Theater in Rödental: Sieben Schiller-Dramen in 90 Minuten
Autor: Jochen Berger
Coburg, Freitag, 05. Juli 2013
Klassiker lassen sich unerschrocken frech und erheiternd lebendig vermitteln. Das beweist der "Fränkische Theatersommer" bei seinem Gastspiel in der Rödentaler Domäne.
Auf dem Programm: "Schiller: ganz oder gar nicht". Das klingt ein wenig trutzig und wird doch zum Motto für einen rasanten, kontrastreichen Theaterabend. Der ganze Schiller an einem Abend? Das geht natürlich nicht - und funktioniert dann doch kurzweilig und erhellend.
Sieben Dramen an einem Abend
Der ganze Schiller ist es dann zwar doch nicht, aber immerhin sieben der großen Schiller-Dramen haben Mirjam Barthel, Armin Jung und Carl Philipp von Maldeghem in ihre rund eineinhalbstündige Kurzfassung gepackt. Das beliebte Spiel "Theater auf dem Theater" liefert den dramaturgischen Vorwand für diese eigentlich aberwitzige Tour durch Schillers Schaffen.
Die Akteure: Maggie, Bruno und Etienne. Dieses Schauspieler-Trio will sich an Schillers Dramen wagen und droht schon vor dem Beginn der Aufführung zu scheitern. Denn wer einfach nicht erscheint, ist Etienne. Doch Maggie und Bruno spielen trotzdem - mit dem Mut der Verzweiflung und mit all' jenen Schauspieler-Eitelkeiten, die niemand so gut karikieren kann wie Schauspieler selber.
Zu allem Überfluss dürfen Maggie und Bruno auch noch ein heillos zerstrittenes Duo mimen. Während Bruno den kompromisslosen Verfechter der Werktreue spielt, kämpft Maggie unerschrocken für eine moderne Lesart von Schillers Dramen. Juliane Fechner und Peter Kempkes machen daraus in der Doppelfunktion als Regie- und Darsteller-Duo einen turbulenten, kontrastreichen Abend, der Schillers Pathos oft lustvoll zur Parodie steigert und letztlich aber trotzdem nicht denunziert.
Fechner und Kempkes spielen reichlich selbstironisch mit Schauspieler-Attitüden und bringen zugleich Schillers Pathos mit Witz und sicherem Gespür für Pointen über die Rampe. "Die Räuber" und die "Jungfrau von Orleans", "Maria Stuart" und "Don Carlos", "Wilhelm Tell" und "Demetrius" begegnen sich im flotten Wechsel der Szenen.
Schillers Wortgewalt
Das Verblüffende dabei: Hinter der komödiantischen Zuspitzung wird Schillers Wortmacht immer wieder spürbar - trotz oder gerade wegen der bewusst ironisch überzeichneten Gestaltung.
Darum geht es beim nächsten Gastspiel in Rödental am 1. August:
"My Way - Die Liebesgeschichte von Frank Sinatra und Ava Gardner" - Was wären die 50er Jahre ohne Frank Sinatra und Ava Gardner? Ihre gemeinsame Geschichte zeigt, dass das Leben nicht immer geradlinig verläuft. Unvorstellbarer Ruhm und Versagen, absolute Hingabe und Eifersucht, Alkohol und Exzesse, immer gejagt von der Presse. Doch was steckt hinter der Fassade der Coolness und Extrovertiertheit? Dieser Abend zeigt zwei Menschen, die mit ihrer Musik und ihren Filmen Geschichte geschrieben haben, eine musikalische Reise mit zwei Stars und ihren Evergreens (19.30 Uhr, Domäne Oeslau).