Statt weitere Masten auszustellen, soll der ankommende Strom zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt werden.
Auf den ersten Blick klingt es ein wenig utopisch, was Bernd Reisenweber (FW) Ebersdorfs Bürgermeister und Vorsitzender im Gemeindetag, vorschlägt, um eine weitere Stromtrasse vom Landkreis abzuwenden. Doch genau betrachtet, ist die Idee, einer Wassersoffproduktionsanlage in der Nähe des Übergabepunktes der Thüringer Strombrücke gar nicht so schlecht - fanden die Teilnehmer einer Sitzung, die am Donnerstag nach Wegen suchte, weitere Trassen abzuwenden.
Vertreter aller Kommunen des Landkreises, Landrat Sebastian Straubel (CSU) und die Landtagsabgeordneten Martin Mittag (CSU), Michael Busch (SPD) sowie Martin Böhm (AfD) und der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) hatten eine Resolution erarbeitet, die dem Bundeswirtschaftsministerium zugeleitet werden soll.
"Wir wollen nicht immer nur einfach die Trassen ablehnen, sondern einen konstruktiven Alternativvorschlag bringen", sagte Bernd Reisenweber. Der Vorschlag hat es in sich. Eine wesentliche Begründung, warum die Strombrücke von Schalkau aus durch das Coburger Land fortgeführt werden muss, liegt darin, dass dort vier Leitersysteme ankommen, aber auf der bestehenden Trasse nur zwei bis Redwitz weiterführen.
Was soll schließlich mit dem Strom passieren, der dort ankommt und nicht weiter fließen kann? Dafür hat Bernd Reißenweber eine Lösung. Dass die Elektromobilität nicht geeignet ist, die Mobilitätsprobleme der Zukunft zu lösen, steht für Reisenweber fest. Es gelte daher, weitere alternative Antriebssysteme zu entwickeln. Eine Alternative ist Wasserstoff als Brennstoff einzusetzen. "Die Herstellung braucht aber viel Energie", weiß Reisenweber. "Wenn nahe Schalkau nun viel Strom ankommt, der dort nicht weiter kann, warum nutzen wir ihn dann nicht, um dort eine Anlage zur Herstellung von Wasserstoff zu betreiben?"
Verschiedene Fahrzeughersteller haben Prototypen für Wasserstoffantrieb entwickelt. Es wird daran gearbeitet, Benzinmotoren für diesen Kraftstoff umzurüsten, dessen "Abgas" einfach Wasser ist. Die Hochschule Coburg forscht auf diesem Gebiet.
"Wir könnten eine Modellregion werden", unterstützt Birgit Weber (CSU), Zweite Bürgermeisterin der Stadt Coburg, Reisenwebers Idee. Sie könnte sich vorstellen, dass zunächst die Busse im ÖPNV auf Wasserstoffantrieb umgestellt werden. Dass die Technik funktioniert, belegt sie gleich mit einem Beispiel. Wenn in diesem Jahr der Tag der Franken gemeinsam von Neustadt und Sonneberg gefeiert wird, dann pendelt zwischen den beiden Städten ein Zug, dessen Lok mit Wasserstoff angetrieben wird, sagte sie.
Hans Michelbach schilderte die Gespräche mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier zur Frage der Trassen als "schwierig". Von einer Zusage, die vor dem Bau der Strombrücke getroffen worden sei, dass damit die Region ihre Pflicht erfüllt habe und keine weiteren Projekte übernehmen müsse, weiß er nichts. Bei seinem Besuch im Herbst hatte Altmaier deutlich gemacht, dass er im Zeitdruck stehe, die Trassen von Norddeutschland nach Süd zu verwirklichen. Dass diese von den Netzbetreibern gewünscht werden, kann sich Hans Michelbach vorstellen. "Die Strombrücke hat sich nach drei Jahren amortisiert. Sie ist gut ausgelastet und daher sollen die weiteren Leitersysteme fortgeführt werden", sagte er.