SÜC Coburg: "Wir können nicht die Billigsten sein!"
Autor: Simone Bastian
Coburg, Donnerstag, 20. Dezember 2012
Nun haben auch die SÜC eine Erhöhung der Strompreise angekündigt. Ferenc Bátyi nennt als Hauptursache die gestiegenen Umlagen - unter anderem für Windstrom, der mangels Stromleitungen nicht ins Netz gelangt.
Theoretisch könnte jede Kommune dazu beitragen, dass der Strom für ihre Bürger billiger wird. Denn im Strompreis enthalten ist die Konzessionsabgabe, die die Energieversorger an die Städte und Gemeinden zahlen müssen. "Dort, wo die Konzessionsabgabe nicht erhoben wird, berechnen wir sie auch nicht", betont Ferenc Bátyi, für Energieverkauf zuständiger Prokurist bei den SÜC.
Aber kaum eine Gemeinde leiste es sich, auf die 1,23 Cent zu verzichten, den die pro Kilowattstunde Strom erhält, der durch ihr Gebiet fließt. Einzige Ausnahme, sagt Bátyi: Großverbraucher wie Landwirte, die ihren gewerblich genutzten Strom nicht extra messen lassen, werden ab einer bestimmten Strommenge von der Konzessionsabgabe befreit. In den Städten ist die Durchleitungsgebühr sogar noch höher: 1,59 Cent kostet hier die Kilowattstunde.
Die Konzessionsabgabe freilich ist nur eine von den zahllosen Abgaben und Steuern, die im Strompreis stecken. "Energie macht ja nicht mal mehr 30 Prozent des Preises aus", sagt Bátyi. "50 Prozent sind Steuern und Abgaben, der Rest ist Netz."
Immerhin konnte Bátyi den Strom fürs nächste Jahr günstiger einkaufen als in den Vorjahren. Deshalb, betont er, würden nicht nur die gestiegenen Umlagen auf die Verbraucher umgelegt, sondern auch die niedrigeren Energiekosten. Die Strompreise würden deshalb nur um 3,1 Cent je Kilowattstunde steigen, und nicht um 3,8 Cent.
"Die EEG-Umlage ist gestiegen, die Paragraph-19-Umlage, und die Off-Shore-Haftungsumlage ist neu", zählt Bátyi auf. Die EEG-Umlage ist das, was für den Ausbau der erneuerbaren Energien gezahlt werden muss. 5,277 Cent pro Kilowattstunde sind das ab 2013. Energieversorger, die mehr als die Hälfte ihres Stroms aus Quellen wie Wind- und Wasserkraft-, Photovoltaik oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen beziehen, brauchen diese Umlage nicht zu erheben. "Die sind also von Haus aus fünf Cent billiger als wir", seufzt Bátyi. Die Bestätigung liefert ein Blick ins Preisvergleichs-Portal Verivox im Internet: 23 Anbieter sind da gelistet, die günstiger sind als die SÜC, und ein guter Teil davon bietet nur Strom aus erneuerbaren Energien an. Selbst, wenn diese Grünstromverkäufer in Zukunft ebenfalls einen Teil der EEG-Umlage erheben müssen, können sie niedrigere Preise verlangen, sagt Bátyi. Ein lokal unabhängiger Anbieter müsse außerdem nur so viel Strom vorhalten, wie er Kunden hat. Die SÜC dagegen müssten die Stromversorgung in ihrem Gebiet sicherstellen.
Ausgleichen, was Große sparen
Die Paragraph-19-Umlage gleicht aus, was Großverbraucher sparen: Energieintensive Unternehmen können sich von den Netzentgelten befreien lassen, damit sie durch den Atom-Ausstieg nicht noch zusätzlich belastet werden. Was die Großverbraucher nicht bezahlen, kann auf die übrigen Stromkunden umgelegt werden. Geregelt ist das im Paragraph 19 der Stromnetzentgeltverordnung. Neu im Umlagenkanon ist die Off-Shore-Umlage. Bátyi erklärt sie so: Es gibt inzwischen betriebsfähige Hochsee-Windparks, die nur deshalb keinen Strom liefern, weil die Leitungen fehlen. Die Umlage solle einen Teil der entgangenen Einnahmen ausgleichen.
Die EEG-Umlage steigt zum Jahreswechsel von rund 3,6 auf 5,3 Cent, die Paragraph-19-Umlage von 0,15 auf 0,3 Cent, die Kraft-Wärme-Kopplungs-Umlage von 0,002 auf 0,126 Cent, immer pro Kilowattstunde. Das geht aus einer Mitteilung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor. Weil jeweils die Mehrwertststeuer dazu kommt, läppert sich das am Ende für den Verbraucher. Auch der BDEW weist darauf hin, dass die Unternehmen kaum noch eine Chance hätten, den Strompreis zu beeinflussen: Der Steuer- und Abgabenteil von rund 50 Prozent sei politisch gewollt, die Netzentgelte - rund 28 Prozent - staatlich reguliert.
Deshalb, sagt auch Bátyi, müssten die lokalen Energieversorger andere Argumente finden, die für sie sprechen. "Wir wollen nicht die billigsten sein. Das können wir auch nicht." Aber ein kommunales Unternehmen wie die SÜC sorge für Beschäftigung und Kaufkraft in der Region. Weil die Gewinne der SÜC Energie & H 2 O-GmbH mit den Verlusten der SÜC Bus & Aquaria GmbH verrechnet werden, schone das Unternehmen auch die Stadtkasse. Die müsste sonst den Busbetrieb entweder bezuschussen oder einschränken. Auf die Preisgestaltung beim Strom habe das Defizit in Bad- und Busbetrieb aber keinen Einfluss, betont Bátyi: "Wir kalkulieren so, wie es der Markt erlaubt."
Ohne Preiserhöhung kommen im Moment noch die SÜC-günstig-3-Kunden davon: Bei ihnen können die erhöhten Netzentgelte erst ab dem Jahr 2014 auf die Rechnung gesetzt werden. Dieses Angebot gab es aber nur für treue Kunden, die schon vorher diesen Tarif gewählt hatten.