Die Stadt Coburg könne und müsse ihre sanierungsbedürftigen Häuser in der Ketschengasse für weniger als den angesetzten Wert verkaufen, fordert Michael Stoschek. Der Vorsitzende des Brose-Verwaltungsrats wurde beim Jubiläum der Gemeinschaft Stadtbild Coburg für sein Engagement geehrt.
"Coburg zuliebe - aus Liebe zu Coburg" lautete der Gründungsslogan der Gemeinschaft Stadtbild Coburg vor 40 Jahren. Der Brose-Verwaltungsratsvorsitzende Michael Stoschek gehört zweifellos zu den Liebhabern der Stadt, und nun haben er und seine Schwester Christine Volkmann zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt, mit denen Privateigentümer bei der Sanierung historischer Gebäude unterstützt werden können. Verwaltet wird das Geld von der Gemeinschaft Stadtbild, und deshalb gehörte auch eine Auszeichnung der beiden Brose-Gesellschafter zum Programm der Jubiläumsveranstaltung am Mittwoch.
Stoschek nutzte die Gelegenheit, seine Beweggründe zu erläutern und Kritik zu üben: Stadtgestaltung sei "seit Jahren ein persönliches Hobby meiner Frau und mir". Deshalb habe er sich von Anfang an für die Anliegen der Gemeinschaft Stadtbild interessiert und diese unterstützt.
1987 stellte Brose über fünf Jahre verteilt 1,5 Millionen Mark zur Verfügung, mit denen Stadtbild private Sanierungsprojekte bezuschussen konnte. Stoschek selbst ließ für Brose sechs historische Gebäude in der Ketschendorfer Straße sanieren. Seit zehn Jahren sitzt er dem Kuratorium Weltkulturerbe der Stadt Bamberg vor.
Als Pfingsten 2012 mehrere historische Gebäude in der Herrngasse brannten und schwer beschädigt wurden, stellten Michael Stoschek und Christine Volkmann spontan fünf Millionen Euro als Soforthilfe zur Verfügung. Zu viel, wie sich zeigte, da die meisten Schäden durch Versicherungen gedeckt werden. Aber das Geld war zur Rettung historischer Gebäude in der Innenstadt bestimmt, und deshalb darf nun Stadtbild einen Teil verwenden, um eben das zu tun.
Ketschengasse stach ins Auge Stoschek berichtete von einer "Rundfahrt während der Weihnachtstage", in der er und die Stadtbild-Vertreter sich ein Bild gemacht hätten. Vor allem der Zustand im unteren Teil der Ketschengasse stach ihnen ins Auge: Dort sind die Straßen bereits erneuert, aber etliche Häuser sind schon mehr als sanierungsbedürftig. Sie gehören der Stadt, waren als Sanierungsobjekte ausgeschrieben, doch es fand sich kein Käufer.
Stoscheks Erklärung: Die Stadt bot die Häuser zum Einkaufspreis an, doch dafür sind sie als Sanierungsobjekte zu teuer. Die Begründung, dass die Stadt die Häuser nicht billiger abgeben könne, ließ Stoschek nicht ruhen. Er suchte das Gespräch mit dem Regierungspräsidenten und erhielt zur Auskunft, dass die Stadt in Ausnahmefällen auch billiger verkaufen könne.
Denn, so sagte es Stoschek am Mittwochabend im Saal der ehemaligen Sonntagsschule am Hexenturm: "Dass wir mit unseren privaten Mitteln nicht die Wohnbau der Stadt unterstützen, ist klar."
Die Wohnbau hat die städtischen Häuser der Ketschenvorstadt in ihrer Obhut. "Nun ist die Stadt Coburg am Zug", sagte Stoschek: Wenn sie die Häuser an privat verkaufe, könne Stadtbild die neuen Eigentümer bei der Sanierung unterstützen. Denn die Innenstadt brauche Bewohner, um vital zu bleiben. Vor diesem Hintergrund sei auch die umfassende Sanierung der Wohnbau-Mietgebäude in Wüstenahorn der falsche Weg.
Preis nicht entscheidend Stoschek verließ die Veranstaltung beizeiten; das Grußwort des Dritten Bürgermeisters stand ganz am Schluss des Programms.
Hans-Heinrich Ulmanns (CSB) vorsichtige Antwort hörte Stoschek nicht mehr: Es gebe vielfältige Gründe, warum die Häuser bislang nicht wieder verkauft wurden.Die Stadt habe die Gebäude erworben, damit sie saniert werden könnten. Die vorherigen Eigentümer hätten so gut wie keine Investitionsbereitschaft gezeigt.
Willibald Fehn, Geschäftsführer der Wohnbau, saß mit seinem Kollegen Andreas Heipp und seinem Nachfolger Christian Meyer in der zweiten Reihe. Er verzichtete auf ein Grußwort, sondern steckte dem Stadtbild-Vorsitzenden Hans-Heinrich Eidt einen Scheck zu.
Wie Fehn nach der Veranstaltung sagte, sei der Preis für die Häuser nicht das entscheidende Kriterium gewesen, warum sie nicht verkauft wurden.
Für die Interessenten sei auch ein Problem gewesen, dass sie erst ein umfassendes Konzept, Planungen und Kostenschätzungen hätten entwickeln müssen, bevor sie Auskunft erhalten, ob und in welcher Höhe die Sanierung aus Städtebaufördermitteln bezuschusst wird. Das geht auch aus dem Brief des Regierungspräsidenten an Michael Stoschek hervor.
Ein Verkauf unter dem Einstandspreis sei auch nicht so einfach wie von Stoschek dargestellt, sagte Fehn. Sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf von Gebäuden müsse sich die Stadt an die offiziellen Wertgutachten halten.
Die Mieter in Wüstenahorn können ja gerne weiterhin in alten (um nicht zu sagen heruntergekommenen) Wohnblöcken wohnen, Hauptsache die Innenstadt sieht hübsch aus.
Dazu muss man dann auch sagen, dass der CHRISTLICH-SOZIALE (?) Minister Ramsauer die Förderung für alle Projekte "Die soziale Stadt" in ganz Deutschland einfach gestrichen hat. Damit bleiben alle Kosten für die Sanierungen in Wüstenahorn bei der Stadt Coburg, soweit diese nicht gestrichen werden müssen. So sorgt die schwarz-gelbe Bundesregierung für un-soziale Städte!