Zwillingsschwestern sind die Pächterinnen des Coburger Josiasgartens

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Den Biergarten wollen künftig die Schwestern Maria und Sarah Franz aus Seßlach bewirtschaften. Foto: Berthold Köhler
Den Biergarten wollen künftig die Schwestern Maria und Sarah Franz aus Seßlach bewirtschaften. Foto: Berthold Köhler
Wenn die Gäste des Coburger Josiasgartens ab diesem Frühjahr doppelt sehen, muss das nicht am Alkohol liegen: Die Seßlacher Zwillingsschwestern Maria und Sarah Franz (von rechts) haben am Donnerstag vom Finanzsenat den Zuschlag als neue Pächterinnen bekommen. Ihr Konzept wollen sie nun rasch umsetzen. Foto: Bettina Knauth
Wenn die Gäste des Coburger Josiasgartens ab diesem Frühjahr doppelt sehen, muss das nicht am Alkohol liegen: Die Seßlacher Zwillingsschwestern Maria und Sarah Franz (von rechts) haben am Donnerstag vom Finanzsenat den Zuschlag als neue Pächterinnen bekommen. Ihr Konzept wollen sie nun rasch umsetzen.  Foto: Bettina Knauth
 
 
 

Nach der Entscheidung für Maria und Sarah Franz wollen die neuen Pächterinnen ihr Konzept für den Josiasgarten schnell verwirklichen. Sie versprechen eine Mischung aus Bodenständigem und Innovativem.

Diese Nachricht überraschte am vergangenen Freitag viele: Die Seßlacher Schwestern Maria und Sarah Franz übernehmen als neue Pächterinnen für zehn Jahre den Coburger Josiasgarten.
"Gastronomie ist unsere große Leidenschaft!", erzählt Maria Franz beim Gespräch in der Seßlacher Gaststätte "Roter Ochse", die ihren Eltern gehört. Ihre Zwillingsschwester Sarah fügt hinzu: "Der Josiasgarten ist das geeignete Objekt, um unsere Träume zu verwirklichen."

Für die beiden 28-Jährigen stand es außer Frage, dass sie einmal in der Gastronomie arbeiten wollen. Wie häufig am Wochenende helfen sie auch an diesem Sonntag im elterlichen Betrieb mit. Die Nähe zur Familie gab letztendlich den Ausschlag, sich in der Heimat selbstständig zu machen. Maria berichtet freimütig: "Wir haben auch über andere Dinge nachgedacht."

Ausbildung weltweit

Gemeinsam sind die beiden sympathischen Seßlacherinnen bereits viel herumgekommen: Während ihrer Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau in München waren die Schwestern in Italien und Leipzig eingesetzt, anschließend studierten sie an der Fachhochschule Ansbach Betriebswirtschaftslehre, mit Schwerpunkt Controlling, Finanzen und Steuern. Dem Bachelor-Abschluss soll demnächst der Master folgen. Trainee-Programme bei Lidl und Lindt führten Maria und Sarah zuletzt nach Aachen. Zu Auslands-Praktika reisten sie zwischendurch um die Welt. "Wir waren ständig woanders, haben aber nebenher immer wieder in der Gastronomie gearbeitet", erinnert sich Maria, wenn eben möglich auch im "Roten Ochsen".

Die beiden treten als starkes Team auf. Äußert die eine eine Idee, spinnt die andere sie weiter. Immer wieder schauen die beiden sich an, versichern sich der Zustimmung ihrer Schwester.
Wie in allen Dingen seien sich die Zwillinge auch beim Josiasgarten einig gewesen: "Das wollen wir machen!", bekräftigt Maria. In nur gut zwei Wochen erarbeiteten die jungen Seßlacherinnen zusammen mit den Coburger Architekten Matthias Hanstein und Lutz Wallenstein von Archi Viva ihr Konzept unter dem Titel "Traditionell fränkisch - jung und modern". Erst als Alexander Breneis ("Hopfen und Malz"), der in der ersten Ausschreibung Anfang Dezember den Zuschlag bekommen hatte, überraschend abgesprungen war, hatten sich die 28-Jährigen spontan zur Bewerbung entschlossen.

Zuschlag vom Finanzsenat und der Brauerei erhalten

Nun erhielten sie am vergangenen Donnerstag vom Coburger Finanzsenat zusammen mit der Tucher-Brauerei den Zuschlag, wie Stadtkämmerer Wilhelm Austen am Abend informierte. "Wahrscheinlich hat sie unser Konzept überzeugt", vermutet Sarah. Zu Recht, wie Austen auf telefonische Nachfrage bestätigt. Zu viel will Sarah noch nicht verraten, "um keine falschen Erwartungen zu wecken". Am Freitag bereits weilten die Schwestern zu ersten Gesprächen bei der Stadtverwaltung. Die Zeit drängt, zumal das Wetter fast schon biergartentauglich ist.

In der Bewerbungsbroschüre stellen die Veranstaltungskauf frauen ihren Anspruch, ihren Werdegang sowie das Angebot an Speisen, Getränken und Veranstaltungen vor, das ihnen für den Biergarten gleich neben dem Theaterplatz vorschwebt. Die Mischung aus Bodenständigem und Innovativem soll ein breites Publikum ansprechen. So umfasst zum Beispiel das Speiseangebot Gerichte für jede Tageszeit, jeden Geschmack und alle Altersstufen.

Die Kinder immer im Blick

Während Eltern hier etwas trinken und ihre Kinder auf dem benachbarten Spielplatz im Auge behalten können, sollen Senioren im Biergarten ein ruhiges Plätzchen finden und abends Studenten und Junggebliebene mit Livebands angelockt werden. In ihr Konzept ließen Sarah und Maria auch Ideen einfließen, die sie bei Praktika in Südafrika, Kanada und Hawaii gesammelt haben. Auch ein regionales Bier planen die beiden Partner der Tucher-Brauerei zusätzlich anzubieten.

Bevor es soweit ist, müssen die Franz-Schwestern "einen Betrag in sechsstelliger Höhe" investieren. "Ein Risiko", wie Sarah unumwunden zugibt, "zumal wir auch zum ersten Mal bauen." Die Ausschreibung sieht unter anderem den Bau eines neuen Servicegebäudes mit Küche und Toiletten für das Personal, eine neue Bestuhlung, die Verlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen unter die Erde und das Anlegen neuer Gehwege vor. Die bisherigen Weihnachtsmarktbuden haben ausgedient und werden vom bisherigen (und seit Beginn im Jahre 1992 einzigen) Pächter Gerd Reichenberger nun weggeräumt, wie Maria berichtet, "damit es möglichst bald losgehen kann". Angst davor, nun selber als Chefinnen verantwortlich zu sein, haben die beiden nicht: "Wir sind ja schon zu zweit", versichert Maria.

Sie wissen, was sie tun

Die beiden Betriebswirtinnen sind sich bewusst, worauf sie sich einlassen - und können sich der Unterstützung ihrer Eltern Ursula und Karl sowie ihrer vier Geschwister sicher sein. Vater Karl Franz ist stolz auf seine Zwillinge, auch wenn er deren Selbstständigkeit mit gemischten Gefühlen sieht: "Die beiden sollen ihren eigenen Weg gehen und sich selbst verwirklichen", lautet der Kommentar des Seßlacher Gastronoms, "obwohl ich sie hier nur ungern entbehre." Vater wie Töchter werden sich jetzt auf die Suche nach Personal machen. Die Masterarbeit, die Sarah und Maria ursprünglich angehen wollten, haben die zielstrebigen Schwestern bereits aufs Wintersemester verschoben.