Wie Filme Erinnerungen bewahren

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Jeanine Meerapfel am Dienstag bei ihrem Besuch im Coburger "Utopolis". Ihr Streifen "Der deutsche Freund" ist heute nochmals als "VHS-Film der Woche" zu sehen. Foto: Jochen Berger
Jeanine Meerapfel am Dienstag bei ihrem Besuch im Coburger "Utopolis". Ihr Streifen "Der deutsche Freund" ist heute nochmals als "VHS-Film der Woche" zu sehen. Foto: Jochen Berger
"Der deutsche Freund": Celest Cid als Sulamit und Max Riemelt als Friedrich in Jeanine Meerapfels Spielfilm. Foto: Neue Visionen Filmverleih
"Der deutsche Freund": Celest Cid als Sulamit und Max Riemelt als Friedrich in Jeanine Meerapfels Spielfilm. Foto: Neue Visionen Filmverleih
 
 
 
 
 

Die Regisseurin Jeanine Meerapfel und ihr abenteuerliches Leben zwischen Argentinien und Deutschland. In Coburg stellt sie ihren Film "Der deutsche Freund" in der Reihe "VHS-Film der Woche".

Hamburg, Heidelberg, Dessau, Kiel, Coburg, heute Münster, morgen Berlin - so liest sich der Reiseplan der Filmregisseurin Jeanine Meerapfel in diesen Tagen. Von Kino zu Kino ist sie quer durch die Republik unterwegs - und freut sich über das rege Interesse, das ihr jüngstes Leinwand-Opus findet. Titel: "Der deutsche Freund".
Dieses Leben passt in keine Schublade. Ein Leben zwischen Argentinien und Deutschland, zwischen Journalismus und Film - das Leben von Jeanine Meerapfel. 1943 in Argentinien als Tochter deutsch-jüdischer Flüchtlinge geboren, besuchte sie die Journalistenschule in Buenos Aires und arbeitete als Redakteurin und freie Journalistin, bevor sie (1964 bis 1968) am Institut für Filmgestaltung der Ulmer Hochschule für Gestaltung bei Alexander Kluge und Edgar Reitz studierte.
Fiktion und Wirklichkeit - wer sich mit diesem Film beschäftigt, landet ganz unweigerlich bei der Frage nach dem autobiografischen Hintergrund.
Schließlich handelt der 2012 in 43 Tagen gedrehte Streifen von einer jungen Frau, die im Buenos Aires der 50er Jahre als Tochter jüdischer Emigranten aufwächst. Die Geburt in Argentinien, das Leben im Buenos Aires, schließlich der Aufbruch nach Deutschland - "das alles ist autobiografisch an diesem Film", sagt sie: "Aber dann hört die Autobiografie auf. Die Liebesgeschichte ist erfunden."
Die Liebesgeschichte zwischen Sulamit und Friedrich, diese Geschichte einer jüdischen Emigrantentocher und des Sohnes nach Argentinien geflohener Nazis - "eigentlich ist das eine Romeo-und-Julia-Geschichte", sagt Jeanine Meerapfel.
Viele Jahrzehnte, nachdem sie selbst aus Argentinien nach Deutschland in die Heimat ihrer Eltern gekommen ist, hat sie nun aus eigenen und erzählten Erinnerungen einen Film gemacht. "Wenn ich es nicht erzähle, wer erzählt es dann", beschreibt sie ihren Entschluss, diesen Film zu drehen. Denn seltsamerweise habe noch niemand diese Geschichte der Begegnung von Juden und Nazis in Argentinien geschildert.
Diese Begegnung - "das ist eine extreme Ironie der Geschichte", sagt sie. Mit Filmen die Welt verändern? Da muss Jeanine Meerapfel fast ein wenig lachen: "Filme sind nicht dazu da, die Welt zu verändern", sagt sie: "Schön wäre es, wenn wir etwas bewahren mit einem Film."


Der Film "Der deutsche Freund" führt bis ins Herz Patagoniens


Darum geht es In ihrem Spielfilm "Der deutsche Freund" erzählt Jeanine Meerapfel die Geschichte von Sulamit, Tochter jüdischer Emigranten aus Deutschland, die im Buenos Aires der 50er Jahre aufwächst. In unmittelbarer Nachbarschaft leben Juden und Nazis, die aus Europa geflohen sind und in der Fremde neu zusammengeworfen wurden. Unter ihnen Friedrich, ein deutscher Junge, der mit seinen Eltern nach Kriegsende wegen Kriegsverbrechen des Vaters vor der Justiz nach Argentinien geflohen ist. Sulamit und Friedrich freunden sich an. Als Friedrich die Wahrheit über seinen Vater erfährt, bricht er mit seiner Familie und geht nach Deutschland auf Spurensuche. Sulamit folgt ihm wenige Jahre später, muss aber feststellen, dass sein politisches Engagement ihm keinen Raum für ihre Liebe lässt. Als Friedrich Deutschland verlässt und spurlos verschwindet, begibt sich auf die Suche, die sie bis ins Herz Patagoniens führt.

Kino-Tipp VHS-Film der Woche "Der deutsche Freund", Mittwoch, 6. Februar, 20.15 Uhr, Utopolis.