Höchstadts Dekan Kemmer: "Ich bedauere das sehr"

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Kennen sich seit 1986: Papst Benedikt XVI. (re.) begrüßt Höchstadts Dekan und Stadtpfarrer Kilian Kemmer im Jahr 2008. Gestern gab der Heilige Vater seinen Rücktritt bekannt. Foto: privat
Kennen sich seit 1986: Papst Benedikt XVI. (re.) begrüßt Höchstadts Dekan und Stadtpfarrer Kilian Kemmer im Jahr 2008. Gestern gab der Heilige Vater seinen Rücktritt bekannt. Foto: privat
 
 
 

Dekan Kilian Kemmer spricht über die überraschende Entscheidung des Heiligen Vater.

Benedikt XVI. tritt zurück - Vatikan und Welt sind völlig überrascht. Joseph Ratzinger verkündete, dass er am 28. Februar sein Amt niederlegen werde. Die Kirche plant schon das Konklave zur Neuwahl: Bereits zu Ostern soll es den 266. Pontifex der Geschichte geben.

Höchstadts Dekan Kilian Kemmer zollt dieser Entscheidung großem Respekt und zeigt sich im Gespräch mit unserer Zeitung nicht allzu überrascht: "Ich habe vielen Menschen gegenüber betont, dass ich unserem Heiligen Vater eine solchen Rücktritt zutraue. Das hat einen einfachen Grund: Er hat bei vollem, klaren Bewusstsein als selbst reflektierender Mensch gespürt, dass seine körperlichen Kräfte nachlassen."

Die katholische Kirche stehe, so Kemmer, vor großen Herausforderungen und daher, so denkt Kemmer, habe Papst Benedikt angesichts seiner körperlichen Gebrechlichkeit, diesen Entschluss gefasst.
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"Kirche verliert ihr Haupt"
Um 11.46 Uhr ließ der Heilige Vater gestern verlauten: "Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben."

Dekan Kemmer zu der Erklärung: "Ich bedauere das sehr. Unsere Kirche verliert damit ihr Haupt - nicht nur von der Spitze des Amtes her." Der Stadtpfarrer Höchstadts lernte bereits 1986 den späteren Papst kennen. Damals war er noch Kardinal und leitete die Glaubenskongregation. Kemmer: "Seitdem habe ich den Heiligen Vater immer getroffen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt rechnete ich noch nicht mit seinem Rücktritt." Erst im Januar hat der Dekan Benedikt XVI. wieder gesehen. "Wir führten ein kurzes Gespräch, geistig war der Papst dabei auf dem Stand eines 25-Jährigen, nichts deutete darauf hin, dass er seines Amtes müde sei. Er kennt viele Menschen aus unserer Region und erkundigte sich nach ihnen."

Der nach außen hin still wirkende Papst aus Bayern imponierte Kilian Kemmer: "Er blieb sich theologisch immer treut, er reflektierte über vieles, doch seiner Argumentation blieb er treu." Trotz aller Kritik widerstand Benedikt dem Zeitgeist, stand für die Wahrheit des Glaubens ein, so Kemmer. Kritisch fügt der Stadtpfarrer an: "Leider bekam er dafür nicht oft Zustimmung von der Kirche in Deutschland."

Bürgermeister zollt Respekt
Bürgermeister Gerald Brehm (JL) zollt dem Papst ebenfalls Respekt: "Ich habe den Papst bereits zwei Mal besuchen dürfen. Das letzte Mal ist noch gar nicht lange her. Ich erlebte den Heiligen Vater als sehr souverän und geistig voll auf der Höhe. Es waren stets sehr private Anlässe, so wie während eines Konzertes in der Sommerresidenz Castel Gandolfo. Dort war er sehr emotional von der Musik ergriffen. Doch nichts desto trotz bemerkte man auch die hohe Last seines Amtes." Brehm kann die Entscheidung von Benedikt XVI. nachvollziehen: "Das ist für mich verständlich. Dennoch bin ich auch traurig, dass unser Papst aus Bayern diesen Schritt macht. Ich habe große Hochachtung vor ihm. Er macht einen Schritt, wenn er sein Amt niederlegt, weil ihm dafür angesichts seines Alters die Kraft fehlt. Das ist für mich nachvollziehbar. Denn ich weiß, wie groß die Anforderungen seines Amtes auf ihn waren."

Und wie erlebte Höchstadts Bürgermeister den Heiligen Vater? "Er nahm sich immer Zeit bei den Besuchen für ein paar persönliche Worte. Der Papst erkannte mich auch bei meiner zweiten Visite wieder. Er war ein sehr ruhiger und fast zurückhaltender Mensch."

Im August 2009 etwa hatte Brehm mit Dekan Kemmer und 143 Pilgern aus Höchstadt Italien besucht und dem Heiligen Vater eine Figur des Kirchenpatrons St. Georg überreicht.

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