Herzogenaurach
Jubiläum
Gymnasium feiert die Bayerische Verfassung
Den Schülern des Herzogenauracher Gymnasiums wurde die Entstehung der Bayerischen Verfassung vor 70 Jahren vorgestellt.

Herbert Sirois erläuterte die Lage in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Foto: Richard Sänger
Um die Bedeutung und den Erfolg der Bayerischen Verfassung ins Bewusstsein zu rufen, gab es am Gymnasium Herzogenaurach einen Tag der Bayerischen Verfassung zu deren 70-jährigem Bestehen.
Vor dem Hintergrund der Zivilisationsbrüche der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkriegs wurden heuer vor 70 Jahren die Grundlagen für einen demokratischen Neubeginn und damit für das moderne Bayern gelegt, berichtete Herbert Sirois, Akademischer Rat am Department Geschichte der Uni Erlangen, den Schülern. Am 1. Dezember 1946 wurde die von der Verfassunggebenden Landesversammlung ausgearbeitete Verfassung des Freistaates Bayern in einer Volksabstimmung angenommen und am 8. Dezember als zweite Länderverfassung der Nachkriegszeit in Kraft gesetzt.
Die Präambel beruft sich auf die mehr als 1000-jährige Geschichte Bayerns und schlägt dann, ausgehend vom Trümmerfeld ("... eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen ...") der damaligen Gegenwart, einen Bogen in die Zukunft durch die klare Zielsetzung. Nämlich, den kommenden deutschen Geschlechtern die Segnungen des Friedens, der Menschlichkeit und des Rechts dauernd zu sichern. Mit dem historisch begründeten Staatlichkeitsanspruch und dem klaren Bekenntnis zur Eigenstaatlichkeit innerhalb eines föderalen deutschen Bundesstaats in Art. 178 wurde ein Rahmen gesetzt, der damals wie heute Bayern charakterisiert und prägend in die Zukunft wirkt.
Der Wissenschaftler beleuchtete die Aufteilung Deutschlands durch die Besatzungsmächte bis zum kalten Krieg und darüber hinaus. So wurden mit der Bekanntgabe der Direktive JCS 1067 der Befehlshaber der US-amerikanischen Streitkräfte (Joint Chiefs of Staff) an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland die maßgebenden Grundlinien der von US-Truppen besetzten Gebiete festgelegt.
Sirois erklärte auch die "Umerziehung" der Deutschen im Sinne einer Demokratisierung nach dem Zweiten Weltkrieg, deren Langzeiteffekt noch heute spürbar und sichtbar ist. So waren die Begegnungen zwischen Amerikanern und Deutschen in der Nachkriegszeit zunächst durch eine deutliche Machtasymmetrie zwischen den Alliierten und Besatzern einerseits und den besiegten Deutschen andererseits gekennzeichnet. Wichtige Schritte zur Erreichung dieses Zieles waren die vollständige Ausschaltung jeder Form von Nazismus und des Militarismus, die Verhaftung und Bestrafung von Kriegsverbrechern, die Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands mit einer Perspektive zur langfristigen Kontrolle und Beschränkung des deutschen Kriegspotenzials.
Wie der Referent ausführte, war Deutschland schneller demokratisiert als geplant und Zug um Zug wurden die Verwaltungsaufgaben wieder an die Landratsämter und Kommunalverwaltungen zurückgegeben. Sirois rief auch wegen der aktuellen US-Wahlen dazu auf, der amerikanischen Demokratie etwas Vertrauen entgegenzubringen, denn sie habe schon mehr Präsidenten überstanden und würde auch Trump überstehen.
Die Landtagsabgeordnete Alexandra Hiersemann (SPD) erinnerte an das Jahr 1946, als die amerikanischen Besatzungsmächte eine Verfassung anordneten. Der damalige Ministerpräsident Bayerns, Wilhelm Hoegner, berief einen vorbereitenden Ausschuss ein, der die Bayerische Verfassung mit 180 Vertretern vorbereitete. Aus den persönlichen Erfahrungen der Teilnehmer wurde mit Entschlossenheit wie in der Präambel formuliert, "den kommenden deutschen Geschlechtern die Segnung des Friedens, der Menschlichkeit und des Rechts dauernd zu sichern."
Die Besonderheiten der Bayerischen Verfassung zeigen sich vor allem in der Verankerung der Volksgesetzgebung, der sozialen Grundrechte und der Zeichnung eines Idealbildes, des Gemeinschaftslebens mit unveräußerlichen Rechten des Einzelnen. Alexandra Hiersemann ging während ihres Vortrages auf einige Besonderheiten und Artikel ein. "Sie haben es vielleicht gemerkt, ich bin ein Fan dieser Verfassung", sagte die Abgeordnete am Schluss und empfahl sowohl der Schülerschaft als auch der Lehrerschaft, einmal in Ruhe darin zu lesen, und überreichte einen Abdruck der Bayerischen Verfassung.
