Druckartikel: Paperweights: zwischen Kitsch und Kunst

Paperweights: zwischen Kitsch und Kunst


Autor: Jochen Berger

Coburg, Donnerstag, 07. März 2013

Nützliche Dinge können doch keine Kunst sein. Oder vielleicht doch? Wer sich mit gläsernen Briefbeschwerern beschäftigt, landet schnell bei Grundsatzdebatten: Kunst oder Kitsch?
Paperweight: Glas, Millefioristäbe (Frankreich, 19. Jahrhundert), Leihgabe aus der Sammlung Knudsen. Foto: Lutz Naumann/Kunstsammlungen Coburg


Die Kunstsammlungen der Veste Coburg bieten ihren Besuchern jetzt die Gelegenheit, bei diesem Thema mitzudiskutieren. Interessante Exponate aus der Sammlung Karl-Hans Knudsen bereichern nun die behutsam umgestaltete Dauerausstellung mit historischen Gläsern.

Wertvolle venezianische Gläser

Inmitten der wertvollen Bestände an venezianischem Glas aus der ehemaligen Sammlung von Herzog Alfred haben die sogenannten Paperweights Platz gefunden - keineswegs zufällig, wie Sven Hauschke betont, der für die historischen Glassammlungen auf der Veste zuständige Kurator. Schließlich verwenden die historischen Millifiori-Kugeln aus Venedig und die Paperweights im Grunde die gleiche Technik.

Filigrane Muster

Farbige Glasstäbe werden erhitzt, gezogen, wieder erhitzt, wieder gezogen und schließlich mit Klarglas überfangen.

Das Resultat sind - bei den Millefiori-Kugeln wie bei den Paperweights - bunte, filigrane Muster. Rund 500 Paperweights hat der in inzwischen hochbetagt in Kassel lebende Sammler Karl-Hans Knudsen in mehreren Jahrzehnten zusammengetragen. Neun davon hat Hauschke in die Dauerausstellung integriert.

Geschichte einer Glasmode

Sie spiegeln im Grunde die Geschichte einer Glasmode wider, die um 1840 vornehmlich in Frankreich aufkam und nur wenige Jahrzehnte überdauerte. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rückten die gläsernen Briefbeschwerer wieder in den Fokus von Sammlern und wurden infolgedessen auch wieder produziert.

Veränderungen geplant

Kunst oder Kitsch? "Das sollen die Besucher selbst entscheiden", meint Sven Hauschke. Und wenn einige Besucher irritiert sein sollten, Glas aus dem 19. und 20. Jahrhundert inmitten der Bestände historischer venezianischer Gläser zu finden, so sei diese Irritation durchaus beabsichtigt. Derweil stehen der historischen Glassammlung auf der Veste Veränderungen bevor. In den nächsten Jahren soll die Präsentation erstmals nach mehreren Jahrzehnten umgestaltet werden.

Ausstellung wird neu konzipiert

Entweder 2016 oder - falls Coburg mit seiner Bewerbung für die Landesausstellung 2017 Erfolg haben sollte - 2018 sollen die historischen Bestände zeitgemäß ausgestellt werden. Eine kleine, aber hilfreiche Veränderung gibt es bereits jetzt.

Neue Beschriftungen

Die bisweilen unübersichtliche Sammelbeschriftungen neben den Vitrinen hat Hauschke durch Einzelbeschriftungen in den Vitrinen ersetzt.