Schwelgerische Klangfülle vor dem Weihnachtsbaum
Autor: Jochen Berger
Coburg, Montag, 24. Dezember 2012
So beschert das "Collegium musicum" dem Publikum in der Coburger Morizkirche ein stimmungsvolles Adventskonzert.
Für das Coburger Publikum sind diese Konzerte ein Hit. Liegt es am traditionell freien Eintritt? Oder am angestammten günstigen Termin zum 4. Advent? Egal - die Weihnachtskonzerte mit dem "Collegium musicum" in der Morizkirche locken Zuhörer in Scharen an. Auch in der inzwischen 60. Auflage am Sonntag war der Andrang beträchtlich.
Geschickte Programmauswahl
Zum Erfolg dieser Weihnachtskonzerte trägt sicher auch die geschickte Programmauswahl bei. Stilistisch bewegt sich Thomas Ehrle als Leiter des "Collegiums" bevorzugt zwischen Barock und Frühklassik mit gelegentlichen Ausflügen in die Romantik oder die gemäßigte Moderne.
Und immer wieder gelingt es ihm, bekannte mit weniger bekannten Namen zu mischen oder von bekannten Komponisten weniger bekannte Werke zu präsentieren.
Gefällige Arrangements von Thomas Ehrle
Zum Auftakt in diesem Jahr gab es drei "Noels" für Streichorchester des französischen Barockmeisters Louis-Claude D´Aquin - eingängige weihnachtliche Stücke in gefälligen Arrangements von Thomas Ehrle, bei denen das "Collegium musicum" klangschönes und konzentriertes, bisweilen fast schwelgerisches Musizieren demonstrierte.
Vor allem als gefragter Lehrer ist Padre Giambattista Martini heute noch bekannt. Wolfgang Amadeus Mozart nahm einst ebenso Unterricht bei ihm wie Johann Christian Bach. Seine Sinfonia a quattro in D-Dur gelang dem "Collegium" ebenso überzeugend und abgerundet im Klang wie Joseph Haydns melodisch eingängige G-Dur-Pastorale für Streichorchester.
Souveräner Solist: Philipp Grzondziel
Zur lohnenden Entdeckung für das Publikum wurde die Begegnung mit dem 1. Klarinettenkonzert A-Dur von Johann Melchior Molter - einem der frühesten Solokonzerte für das damals noch junge Instrument. Geschrieben ist es für die heute weniger gebräuchliche hohe D-Klarinette, die sich durch einen hellen, bei Bedarf beachtlich tragfähigen, in der hohen Lage fast trompetenartigen Klang auszeichnet. Erstmals als Solist beim "Collegium" war dabei der junge Klarinettist Philipp Grzondziel vom Philharmonischen Orchester des Landestheaters zu hören.
Fein differenzierte Tongebung
Technisch wie gestalterisch war seine Interpretation gleichermaßen souverän. Mit fein differenzierter Tongebung brachte er das helle Timbre der D-Klarinette ohne jede Schärfe bestens zur Geltung. Beeindruckend zudem seine in Dynamik wie Klangfarben fein differenzierte Gestaltung. Das Collegium unter Thomas Ehrles Leitung (von Gerhard Deutschmann umsichtig am Cembalo assistiert) ließ sich von seinem Musizieren spürbar inspirieren und begleitete aufmerksam und klanglich ausgewogen.
Elegische Melodien
Zwischen Spätbarock und Frühklassik bewegt sich der einst in Venedig und Wien wirkende böhmische Komponist Florian Leopold Gassmann. Auch in Gassmanns c-Moll-Divertimento gefiel das "Collegium" unter Thomas Ehrles Leitung durch beachtlich klangvolles Spiel.
Abgerundete Tongebung
Der junge Geiger Attila Ge rgely ist in der Region wiederholt als Solist hervorgetreten und war bereits vor zwei Jahren an gleicher Stelle gemeinsam mit dem "Collegium" zu erleben. Bei Giuseppe Tartinis G-Dur-Violinkonzert demonstrierte er klangvolle, abgerundete und tragfähige Tongebung ebenso wie sorgfältige, stilistisch einfühlsame Gestaltung. Auch hier begleitete das "Collegium" konzentriert und anpassungsfähig.
Intensiver Ausdruck
Warme und füllige Tongebung demonstrierten die Streicher dann zum Abschluss bei Edvard Griegs zwei elegischen Melodien op. 34, die mit intensivem Ausdruck erfüllt wurden.
Ausdauernder Beifall
Der Lohn des Publikums für dieses rundum gelungene Weihnachtskonzert: ausdauernder Beifall. Zum Dank dafür wiederum gab es noch beide Grieg-Elegien als Zugaben.
Die Solisten beim Weihnachtskonzert mit dem "Collegium musicum"
Attila Gergely war schon während seiner Schulzeit am Gymnasium Albertinum Jungstudent bei Gottfried van der Goltz an der Musikhochschule Würzburg, wo er seine Ausbildung nun fortsetzt.
Philipp Grzondziel Geboren 1980 in Braunschweig, studierte Philipp Grzondziel an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Otto Kronthaler (bis 2007). Meisterkurse sowie ein Gastsemester an der Universität für Musik in Wien rundeten seine Ausbildung ab. Philipp Grzondziel erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Seit März 2007 ist er 2. und hoher Klarinettist des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg. Daneben war er schon mehrfach bei Konzertprojekten als Gast beim Sinfonieorchesters des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg verpflichtet.