Das Meininger Theater bringt Wagners Liebesdrama "Tristan und Isolde" heraus. In der Titelrolle ist ein "Bekannter" von der Coburger Sommeroperette zu erleben, Andreas Schager(l). Der zweite Meininger Tristan, Hans Georg Priese, singt auch in der Coburger Morizkirche.
Sind Tristan und Isolde wirklich das ultimative Liebespaar der Opernbühne? Wer das Musikdrama des kleinen Sachsen Richard Wagner auf die Bühne bringt, darf sich immerhin auch heute noch beachtlicher medialer Aufmerksamkeit erfreuen. Mit dieser Aufmerksamkeit rechnet auch das Meininger Theater. Im Wagner-Jubiläumsjahr bringt der Musentempel an der Werra "Tristan und Isolde" auf die Bühne, Premiere heute um 18 Uhr. Zeremonienmeister am Regiepult ist ein ausgewiesener Routinier: Gerd Heinz. Für ihn ist dieser Stoff nach eigenen Worten "fast ein Weltwunder".
Seit fünfzig Jahren ist Heinz von diesem Stoff bewegt, bis 1989 hat er selbst ein Theater geleitet, war Intendant am Züricher Schauspielhaus, bis 2008 Professor an der Hochschule für Musik Freiburg.
Nun endlich präsentiert er Wagners Spät- und Meisterwerk, zusammen mit Szenograph Rudolf Rischer und Kostümbildnerin Gera Graf, also dem Team, das schon 2009 mit "Parsifal" zur "Inszenierung des Jahres" gewählt wurde. Die musikalische Leitung hat der Schweizer GMD Philippe Bach.
Die beiden Titelpartien gelten als reichlich strapaziöse Herausforderung für dramatische Sopranstimmen und heldentenorale Herren. Meiningen hat bei Rollen jedenfalls vorsorglich doppelt besetzt. Für die Isolde sind Ursula Füri-Bernhard und Bettine Kampp gebucht.
Die Begegnung mit den beiden Tristan-Darstellern dürfte aus Coburger Sicht gleich doppelt interessant sein. So ist als einer der beiden tragischen Helden Andreas Schager zu erleben. Ihn kennt das Publikum der Coburger Sommeroperette aus zwei gefeierten Spielzeiten auf der Waldbühne Heldritt, als er seinen Nachnamen noch mit "l" am Ende schrieb.
Als And reas Schagerl hatte er 2008 in "Gräfin Mariza" und 2009 in "Wiener Blut" begeistert.
Alternierend mit Schager wird Hans Georg Priese den Tristan singen. Diesen Heldentenor, der einst als Kavaliersbariton seine Bühnenlaufbahn begann, kann das Coburger Publikum übrigens auch direkt als Tristan erleben - freilich nur in konzertanten Ausschnitten, die Generalmusikdirektor Roland Kluttig am 22. März in der Morizkirche dirigieren wird.
"Brauchen keine Kalashnikov" "Aufregend-altmodisch" - so beschreibt Gerd Heinz das eigene Konzept, das sich an Lesart und Licht-Regie Adolphe Ap pias orientiert, des großen Szenenreformators, der weder Illusionismus noch Modernismus eine übergeordnete Rolle zuwies.
Oder in den Worten von Gerd Heinz gesprochen: "Wir brauchen keine Kalashnikov, um die Geschichte authentisch für uns Heutige zu erzählen, die Symbolik des Schwertes, vorausgesetzt sie wird richtig gespielt, reicht uns vollkommen. Aber die Beleuchtung wird von zentraler Bedeutung sein. Mein Team und ich sind bekennende Licht-Fans."
Die Fantasie beflügelnde Atmosphäre nämlich schafft in Meiningen der Beleuchtungschef Rolf Schreiber. Oder mit den Worten Wieland Wagners gesprochen: "Illusion beruht nicht auf Täuschung, sondern auf der Vorstellungskraft des Menschen, das heißt, man assoziiert Gegebenheiten und ,Realitäten‘".
Der Stoff selbst, über Liebestrank, Liebesnacht, Liebestod und das ewige Sehnen von nach Ewigkeit strebendem Glück hat nicht nur das Mittelalter und dessen Wiederentdeckung durch die Romantik zutiefst bewegt, sondern hat es mit Ridley Scott bis ins Hollywood-Kino des 21.
Jahrhunderts geschafft.
Sie könnten auch Wasser trinken Und die Idee des Zaubertrankes spielt dabei kaum eine Rolle. So hatte schon Richard Wagner im Gespräch mit seiner Frau Cosima zum Handeln von "Tristan und Isolde" versichert: "Sie könnten genauso gut ein Glas Wasser trinken." Weil nämlich der Trank eben weder ein tödliches Gift noch eine Liebesdroge enthält:
Angesichts des Todes, den beide ob ihrer verbotenen Beziehung in dem Glauben, Gift getrunken zu haben, augenblicklich erwarten, löst sich ihre Verdrängung. Sie werden sich ihrer - lange verborgenen - Liebe bewusst als einem Verhängnis, dem sie ausgeliefert sind, dem sie nicht entrinnen können.
Aus der Erkenntnis ihres Zustandes heraus kehren sie sich von der Welt ab, in der sie die Erfüllung ihrer Liebessehnsucht nicht finden können.
Und wie in keiner anderen Oper wirkt das Orchester als dritte Hauptrolle: "Mehr als irgendwo ist im 'Tristan‘ das Orchester eine durchaus ideale Macht, vielleicht mit der Bedeutung eines griechischen Chores, nur mit der Steigerung, dass es nicht reflektierend, sondern jeden Moment bis in das Unendliche mitempfindend, diesen zu einer idealen Weite ausdehnt", wie der Bayreuther Meister mit Nachdruck beteuerte.
Die Meininger Hofkapelle, der einst selbst mit Bülow der Mann voranstand, den Wagner für das Pult der Uraufführung bestimmte, hat mit GMD Philippe Bach einen jungen Maestro, der bereits den gesamten "Ring", "Das Liebesverbot" und den "Tannhäuser" ins Werk gesetzt hat.
F.S./J.B.Premiere Richard Wagner
"Tristan und Isolde", Freitag, 1. März, 18 Uhr, Staatstheater Meiningen
Produktionsteam Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach, Regie: Gerd Heinz,
Bühnenbild: Rudolf Rischer,
Kostüme: Gera Graf, Chor: Sierd Quarré, Dramaturgie: Diane Ackermann
Termine 10., 13., 31. März, 18 Uhr, 28. April, 15 Uhr, 3., 18. Mai, 21. Juni, 18 Uhr