Den Abschluss der Veranstaltung übernahmen die Schüler Kilian Hacker, Leonie Umminger, Jan Schmalenberg, Nicole Mikula und Johannes Bellmann mit lyrischen Impressionen. Bei den Versen handelte es sich ein mehrfach prämiertes Schulprojekt. Der Vormittag wurde begleitet mit einer Ausstellung über lokale Bezüge zur Besatzungszeit. Dabei wurden Teile eines Schülerprojekts integriert, das in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum und dem Gymnasium durchgeführt worden war.
Vor dem Hintergrund der Zivilisationsbrüche der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkriegs wurden heuer vor 70 Jahren die Grundlagen für einen demokratischen Neubeginn und damit für das moderne Bayern gelegt, berichtete Herbert Sirois, Akademischer Rat am Department Geschichte der Uni Erlangen, den Schülern. Am 1. Dezember 1946 wurde die von der Verfassunggebenden Landesversammlung ausgearbeitete Verfassung des Freistaates Bayern in einer Volksabstimmung angenommen und am 8. Dezember als zweite Länderverfassung der Nachkriegszeit in Kraft gesetzt.
Die Präambel beruft sich auf die mehr als 1000-jährige Geschichte Bayerns und schlägt dann, ausgehend vom Trümmerfeld ("... eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen ...") der damaligen Gegenwart, einen Bogen in die Zukunft durch die klare Zielsetzung. Nämlich, den kommenden deutschen Geschlechtern die Segnungen des Friedens, der Menschlichkeit und des Rechts dauernd zu sichern. Mit dem historisch begründeten Staatlichkeitsanspruch und dem klaren Bekenntnis zur Eigenstaatlichkeit innerhalb eines föderalen deutschen Bundesstaats in Art. 178 wurde ein Rahmen gesetzt, der damals wie heute Bayern charakterisiert und prägend in die Zukunft wirkt.
Der Wissenschaftler beleuchtete die Aufteilung Deutschlands durch die Besatzungsmächte bis zum kalten Krieg und darüber hinaus. So wurden mit der Bekanntgabe der Direktive JCS 1067 der Befehlshaber der US-amerikanischen Streitkräfte (Joint Chiefs of Staff) an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland die maßgebenden Grundlinien der von US-Truppen besetzten Gebiete festgelegt.
Sieger und Besiegte
Sirois erklärte auch die "Umerziehung" der Deutschen im Sinne einer Demokratisierung nach dem Zweiten Weltkrieg, deren Langzeiteffekt noch heute spürbar und sichtbar ist. So waren die Begegnungen zwischen Amerikanern und Deutschen in der Nachkriegszeit zunächst durch eine deutliche Machtasymmetrie zwischen den Alliierten und Besatzern einerseits und den besiegten Deutschen andererseits gekennzeichnet. Wichtige Schritte zur Erreichung dieses Zieles waren die vollständige Ausschaltung jeder Form von Nazismus und des Militarismus, die Verhaftung und Bestrafung von Kriegsverbrechern, die Abrüstung und Entmilitarisierung Deutschlands mit einer Perspektive zur langfristigen Kontrolle und Beschränkung des deutschen Kriegspotenzials.Wie der Referent ausführte, war Deutschland schneller demokratisiert als geplant und Zug um Zug wurden die Verwaltungsaufgaben wieder an die Landratsämter und Kommunalverwaltungen zurückgegeben. Sirois rief auch wegen der aktuellen US-Wahlen dazu auf, der amerikanischen Demokratie etwas Vertrauen entgegenzubringen, denn sie habe schon mehr Präsidenten überstanden und würde auch Trump überstehen.
Die Landtagsabgeordnete Alexandra Hiersemann (SPD) erinnerte an das Jahr 1946, als die amerikanischen Besatzungsmächte eine Verfassung anordneten. Der damalige Ministerpräsident Bayerns, Wilhelm Hoegner, berief einen vorbereitenden Ausschuss ein, der die Bayerische Verfassung mit 180 Vertretern vorbereitete. Aus den persönlichen Erfahrungen der Teilnehmer wurde mit Entschlossenheit wie in der Präambel formuliert, "den kommenden deutschen Geschlechtern die Segnung des Friedens, der Menschlichkeit und des Rechts dauernd zu sichern."
Die Besonderheiten der Bayerischen Verfassung zeigen sich vor allem in der Verankerung der Volksgesetzgebung, der sozialen Grundrechte und der Zeichnung eines Idealbildes, des Gemeinschaftslebens mit unveräußerlichen Rechten des Einzelnen. Alexandra Hiersemann ging während ihres Vortrages auf einige Besonderheiten und Artikel ein. "Sie haben es vielleicht gemerkt, ich bin ein Fan dieser Verfassung", sagte die Abgeordnete am Schluss und empfahl sowohl der Schülerschaft als auch der Lehrerschaft, einmal in Ruhe darin zu lesen, und überreichte einen Abdruck der Bayerischen Verfassung.