Wind und Meer im berauschenden musikalischen Dialog

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Mit klangvollem Musizieren begeisterte das Philharmonische Orchester des Landestheaters beim "Concertino". Dafür gab es am Ende ausdauernden Beifall. Foto: Jochen Berger
Mit klangvollem Musizieren begeisterte das Philharmonische Orchester des Landestheaters beim "Concertino". Dafür gab es am Ende ausdauernden Beifall. Foto: Jochen Berger
 
 
 
 
Konzertmeister Martin Emmerich (im Vordergrund) erhielt verdienten Applaus für ein klangvolles Geigensolo in Debussys "La Mer".
Konzertmeister Martin Emmerich (im Vordergrund) erhielt verdienten Applaus für ein klangvolles Geigensolo in Debussys "La Mer".
 
Souveräner Dirigent und begeisternder Musikerklärer: Roland Kluttig
Souveräner Dirigent und begeisternder Musikerklärer: Roland Kluttig
 
Mit anschaulichen Erläuterungen führte Roland Klutttig durch Claude Debussys "La Mer".
Mit anschaulichen Erläuterungen führte Roland Klutttig durch Claude Debussys "La Mer".
 

Alle Welt redet von Wellness-Urlaub. Dass Entspannung auch ohne teure Urlaubsreise ganz einfach mit Mitteln der Musik gelingen kann, beweist die neue Konzertreihe "Concertino" im Coburger Landestheater. Das Rezept: eine kurzweilige Konzertstunde, in der ausgewählte Werke erklärt und musiziert werden. In diesem Fall: Debussys Meisterwerk "La Mer". Wiederholt wird das Werk am Montag (11. März, 20 Uhr) beim Sinfoniekonzert.

Graubraun grüßt der Coburg Schlossplatz. Leiser Nieselregen statt Frühlingssonne. Und die Sonne? Versteckt hinter schmutzigen Wolken. Die Sonne strahlt an diesem Vormittag trotzdem - drinnen im Landestheater. Denn hier geht sie zumindest musikalisch auf - in Claude Debussys "La Mer". Musik als vorbeugendes Antidepressivum? Auch so kann das "Concertino" des Landestheaters wirken - medizinisch wirksam, aber rezeptfrei.

Großer Besucherandrang

Fünf Euro Eintritt auf allen Plätzen - so preiswert und demokratisch funktioniert das neue Konzertformat im Coburger Musentempel. Nachdem schon die erste Auflage vor wenigen Wochen reges Interesse gefunden hatte, verzeichnet der zweite Anlauf regelrechten Andrang - mit Besuchern keineswegs nur aus Coburg, wie ein Blick auf die parkenden Autos auf dem Schlossplatz beweist.

Begeisternder Musikerklärer

Erklären und musizieren lautet die Formel beim "Concertino". Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig ist nicht nur ein jederzeit souveräner, umsichtiger Maestro, sondern auch ein Musikerklärer, der nie belehrend wirkt. Wenn Kluttig über Musik spricht, dann teilt ein Künstler seine Begeisterung mit über das, was vor ihm auf dem Notenpult liegt.

Orchestrales Meisterwerk

"Sinfonische Skizzen" hat Debussy sein 1905 uraufgeführtes orchestrales Meisterwerk genannt - klingende Skizzen, die in vielen Passagen suggestive Klangmalerei sind.
Claude Debussy - der Klangzauberer, der Maler mit den Farben des Orchesters. Kluttig und das Philharmonische Orchester des Landestheaters führen mit klingender Anschaulichkeit, wie Debussy Wind und Meer in Klänge verwandelt.

Hilfreiche Erklärungen

Dazu lässt Kluttig die drei Sätze von "La Mer" jeweils einzeln spielen, ergänzt durch geschickt ausgewählte Ausschnitte, mit deren Hilfe er demonstriert, wie Debussy kompositorisch im Detail vorgeht.

Kein Hollywood-Film funktioniert ohne Debussy-Klänge

"Wenn Debussy ein Copyright auf seine Klänge angemeldet hätte und heute noch leben würde, wäre er unermesslich reich geworden", sagt Kluttig: "Kein Hollywood-Film funktioniert ohne Debussys Farben." Farben - das ist für Kluttig das entscheidende Stichwort. "Sind das Melodien oder sind das Farben?", fragt Kluttig und führt vor, dass der Zauber von Debussys Musik genau aus der Mischung schwer fasslicher Melodien und fein differenzierter Farben entsteht.

Wellen rauschen musikalisch

Dann rauschen die Wellen, Sirengesänge tönen herein, dunkles Grollen in den tiefen Streichern erinnert an die Urgewalt des Meeres - schließlich erstrahlt die Sonne mit gleißender Macht am musikalischen Firmament, von den Blechbläsern mit aller Kraft wie ein inbrünstig gesungener Choral gespielt.

Begeisterter Beifall

Das begeisterte Publikum dankt dem Dirigenten und seinem jederzeit klangschön musizierendem Orchester mit ausdauerndem Beifall und bekommt als Zugabe die Wiederholung des letzten Satzes serviert: Dialog des Windes und des Meeres. Draußen auf dem Schlossplatz dann hat sich der Himmel ein wenig aufgeklart - für einige Momente reißt sogar der Himmel auf.

"Wagner in Frankreich" beim Sinfoniekonzert im Landestheater

Montag, 11. März Landestheater Coburg: Sinfoniekonzert - Hector Berlioz "Harold in Italien", Sinfonie mit obligater Viola Claude Debussy "La Mer"

Interpreten Amihai Grosz (Viola), Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Dir.: Roland Kluttig


Restkarten

an der Theaterkasse (Te. 09561/898989)-