Säule am Coburger Ernstplatz bröckelt

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Der steinerne Adler hat ebenfalls schon Federn gelassen.
Der steinerne Adler hat ebenfalls schon Federn gelassen.
1874 ließ die Stadt das Denkmal am Ernstplatz errichten, 1974 wurde es versetzt. Schon früher mussten Schäden am Schilfsandstein ausgebessert werden. Doch er zerfällt weiter. Fotos: Simone Bastian
1874 ließ die Stadt das Denkmal am Ernstplatz errichten, 1974 wurde es versetzt. Schon früher mussten Schäden am Schilfsandstein ausgebessert werden. Doch er zerfällt weiter. Fotos: Simone Bastian
 
 
Weil sich schon faustgroße Brocken aus dem Denkmal lösten, ist es seit fast zwei Jahren von einem Bauzaun umgeben.
Weil sich schon faustgroße Brocken aus dem Denkmal lösten, ist es seit fast zwei Jahren von einem Bauzaun umgeben.
 
 
 
 

Die Säule am Coburger Ernstplatz erinnert an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71. Eine Sanierung wäre teuer - und die Grünen würden sie glatt ganz einsparen.

Mit seinem Vorschlag, das Denkmal auf dem Ernstplatz einem "kontrollierten Verfall" preiszugeben, fand Wolfgang Weiß (Grüne) im Bau- und Umweltsenat gestern freilich keine Mehrheit. Das Denkmal erinnere an die Gefallenen eines Krieges, der von Deutschland ausgegangen sei und stehe für eine Militärmacht, argumentierte Weiß. Ein solches Denkmal bewusst niedergehen zu lassen, sei auch eine Botschaft. Außerdem ging es Weiß ums Geld: "Wir streichen bei den Mitteln für lebende Menschen - das passt nicht zusammen." Das brachte Weiß die Kritik von Jürgen Oehm ("hammerhart") und Max Beyersdorf (beide CSU) ein: "Wir reden von einem Denkmal. Das ist nicht mit dem Stadtjugendring vergleichbar."

Der Gedanke, 138.500 Euro für die Restaurierung der Säule ausgeben zu müssen, behagte der Mehrheit im Senat allerdings wenig. Die SPD-Fraktion lehnte das zumindest jetzt ab: "Das kann wieder vorgelegt werden, wenn wir wieder Geld haben", sagte Carl-Christian Dressel. Mit dem Bauzaun sei die Säule genügend gesichert, stellte Andreas Gehring (SPD) fest. Der Bauzaun steht seit fast zwei Jahren, weil schon faustgroße Brocken von dem Denkmal fielen.

Max Beyersdorf fand die große Spanne zwischen den Schätzungen bemerkenswert: Ein Steinmetz hatte das Denkmal betrachtet und die Sanierungskosten grob auf 20.000 Euro beziffert. Weil aber das Denkmal auch als solches eingestuft ist, muss das Landesamt für Denkmalpflege einbezogen werden, und das verlangte ein fundiertes Gutachten. Das allein kostete schon mal 10.000 Euro. Das Sanierungskonzept sieht Dinge vor wie eine Rekonstruktion "des wilhelminischen Reichsadlers" (Dressel) oder die Neuvergoldung der Inschriften (zusammen 16.000 Euro). Auch der Zaun sollte demnach rekonstruiert werden. Kosten: 15.000 Euro.

"In der Regel wird's günstiger", suchte Pfuhlmann zu beschwichtigen. Doch auf einen Betrag festlegen lassen wollte er sich nicht - in den vergangenen Monaten war er wiederholt öffentlich dafür gescholten worden, dass seine Kostenschätzungen zu niedrig waren. "Wir sollten das tun, was notwendig ist", bekräftigte Dritter Bürgermeister und Baureferent Hans-Heinrich Ulmann (CSB). Das heißt für ihn: "Keine neuen Gitter und keinen Adler", aber die Substanz sichern, bevor eine Sanierung noch teuerer wird.

Nun soll das Bauamt Angebote für eine Sanierung einholen. Dann wird der Bau- und Umweltsenat erneut über die Kosten diskutieren.

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