Rat- und Pauken- Schläge bei der Coburger SPD

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Frank Rebhan
Frank Rebhan
 
 
 
 
 

Bundestagskandidat Carl-Christian Dressel und Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld geißeln in ihren Reden "die Schwarzen". Nur Bezirkstagskandidat Frank Rebhan sagt, was die SPD selbst tun kann, um bei Wahlen erfolgreich zu sein. Vor zweieinhalb Wochen erst haben ihn die Neustadter wieder zu ihrem Oberbürgermeister gewählt.

Wer einen Saal zum Schweigen bringen will, muss die Stimme senken. Frank Rebhan tat es bei der SPD und fand dabei die richtigen Worte für deren derzeit missliche Situation. Zuerst hatte es intern Zoff gegeben, weil Bundestagskandidat Carl-Christian Dressel Wahlkampfgelder für seinen Internet-Videokanal "Dressel.tv" verwenden wollte. Als er bestätigte, dass er sich ohne Bundestagsmandat nicht mehr um den SPD-Unterbezirksvorsitz und nicht für den Stadtrat bewerben werde, wurde das als "Hinwerfen" ausgelegt. In den Bundestag kann Dressel nach Lage der Dinge nur gelangen, wenn er das Direktmandat gewinnt.
Dressel sagte zu all dem nichts, sondern beließ es beim Appell an die Werte der SPD ("Solidarität, Freiheit, Gerechtigkeit"). Der Rest seiner halbstündigen Rede war die eines Bundestagskandidaten: Schelte für Schwarz-Gelb an der Regierung, Lob für das, was die Sozialdemokraten zwischen 1998 und 2005 geleistet haben, auch, wenn da einige
Fehler gemacht worden seien. Sein Schluss: "Wir setzen auf Sieg! Wir arbeiten zusammen, wir halten zusammen." Der Beifall klang eher pflichtschuldig.
Dressel war schon auf dem Weg zur nächsten Veranstaltung, als Rebhan begann, die Gründe für seinen Erfolg bei der Oberbürgermeisterwahl vor gut zweieinhalb Wochen in Neustadt zu erläutern: Der sei keinesfalls leicht gewesen, denn die CSU habe "einen Generalangriff" gegen die "rote Bastion" gefahren. "Die SPD in Neustadt hat zusammengehalten, und ich hatte kluge Helfer und Ratgeber." Vor allem aber, so Rebhan, habe er die Fähigkeit, sich Rat zu holen, nicht nur im Wahlkampf.
Da war es mucksmäuschen still in dem Saal, in dem während Dressels Rede noch Gemurmel und Tellergeklapper zu hören war. Rebhan kandidiert für den Bezirkstag, warnte vor den Kosten für die Sanierung des Bayreuther Festspielhauses, geißelte die Konzeptlosigkeit der Landesregierung in den Fragen demografischer Wandel, Energiewende, Inklusion und Bildungspolitik. Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld setzte noch eins drauf mit der Landespolitik, "Drehofer" und einem weiteren Aufruf zur Geschlossenheit: "Wir haben genug zu tun mit dem politischen Gegner."
Stefan Leistner, Vorsitzender des SPD-Stadtverbands, kündigte abschließend an, künftig gern mehr auf die Pauke hauen zu wollen. Das tue er nur beim Jugendblasorchester und zu wenig bei der SPD, hatten Genossen beim Coburger Faschingszug gelästert. Er wolle das gern beherzigen, versicherte Leistner, und er wolle sich auch um den richtigen Einsatz bemühen. "Sonst bringt man das ganze Orchester gegen sich auf - und der Hans-Herbert Hartan von der CSU ist ja auch jemand, der den Paukenschlägel ganz locker in der Hand hält..."