jahren ließen daher immer mehr Hausbesitzer auf ihren Dächern Photovoltaik-Anlagen installieren. Die bringen gute Renditen und erzeugen ordentlich Strom. Doch diese Anlagen sind nicht ohne. Wenn es auf solchen Dächern brennt, dann sind die Einsatzkräfte der Feuerwehr in Gefahr.

So wie etwa am Montag Nachmittag, als die Werkstatt der Oldtimer-Werkstatt Pickel lichterloh brannte. Auf der Halle befanden sich Solarmodule - eine Herausforderung auch die Feuerwehrler aus Höchstadt.

Doch warum sind die Photovoltaik-Anlagen so gefährlich? Ein Feuerwehr-Mann warnt: "Dort herrscht eine hohe Stromspannung! Wir dürfen nicht zu nahe ran." Außerdem können die Retter

nicht wie sonst üblich, Ziegel vom brennenden Dach herunter räumen, um den Brandherd besser bekämpfen zu können. Bei den Solarplatten muss erst abgewartet werden, bis sie abgebrannt sind.

Bis zu 1000 Volt

Kreisbrandmeister Dieter Püttner bestätigt die Probleme, die Photovoltaik-Anlagen machen können: "Natürlich ist das für uns hinderlich. Denn auf Solarmodulen herrscht meistens eine Spannung von bis zu 1000 Volt, die wir nicht so einfach ausschalten können." Aus diesem Grund gilt bei Einsätzen mit brennenden Modulen ein Sicherheitsabstand von mindestens einem bis hin zu fünf Metern.

"Ein Problem für unsere Einsatzkräfte ist, dass der Gesetzgeber eine eigene Sicherung oder Abschaltung dieser Photovoltaikanlagen nicht vorgeschrieben hat", fügt Püttner an. Abhilfe könne hier die sogenannte Feuerwehr-Schaltung bringen (230 bis 275 Euro teuer), mit der man die Module ausschalten kann und danach kein Strom mehr fließt.

Was den Feuerwehren im Landkreis außerdem Kopfzerbrechen verursacht, ist die Montage-Art vieler Modul-Anlagen - die sind mittels einer Tragekonstruktion auf den Dächern angebracht. "Genau diese Bauart aber wirkt wie ein Kamin. Denn zwischen Dachziegeln und Solarplatten ist ein Zwischenraum, der das Feuer weiter entfacht", erklärt der Kreisbrandmeister. Schnelle, wirksame Brandbekämpfung sei dadurch enorm erschwert. Bei längeren Feuern könnten zudem die Platten vom Dach rutschen und auf die Löschkräfte stürzen.

Schulungen und Schilder

Doch wie stellen sich die Feuerwehren auf die neuen Herausforderungen ein? Mit Hilfe von Schulungen, verrät Püttner. So gebe es vielerlei Bemühungen von Seiten des Feuerwehrverbandes. "Damit unsere Mitglieder genau wissen, wie sie sich richtig verhalten."

Doch auch die Besitzer von Solaranlagen sollten einige wichtige Regeln beachten, fordert der erfahrene Kreisbrandrat. "Dachfenster sollten keinesfalls von Modulplatten umbaut sein, denn sonst können Bewohner im Brandfall nicht über sie mit Leitern gerettet werden." Außerdem sollten Hauseigentümer über die Anlagen informiert sein oder zumindest einen Kontakt zum Elektrobetrieb haben, der sie installiert hat.

Eine gute Investition sei auch ein sogenannter E-Check der Solarmodule durch qualifizierte Fachleute (Kosten je nach Anlagengröße zwischen 185 und 450 Euro). Hier wird geprüft, ob alles richtig installiert ist und ob Nachrüstungen sinnvoll sein könnten. Hilfreich sind auch Hinweisschilder, die die Feuerwehren im Haus darüber unterrichten, dass sich auf den Dächern Photovoltaik-Anlagen befinden.

Wechselrichter unter dem Dach installieren

Vor einem groben Montagefehler warnt Kreisbrandmeister Püttner eindringlich: "In vielen Fällen sind die Wechselrichter für Solarmodule im Keller eingebaut. Doch kommt es zu Überflutungen, ist das für Rettungskräfte auch sehr schlecht, da dann der komplette Raum unter Spannung steht." Besser sei eine Installation unter dem Dach.

Somit wird klar, dass die Energiewende längst nicht mehr nur die große Politik und unser aller Geldbeutel beschäftigt - sondern auch die Sicherheit unserer Feuerwehr vor Ort.