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Rückert-Preis an syrischen Autor verliehen


Autor: Jochen Berger

Coburg, Freitag, 21. Juni 2013

Ein Festakt in der Großen Hofstube der Veste bildete den Rahmen für die offizielle Verleihung des Coburger Rückert-Preises.
Lockiges Dicher-und Gelhrten-Haupt: Rückert-Denkmal im Rückert-Park in NeusesFoto: Jochen Berger


Lachen im Angesicht des Terrors? Mit seinem Roman "Ali Hassans Intrige" zeigt der im Exil lebende syrische Autor Nihad Siris, dass literarische Ironie sehr wohl ein Mittel gegen den Schrecken sein kann. Bei einem Festakt in der Großen Hofstube der Veste Coburg wurde Nihad Siris der mit 7500 Euro dotierte Coburger Rückert-Preis verliehen.

"Ali Hassans Intrige"

Mit Siris wird ein syrischer Autor ausgezeichnet, dessen Roman "Ali Hassans Intrige" bei allem Bezug zur politischen Situation in seinem Heimatland mehr sein will als eine literarisch gefilterte Dokumentation.
Aus Sicht der dreiköpfigen Jury unter Vorsitz von Claudia Ott ist dieser Roman "eine Satire auf den Führerkult in einer arabischen Diktatur". Den Hintergrund liefern die Zustände in Syrien unmittelbar vor der Revolte gegen das Assad-Regime.

"Ali Hassans Intrige" polarisiere "in keiner Richtung, sondern bedient sich eines ironisch gefärbten Humors, um sich mit der politischen Realität ausei nanderzusetzen." In seiner Laudatio würdigte Jury-Mitglied Hartmut Fähnrich die geradezu prophetische Kraft des Romans.

Syrische Musik auf Originalinstrumenten

"Der Coburger Rückert-Preis führt Rückerts Erbe zu neuen Ufern", sagte Jury-Vorsitzende Claudia Ott, die zugleich auch musikalisch den Abend bereicherte. Gemeinsam mit Gilbert Yammine, der die Kanun genannte Kastenzither spielte, musizierte sie auf der Rohrflöte (Nay) syrische Musik.

Sprache als Beitrag zur Völkerverständigung

Weltpoesie Seit 2008 verleiht die Stadt Coburg den mit 7500 Euro dotierten Coburger Rückert-Preis in Erinnerung an den berühmten Orientalisten, Dichter, Übersetzer und Sprachforscher Friedrich Rückert, der 1820-1866 in Coburg gelebt und gearbeitet hat. Der Preis will ganz nach dem Motto Rückerts "Weltpoesie ist Weltversöhnung" einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Rückert hat sich mit 44 Sprachen befasst, wobei die des Nahen und Mittleren Ostens den Schwerpunkt seiner Arbeit bildeten. So wird auch der Preis an Autorinnen und Autoren der arabischen, iranisch/afghanischen, türkischen, indischen und anderen relevanten Sprachen verliehen.

Nihad Siris wurde im Jahr 1950 in Aleppo geboren. Er war zunächst Bauingenieur, bevor er sich dem Schreiben von Drehbüchern und historischen Romanen zuwandte. Siris flüchtete im Sommer 2011 aus Syrien nach Kairo und lebt seitdem im Exil.

Jury Die Vorsitzende der Jury des Coburger Rückert-Preises 2013 ist die Orientalistin Claudia Ott, die mit zahlreichen Übersetzungen hervorgetreten ist. Der dreiköpfigen Jury gehören die Islamwissenschaftler und Übersetzer Hartmut Fähndrich und Günther Orth an.

Buchtipp
Nihad Siris "Ali Hassans Intrige", Lenos Verlag, Basel, 2013, 173 Seiten, broschiert, 12,50 Euro; 176 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag
18,50 Euro.