Druckartikel: Wenn der Taktstock zum Zauberstab wird

Wenn der Taktstock zum Zauberstab wird


Autor: Jochen Berger

Coburg, Freitag, 03. Mai 2013

So wird im Landestheater Coburg aus der Ballade vom "Zauberlehrling" eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Konzertstunde voller Überraschungen.
In der Rolle des Zauberlehrlings versucht sich Coburgs Schauspieldirektor Matthias Straub auch als Dirigent. Fotos: Jochen Berger


Endlich. Der alte Hexenmeister ist endlich weg. Sturmfreie Bude für den Zauberlehrling - Gelegenheit, ganz unbeaufsichtigt selbst zu zaubern. Schnell noch den passenden Zauberspruch gesagt: Schon kann es losgehen. Schon wird der faul im Eck stehende Besen zum Wasserträger. Mit dem Eimer rennt der Besen hurtig, hurtig zum Flusse, schöpft Wasser und füllt den Badezuber in Windeseile.

Alles nur ein Kinderspiel?

Zauberei als Kinderspiel, das jeder im Handumdrehen erlernen kann? Wäre da nicht die Geschichte mit dem plötzlich vergessenen Zauberspruch. Wie bringt der Zauberlehrling bloß den Besen wieder zum Aufhören? Goethes "Zauberlehrling" steht an diesem Vormittag im Landestheater Coburg auf dem Programm - in der musikalischen Fassung des französischen Komponisten Paul Dukas.


Beim Kinder- und Familienkonzert wird daraus eine musikalische Zauberstunde mit allerlei Überraschungen (Regiekonzept: Urte Regler). Anna-Sophie Brüning am Dirigentenpult und das Philharmonische Orchester stellen das Orchesterscherzo von Dukas zunächst in einigen Ausschnitten vor, während Coburgs Schauspieldirektor Matthias Straub Goethes Ballade höchst anschaulich rezitiert.
Damit freilich nicht genug. Mit geschickt ausgewählten Beispielen führt Anna-Sophie Brüning vielmehr vor, wie anschaulich und detailgenau Dukas die Ballade in Klang verwandelt hat. Sie stellt die einzelnen Themen und Motive, aus denen Dukas sein Scherzo aufgebaut vor, gibt den Schülern Gelegenheit, ihr musikalisches Wissen zu testen.

Junge Talente am Dirigentenpult

Mit einem fingierten Anruf lockt Matthias Straub die Dirigentin von der Bühne und versucht sich selbst als dirigierender Zauberlehrling. Flugs verwandelt sich der Taktstock in einen Zauberstaub - und das Orchester spielt scheinbar mühelos nach seinen Anweisungen. Selbst zwei Schüler dürfen keck ihr Dirigiertalent erproben, bevor der übermütig werdende Zauberlehrling dann doch Lehrgeld zahlen muss: Das Musizieren läuft völlig aus dem Ruder, aus dem virtuosen Wohlklang wird ein akustisches Chaos.

Wer bändigt das Chaos?

Dieses Chaos bändigt dann erst die Rückkehr der Dirigentin. Wie "Der Zauberlehrling" klingt, wenn er präzis und klangvoll musiziert wird, erleben die jungen Zuhörer dann zum Schluss. Begeisterter Beifall.



Paul Dukas und sein Scherzo "Der Zauberlehrling"


Der Zauberlehrling ist die bekannteste Komposition von Paul Dukas. Das Werk entstand 1897 nach Goethes gleichnamiger Ballade.
Konzert-Tipp Wiederholt wird das Familienkonzert am Sonntag (5. Mai, 11 Uhr) im Landestheater Coburg. - Theaterkasse: Tel. 0   95   61/89   89   89.