Wie schätzen die neu gewählten Bürgermeister im Landkreis Coburg ihre ersten drei Jahre im Amt ein? Diesmal: Marco Steiner aus Rödental.
Sieg in Runde 1. Darauf, dass Marco Steiner schon nach dem ersten Durchgang aus der Personalabteilung des Coburger Landratsamtes direkt auf den Chefsessel im Rödentaler Rathaus wechselt, hatten bei der Kommunalwahl 2014 nur die wenigsten gewettet. Mit 58,8 Prozent der Stimmen setzte sich der jüngste Kandidat der Bürgermeisterwahl gegen seine erfahrenen Mitbewerber von der CSU (Günter Benning; 24,3 Prozent) und SPD (Thomas Lesch; 16,9) durch. Steiner wurde damit Nachfolger von Gerhard Preß (CSU), einem der dienstältesten Bürgermeister des Coburger Landes.
Diese Fragen haben wir gestellt:
1. Sie sind jetzt seit gut drei Jahren Bürgermeister. Haben Sie sich dieses Amt und die damit verbundenen Aufgaben in etwa so vorgestellt?
2. Welche Projekte konnten Sie bereits umsetzen und anstoßen?
3. Gab es schon Enttäuschungen im Amt?
4. Was würden Sie bis zum Ende der Wahlperiode noch gerne erreichen?
5. Gibt es bereits eine schöne oder lustige Anekdote, die Sie uns aus Ihrem Bürgermeisterleben erzählen können?
1.Vor der Entscheidung zu kandidieren habe ich mich sehr damit beschäftigt, welche Anforderungen das Amt sowohl zeitlich als auch inhaltlich mit sich bringen wird. Nach drei Jahren Tätigkeit kann ich sagen, dass die Einschätzung zum Zeitaufwand relativ gut gelungen ist. Die Vielfalt der Aufgaben und Themenstellungen habe ich zwar etwas unterschätzt, gleichzeitig macht gerade diese Vielfalt die Tätigkeit als Bürgermeister sehr interessant. Als sehr positiv empfinde ich es, als Bürgermeister selbst Prioritäten setzen und Themen anschieben zu können, die für die Entwicklung unserer Stadt wichtig sind.
2.Wir konnten mit dem Stadtrat in den drei Jahren bereits viele Projekte umsetzen oder auf den Weg bringen. Als wichtigste Projekte sind hier zu nennen: Generalsanierung der Lienhard-Fuchs-Kita, Ersatzneubau Fritz-Anke-Kita mit zusätzlicher Gruppe, Sanierung und barrierefreie Umgestaltung Rathaussaal mit Eingangsbereich Rathaus, Erneuerung Schulsportanlage Oeslau mit Betriebsgebäude, Laufbahnen und Kunstrasenplatz, Breitbandversorgung, Anschaffung Feuerwehrfahrzeuge wie der Drehleiter, Erarbeitung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes. Daneben konnten zahlreiche kleinere investive Maßnahmen getätigt werden. Aber auch für den Straßenunterhalt konnten wir einen beachtlichen Betrag von rund eineinhalb Millionen Euro bereitstellen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Sanierung unserer Mittelschule. Die Planung ist bereits weit fortgeschritten. Unsere Zielsetzung ist es, im nächsten Jahr mit der Baumaßnahme zu beginnen.
3.Auch wenn bereits vieles auf den Weg gebracht werden konnte, so war ich darüber "enttäuscht", wie viel Zeit manche Prozesse in Anspruch nehmen. Das betrifft insbesondere die Sanierung der Mittelschule. Hier hatte ich angenommen, zum jetzigen Zeitpunkt schon einen Schritt weiter zu sein. Darüber hinaus realisiert man als Bürgermeister sehr schnell, dass man es (leider) nicht immer allen Bürgerinnen und Bürgern recht machen kann, sondern ab und an auch unbequeme Entscheidungen treffen muss. Weil ich den Umgang damit erst lernen musste, war ich gelegentlich von mir selbst enttäuscht, nicht aber von den Bürgern.
4.Die größten, dringend notwendigen Investitionen betreffen die Sanierung unserer Grundschulgebäude. Daneben sollten wir die Ergebnisse des ISEK aufgreifen und mit der Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen beginnen. Der kurz vor Vollendung stehende Feuerwehrbedarfsplan sieht ebenfalls großen Investitionsbedarf. Ziel ist es, auch diese nach Prioritätenliste abzuarbeiten. Bei allen erforderlichen Investitionen möchte ich auch das Ziel des weiteren Schuldenabbaus nicht aus den Augen verlieren. Von Ende 2014 bis Ende 2017 werden wir unsere städtischen Schulden bereits um 30 Prozent (oder 3,3 Millionen Euro) reduziert haben. Dieses vorgelegte Tempo werden wir bei den anstehenden Millioneninvestitionen jedoch wohl nicht aufrechterhalten können. Schließlich ist es mein Ziel, die offene und konstruktive Arbeit im Stadtrat zum Wohle unserer Stadt auch in der zweiten Halbzeit fortzusetzen.
5.In den drei Jahren seit meinem Amtsantritt gab es sehr viele schöne Erlebnisse. Diese stehen in der Regel immer im Zusammenhang mit Begegnungen mit Menschen aller Altersgruppen. Besonders ungezwungen ist immer der Kontakt zu den Kindern. Vor allem im ersten Jahr ist es gelegentlich vorgekommen, dass mich Kinder im Gegensatz zu mitlaufenden Eltern, freundlich gegrüßt haben. Nach einer kurzen Frage der Eltern war dann von den Kindern zu hören: "Na, das war doch unser Bürgermeister: der Herr Steiner."