Zwei Coburger Musiker kehren zurück

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Ralph Braun ist als Cellist Konzertmeister im Philharmonischen Orchester des Landestheaters. Fotos: Jochen Berger
Ralph Braun ist als Cellist Konzertmeister im Philharmonischen Orchester des Landestheaters. Fotos: Jochen Berger
Norbert Röder ist seit Herbst 1991 Solopauker des Landestheaters.
Norbert Röder ist seit Herbst 1991 Solopauker des Landestheaters.
 
Norbert Röder ist seit Herbst 1991 Solopauker des Landestheaters.
Norbert Röder ist seit Herbst 1991 Solopauker des Landestheaters.
 
Ralph Braun bei einem Konzert mit dem Coburger Bachchor.
Ralph Braun bei einem Konzert mit dem Coburger Bachchor.
 
Norbert Röder und Ralph Braun im Orchesterprobensaal des Coburger Landestheaters.
Norbert Röder und Ralph Braun im Orchesterprobensaal des Coburger Landestheaters.
 
Norbert Röder, Solopauker des Philharmonischen Orchesters.
Norbert Röder, Solopauker des Philharmonischen Orchesters.
 

Norbert Röder und Ralph Braun sind ehemalige Stipendiaten der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker. Warum sie nun für ein Konzert nach Berlin zurückkehren, verraten sie im Gespräch.

Für Norbert Röder und Ralph Braun ist dieses Konzert eine späte Rückkehr in die "Heiligen Hallen" der Berliner Philharmonie. Als ehemalige Stipendiaten der Orchester-Akademie des Berliner Eliteorchesters wirken die beiden Musiker des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg beim Jubiläumskonzert am Sonntag mit. In der Berliner Philharmonie dirigiert Simon Rattle die Uraufführung eines Auftragswerks von Benedict Mason und die 8. Symphonie von Anton Bruckner.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie erfahren haben, dass Sie zu diesem Jubiläumskonzert eingeladen werden?
Norbert Röder: Das ist wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich in der Berliner Philharmonie spielen darf. Ich freu' mich riesig darauf.
Dieser Tage habe ich mit einem ehemaligen Mitstipendiaten gemailt, der jetzt als Trompeter in Max Raabes Palastorchester spielt und sich ebenfalls sehr darauf freut: "Wir sehen uns in den Heiligen Hallen", hat er mir zurück gemailt. Unter Leitung von Simon Rattle habe ich seinerzeit sogar schon einmal gespielt - "Ma mère l'oye" von Maurice Ravel, damals, als Rattle noch nicht Chefdirigent in Berlin war. Ich habe auch als Student sein erstes Konzert in Berlin erlebt - Mahlers 6. Sinfonie, das Haus hat getobt damals. Zu der Zeit war Rattle ja noch Chef in Birmingham.
Ralph Braun: Ich habe ja seinerzeit sehr oft in der Philharmonie gespielt, das Gebäude seitdem aber nur von außen gesehen. Dann kam dieser Brief mit der Anfrage, ob man Interesse habe, mitzuspielen. Und ich dachte mir: Das ist ja toll, jetzt melden die sich doch noch mal.

Im Rückblick: Wie wichtig waren für Sie die Erfahrungen in der Orchesterakademie? In welcher Hinsicht haben Sie profitiert?
Norbert Röder: Das war das Wichtigste, das in meinem künstlerischen Werdegang passiert ist.

Und im Unterschied zum Studium: Warum ist die Ausbildung in der Orchesterakademie so besonders?
Norbert Röder: Die Praxis. Einfach das Spielen - und das in einem Orchester, in dem man immer auf der Stuhlkante sitzt.
Ralph Braun: Ich habe als Stipendiat und Student der Herbert-von-Karajan-Stiftung unter fast allen großen Dirigenten jener Zeit spielen dürfen - außer Bernstein und Ormandy, oft auch die gleichen Stücke. Und das ist natürlich hochinteressant zu erleben, wie die proben. Das prägt für das ganze Künstlerleben. Man lernt seine Grenzen kennen beim Erlernen von Stücken. Und man erfährt: Es geht viel, viel mehr, als man denkt. Das ist eine Erfahrung, die man sonst nicht machen kann.

Beim Jubiläumskonzerts am Sonntag steht Bruckners "Achte" auf dem Programm. Haben Sie diese Sinfonie schon bei anderer Gelegenheit gespielt?
Norbert Röder: Ich habe diese Sinfonie schon zweimal gespielt. Einmal hier in der Morizkirche - und einmal kurz nach der Wende unter Hanns-Martin Schneidt mit dem Orchester "Philharmonischer Aufbruch". Das waren Studenten vom RIAS-Jugendorchester und von der Musikhochschule Hanns-Eisler.
Ralph Braun: Unter Karajan habe ich diese Sinfonie seinerzeit schon zweimal gespielt - und in Coburg in der Morizkirche unter Leitung von Christian Fröhlich.

Haben Sie als Orchestermusiker Lieblingsstücke?
Norbert Röder: Ich liebe Schostakowitsch. Die Aufführung seiner 5. Symphonie im Landestheater vor einigen Jahren war für mich eine Sternstunde. Aber auch die 1. Symphonie von Gustav Mahler ist wirklich toll. Und Mahlers 3. Symphonie würde ich gerne wieder einmal spielen als Pauker. Ich erinnere mich noch genau an die Aufnahme unter Bernard Haitink in der Berliner Philharmonie, bei der ich als Stipendiat der Orchesterakademie die Röhrenglocken spielen durfte.
Ralph Braun: Lieblingsstücke? Eigentlich nicht. Für mich ist das immer die Musik, die die Menschen ganz besonders tief erreicht.

