Unrat auf Gräbern schreckt Friedhofsbesucher

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Es gab auch schon bunte Nudeln unter den Fleißigen Lieschen. Fotos: privat
Es gab auch schon bunte Nudeln unter den Fleißigen Lieschen. Fotos: privat
Äpfel und Pflaumen sind noch die harmloseren Grabbeigaben, die mehrere Coburger immer wieder auf den Gräbern ihrer Angehörigen finden.
Äpfel und Pflaumen sind noch die harmloseren Grabbeigaben, die mehrere Coburger immer wieder auf den Gräbern ihrer Angehörigen finden.
 

Seit Monaten melden Besucher des Coburger Friedhofs am Glockenberg, dass Gräber ihrer Angehörigen verunstaltet werden. Doch die Täter waren bislang nicht zu fassen.

Die alte Dame geht regelmäßig auf den Friedhof. Sie pflegt dort die Gräber ihrer Eltern, ihres Mannes und schaut nach denen einiger Bekannter. Doch seit ungefähr drei Jahren ärgert sie sich immer wieder bei ihren Besuchen: Ein oder mehrere unbekannte Täter werfen, schütten oder legen Unrat auf die Gräber. Nudeln habe sie schon gefunden, erzählt die alte Dame, Kartoffelsalat, zerschnittene Büstenhalter, Sägespäne, Kartons. Zuletzt waren es Äpfel und Nüsse. Die hat dann ihr Neffe, der sie an diesem Tag begleitete, sofort fotografiert.

Ein System vermag die 85-Jährige nicht zu erkennen. Es seien mehrere Gräber, sagt sie, und der Unfug beschränke sich auch nicht nur auf einen Friedhofsbereich. Auch Anpflanzungen seien beschädigt worden. Im September hat die Coburgerin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, zusammen mit einigen anderen Betroffenen Anzeige erstattet wegen Störung der Totenruhe.

Die Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei seien aber eher begrenzt, räumt Markus Rei-ßenberger ein, Sprecher der Polizeiinspektion Coburg. Es gebe immer wieder Anzeigen, weil Grabschmuck entwendet oder Gräber verwüstet wurden. Aber dass Abfall auf die Gräber geworfen wird? "Das geht so schnell, das bemerken Sie gar nicht", sagt Michael Beutel, der Leiter des Coburger Friedhofsamts.
"Die Person läuft ganz harmlos durch den Friedhof, und innerhalb von ein, zwei Sekunden wirft sie etwas auf ein Grab." Das Aufsichtspersonal halte zwar die Augen offen, aber der Friedhof ist weitläufig "und die Person weiß, wie sie sich bewegen muss."


Tomaten auf Gräbern


Laut Beutel gibt es Friedhofsbesucher, die verdächtige Personen beobachtet haben wollen. Aber eine genaue Beschreibung hat er nicht, und es lasse sich ja nicht einmal sagen, ob es ein oder mehrere Täter seien, gibt er zu bedenken. Seine Mitarbeiter räumen jedenfalls weg, was sie finden, damit die Besucher, die an die Gräber kommen, nicht erschrecken. "Heute lagen Tomaten auf einem Grab, die haben wir weggemacht."

Spuren und Indizien gibt es bislang nicht. Etwas mit Fingerabdrücken solle sie der Polizei bringen, erzählt die alte Dame. "Aber dann muss doch die Polizei auch ein Gegenstück dazu haben! Ich sehe ja schließlich auch Krimis!" Immerhin, sagt sie, habe sie neulich ein paar Stücke gefunden, die Fingerabdrücke tragen könnten.
Wären Kameras vielleicht eine Lösung? Michael Beutel ist skeptisch: Kameras dürfen nicht ohne den Hinweis auf Video-überwachung aufgestellt werden. "Dann werden die Täter vielleicht abgeschreckt, oder sie suchen sich eine andere Ecke." Beutel vermutet, dass die Grabschänder bewusst das Risiko eingehen, entdeckt zu werden. Schließlich sind sie am hellen Tag unterwegs, und gerade jetzt, zur Pflanzzeit, herrscht auf dem Friedhof reger Betrieb.

Doch bislang kann Beutel nur hoffen, dass ihm und seinen Mitarbeitern der Zufall zu Hilfe kommt. "Oder es schießt vielleicht einmal einer ein Handy-Foto!" Eine Erklärung für das seltsame Treiben hat auch er nicht. "Es muss eine Person sein, die Gefallen daran findet, andere zu ärgern. Man kann's nicht nachvollziehen."