Singender Botschafter Frankreichs zu Gast in Coburg
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 21. Januar 2013
Wer ein historisches Jubiläum wie den 50. Jahrestag der deutsch-französischen Verständigung mit der Unterzeichnung des sogenannten Élysée-Vertrags feiern oder würdigen will, landet ganz schnell beim französischen Chanson - und damit in Coburg bei Patrice Bourgeon.
Der Auftritt des Chansonniers in der Reihe "Cultur im Contakt" nimmt nämlich genau diesen Abschluss der deutsch-französischen Verträge am 22. Januar 1962 zum Anlass für einen Abend unter dem Motto "Les grand moments de la chanson". Ein halbes Jahrhundert nach Konrad Adenauers und Charles de Gaulles Unterzeichnung jenes Vertrags ist die deutsch-französische Verständigung auf der politischen Bühne längst Wirklichkeit geworden und die Städtepartnerschaft zwischen Coburg und Niort ein lebendig gebliebener Austausch.
Norbert Berger als Dolmetscher
Französisch als Fremdsprache dagegen ist an Coburgs Schulen im Vergleich mit Latein momentan auf dem Rückzug, wie Norbert Berger konstatiert, der seit mehr als drei Jahrzehnten Französisch an Gymnasien unterrichtet.
Beschwörung der Freiheit
Die großen Momente des Chansons, die Bourgeon bei seinem zweiten Coburg-Gastspiel gemeinsam mit dem Pianisten Dominique Charday liefert, werden freilich auch ohne Übersetzung verständlich. Von Serge Gainsbourgs "Akkordéon" bis zu Félix Leclers kleinem Glück ("Le petit bonheur") spannt sich der thematische Bogen. In dieser Auswahl ist Platz für Georges Moustakis Beschwörung der Freiheit ("La Liberté") ebenso wie für Boris Vians gesungene Geschichte eines Deserteurs, die einst in Frankreich sogar verboten war.
Großvater aus Polen
Im zweiten Teil des Abends ist dann auch Raum für Edith Piafs "La foule", Charles Aznavours "La bohème" oder "Göttingen" von Barbara. Mit einem eigenen Chanson reiht sich Patrice Bourgeon dann in den Reigen der Chanson-Klassiker ein - "Pepe ski", ein Lied über seinen aus Polen stammenden Großvater, der einst Bergarbeiter war.
Chanson-Potpourri
Mit seiner leicht rau timbrierten Stimme ist Bourgeon stets ein stilsicherer Interpret dieses Chanson-Potpourris, der freilich den Klassikern immer wieder auch eigene Akzente zu verleihen weiß. Und Dominique Charday, der bereits bei Bourgeons erstem Coburg-Gastspiel vor genau einem Jahr an gleicher Stelle ebenfalls dabei war, bewährt sich erneut als reaktionsschneller und stilistisch vielseitiger Begleiter am Flügel.
Das Publikum im Coburger "Contakt" jedenfalls ist begeistert und erklatscht sich mit hartnäckigem Beifall gleich mehrere Zugaben zum endgültigen Ausklang dieses deutsch-französischen Abends.