Was interessiert Sie neben der Musik?
Norbert Röder: Wenn man sein Hobby zum Beruf macht, braucht man einen Ausgleich. Für mich ist das die Fotografie.
Ralph Braun: Und für mich bildet die Beschäftigung mit philosophischen Fragen den Ausgleich zum Musizieren.

Gibt es in der Orchesterliteratur Werke, vor denen Sie besonders Respekt haben?
Norbert Röder: Igor Strawinskys "Le sacre du Printemps" - das ist für einen Pauker das Schwierigste, was man sich vorstellen kann.
Ralph Braun: "Don Juan" von Richard Strauss, generell die Solostellen von Richard Strauss, weil sie so offen liegen.

Was bedeutet das Cellospiel für Sie?
Ralph Braun: Meine Art zu reden ist die Musik. Meine Gefühle konnte ich mit dem Cello ausdrücken. Das Cello war mein Kommunikationsinstrument.

Was reizt Sie an einem Instrument, dass - von außen betrachtet - meist wenig Beachtung findet?
Norbert Röder: Trommeln wollte ich eigentlich immer. Den Weg zur Pauke hat mir dann mein erster richtiger Lehrer gezeigt - David Punto von den Bamberger Smyphonikern. Musikalisch ist man als Pauker immer präsent. Und das Zusammenspiel zwischen Pauker und Dirigent ist für jedes Orchester ganz wichtig.
Ralph Braun: Die Pauke ist für jedes Orchester ganz wichtig. Die Pauke ist der Puls der Orchesters.



Zwei Musiker aus Coburg und die Geschichte der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker




Norbert Röder, 1967 in Bamberg geboren, 1982 bis 1985 Privatunterricht bei David Punto (Solopauker der Bamberger Symphoniker); 1985 bis 1990 Studium an der Hochschule der Künste Berlin bei Professor Oswald Vogler, Solopauker der Berliner Philharmoniker. Während des Studiums Aushilfen bei den Bamberger Symphonikern; Oktober 1990 bis Februar 1992 Stipendiat an der Orchesterakademie des Berliner Philharmonischen Orchesters, gleichzeitig ständige Aushilfe bei den Berliner Philharmonikern (zahlreiche Konzerte, Tourneen und Aufnahmen unter Dirigenten wie Claudio Abbado, Simon Rattle, Riccardo Muti, Seiji Ozawa, Daniel Barenboim, Bernhard Haitink und Zubin Mehta); seit September 1991 Solopauker am Landestheater; seit September 1998 parallel dazu Schlagzeuglehrer an der Sing- und Musikschule im Landkreis Kronach.

Ralph Braun, geboren 1953 in Kiel, 1968 Bundespreisträger Jugend musiziert im Fach Violoncello solo; 1968 bis 1971 Mitglied im Bundesjugendorchester; 1971 Beginn des Studiums an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Hamburg beim Emanuel Feuermann, 1973 bis 1976 Stipendiat und Student der Herbert- von-Karajan-Stiftung, Mitwirkung in zahlreichen Konzerten der Berliner Philharmoniker (Karajan, Böhm, Giulini, Jochum, Kubelik, Mehta, Muti, Barenboim, Ozawa, Menuhin und viele andere); mehrjährige private Kammermusikverbindung mit György Ligeti; seit 1981 Konzertmeister am Landestheater Coburg; viele solistische Auftritte, intensive Studien von Musiktheatergeschichte, Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte, Kulturgeschichte, Kulturmanagement, Konzertveranstalter, 2006 bis 2011 Vorsitzender der "Deutschen Johann-Strauss-Gesellschaft".

Benefizkonzert Das Benefizkonzert mit ehemaligen Stipendiaten der Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker findet am Sonntag in der Philharmonie Berlin statt. Auf dem Programm: die Uraufführung eines neuen Orchesterwerkes von Benedict Mason und Anton Bruckners 8. Symphonie. Am Pult steht Simon Rattle, seit 2002 Chefdirigent der Philharmoniker.

Orchester-Akademie Die Orchester-Akademie wurde 1972 auf die Initiative des damaligen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, Herbert von Karajan, gegründet. Die Orchester-Akademie soll junge, begabte Musiker für die Anforderungen professioneller Orchester vorbereiten. Die Stipendiaten (seit 1972 insgesamt rund 600) müssen nach ihrem abgeschlossenem Hochschulstudium ein strenges Auswahlverfahren durchlaufen und erhalten eine zweijährige, von einem Stipendium gestützte Ausbildung.

Ralph Brauns Gastgeschenk
Für Berlins Chefdirigenten Sir Simon Rattle hat Coburgs Konzertmeister Ralph Braun ein ganz spezielles Geschenk im Gepäck - seinen persönlichen Blick auf die 40-jährige Geschichte der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker von ihrer Gründung im Zeichen der Herbert-von-Karajan-Stiftung bis zur Gegenwart. Eine Geschichte, die nach Brauns Überzeugung besonders am Anfang durchaus Konfliktstoff in sich barg. Anfangs sei Karajans Initiative von gar manchem Mitglied des Orchesters kritisch beäugt worden, meint Braun.