Politiker konnten bei Podiumsdiskussion nicht überzeugen
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 16. April 2013
Schüler der Coburger Berufsoberschule wollten mit Politikern diskutieren. Doch so recht befriedigt hat sie das am Montag nicht. Eine Lehrerin mahnte bei den Politikern sogar konkrete Antworten an - denn das werde von den Schülern schließlich auch jeden Tag verlangt.
"Jetzt wissen wir, wen wir nicht wählen!" Das ist ein Ergebnis der Podiumsdiskussion über die Zukunft der Fach- und Berufsoberschulen (FOS und BOS) am Montag an der Regiomontanus-Schule. Der Stoßseufzer der Schülerin Johanna Steger dürfte aber kaum das Ziel dieser Diskussion gewesen sein, zu der Politiker aller im Landtag vertretenen Parteien gekommen waren. Die Coburger SPD-Abgeordnete Susann Biedefeld hatte - räumlich betrachtet - ein Heimspiel; sie und der Freie-Wähler-Abgeordnete Thorsten Glauber (Forchheim) haben überdies selbst die FOS beziehungsweise BOS durchlaufen. Renate Will (FDP) reiste aus Oberbayern an, Manfred Ländner (CSU) aus Würzburg.
Grünen-Vertreter Karl Waldmann sitzt nicht im Landtag, stammt aus Forchheim und kennt als Gymnasiallehrer das Thema.
Die Schüler hatten einige konkrete Fragen vorbereitet und einige grundsätzliche: Konkret wollten die Schüler der BOS13 wissen, warum sie ihre Ausbildungszweige nicht selbst wählen können. Sie wollten wissen, wa rum die 13. Klassen von FOS und BOS nicht zusammengelegt werden können, wenn doch der Stoff der gleiche sei - denn dann könnten vielleicht mehr Fachrichtungen angeboten werden. Grundsätzlich wollten sie wissen, warum das Schulsystem nicht umgebaut wird - weg von der Auslöse, hin zu mehr Förderung. Und warum Schüler nicht ihre Lehrer beurteilen können.
Zumindest zur Frage der Wahlmöglichkeiten gab es Antworten: "Handlungsbedarf "sei gegeben, sagten Susann Biedefeld und Renate Will. Biedefeld gab sich selbstkritisch ("unsere letzte Initiative in dieser Richtung war im Jahr 2008"), Renate Will verwies darauf, dass die FOS und BOS wegen der Optimierung des achtstufigen Gymnasiums in den vergangenen Jahren ins Hintertreffen geraten seien.
Wahlfreiheit in weiter Ferne
Für mehr Wahlfreiheit sprachen sich auch Thorsten Glauber und Karl Waldmann aus - denn am Ende berechtige das Abitur zu jeglichem Studium. Lediglich Manfred Ländner, der die Coburger Schule nach einer Irrfahrt 30 Minuten zu spät erreicht hatte, sah keinen akuten Handlungsbedarf: "Derzeit geht es nicht. Die Liste steht. Das kann ein Auftrag für die Zukunft sein, aber jetzt nicht." Je nach Herkunftsberuf werden die BOS-Schüler dem technischen, wirtschaftlichen oder sozialen Zweig zugeteilt. Johanna Steger, die eine Auslandskorrespondentenschule absolviert hatte, musste den Wirtschaftszweig belegen, obwohl sie lieber den sozialen genommen hätte.
Bei der Zusammenlegung der Abiturklassen beruht das Problem im Wesentlichen darauf, dass BOS-Schüler Bafög erhalten, unabhängig vom Einkommen der Eltern. FOS-Schüler nicht - und deshalb wechselt kaum ein BOS-Schüler freiwillig in die FOS, erläuterte stellvertretende Schulleiterin Ulrike Reichert. Fast alle Politiker sprachen sich aber dafür aus, dass die Schulen vor Ort mehr Möglichkeiten erhalten sollten, eigenverantwortlich zusammenzuarbeiten.
Zum Schluss stellte Thorsten Glauber zwei Fragen: Wie viele wollen studieren? Die Zahl der erhobenen Arme zeigte: fast alle. Drei Viertel von ihnen werden Coburg deshalb verlassen: "Geben Sie mir einen Medizinstudienplatz, dann bleib ich da!", sagte eine junge Frau. Nina Schmiedeknecht zog ein halb-positives Fazit: "Wir konnten immerhin für das Thema Zweig-Wahl sensibilisieren", sagte sie. "Ich finde es schade, dass unsere aktuellen Bildungspolitiker nicht in der Lage sind, Fragen zu beantworten", fasste Stefanie Seifert zusammen.