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Fan-Attacke: "Es war wie in einem Krieg"


Autor: Peter Groscurth

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 04. Februar 2013

Die grauenvolle Attacke der vermummten Chaoten auf die Fans der Spielvereinigung Greuther Fürth erlebte ein Busfahrer hautnah.
Fotos: News5/Herse


"Kurz vor 23.45 Uhr bog ich zur Rastanlage ab. Hier wollten einige Fans aussteigen, weil sie ihre Autos geparkt hatten und in der Nähe wohnten. Es ist eine bekannte Anfahrstelle. Unsere Busse parkten hintereinander und ich öffnete die Türen. 93 Insassen saßen in meinem Doppeldeckerbus - darunter auch Kinder. Die ersten stiegen aus und standen vor dem Fahrzeug." Die friedlichen Fans ahnten nichts, was gleich auf sie zukommen sollte.

Viel mehr als 50

Der Busfahrer: "Plötzlich sprangen vermummte Gestalten aus dem Wald entlang der Zufahrt. Meiner Meinung nach waren es aber viel mehr als 50. Ich kann Menschenmengen gut schätzen und gehe von fast 200 Angreifern aus. Sie rannten auf die Busse zu, hatten Äste im Wald von den Bäumen gerissen, waren mit Flaschen und Steinen bewaffnet und entzündeten sogar bengalische Feuer. Sofort gab es Geschrei, überall hörte ich ,Alle in die Busse'! Ich packte ein Kind und schob es rasch ins Innere, machte dann die Türen zu, verriegelte den Bus. Die Vermummten waren zumeist schwarz gekleidet, schlugen wie von Sinnen mit Fäusten und Flaschen auf die Fenster ein, warfen Steine und Bengalos. Ich sah sogar, wie sie durch die kaputte Scheibe eines anderen Busses ein bengalisches Feuer werfen wollten. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, hätten die Angreifer das geschafft."

Zehn endlose Minuten hat der Wahnsinn auf dem Rastplatz gedauert, zehn Minuten Todesangst für die Fürth-Fans in den Bussen. "Es war wie im Krieg, überall um mich herum schrien die Menschen, hatten eine Todesangst. Ich selber fahre seit 15 Jahren Bus und habe so etwas noch nie erlebt. Aber so unvermittelt wie die Angreifer kamen, so schnell waren sie wieder verschwunden", schildert der Busfahrer.

Ohne Licht davongerast

Die Chaoten flüchteten in ihren Autos - ohne Licht rasten sie davon. "Doch drei Kennzeichen konnte ich mir merken. Andere Autos kamen aus den Landkreisen Forchheim, Erlangen-Höchstadt, Ansbach, Fürth sowie Nürnberg und Nürnberger Land. 30 Minuten nach der Attacke kam dann die Polizei, sperrte zunächst die Zufahrten zur Rastanlage ab." Dann kreiste auch schon ein Polizeihubschrauber über dem Tatort.

Bei der Schilderung der Ereignisse von Samstagnacht muss der Busfahrer häufig eine Pause einlegen, zu präsent sind die Erinnerungen an das lebensgefährliche Geschehen. Für ihn ist eines klar: "In der nächsten Zeit kann ich keine Fans mehr fahren! Das habe ich meinem Chef schon gesagt." Jetzt hofft der Fahrer, dass die Polizei die Chaoten rasch findet. "Es war wirklich nur Glück, dass keine Menschen bei diesem Angriff verletzt wurden."

In der offiziellen Stellungnahme des 1. FC Nürnberg auf der Vereins-Internetseite heißt es: "Falls Mitglieder organisierter Fan-Clubs an der Aktion beteiligt waren, erwartet der 1. FC Nürnberg, dass diese sich intern und öffentlich von diesem gewalttätigen Vorfall distanzieren. ... Martin Bader, Vorstand ... beim 1. FC Nürnberg, hat ... Kontakt mit Helmut Hack, Präsident der SpVgg Greuther Fürth, aufgenommen und den Vorfall in einem persönlichen Gespräch streng verurteilt."


Die offizielle Stellungnahme des 1. FC Nürnberg vom Montagabend finden Sie hier!