So wird künstlerische Qualität auch an der Theaterkasse zum Erfolgsrezept. Intendant Bodo Busse blickt zurück auf seine dritte Coburger Spielzeit.
Bodo Busses Theaterrezeptur schmeckt dem Coburger Publikum immer besser. In seiner dritten Spielzeit als Intendant des Landestheaters verzeichnet Busse jedenfalls nochmals gestiegene Besucherzahlen. Insgesamt 122 051 Zuschauer in 477 Vorstellungen registriert die Statistik der in wenigen Tagen zu Ende gehenden Spielzeit.
Wie fällt die Gesamtbilanz Ihrer dritten Coburger Spielzeit aus?Ich bin sehr glücklich, dass wir in unseren beiden Hauptspielstätten jeweils die 80-Prozent-Marke überschritten haben - im Großen Haus knapp mit 80,1 Prozent, in der Reithalle mit 82,8 Prozent. In absoluten Zahlen sind das 122 051 Besucher - fast 2000 mehr als in der vergangenen Saison. Das ist eine absolute Erfolgsmeldung. Es freut mich sehr, dass sich die Tendenz der Zuschauerentwicklung nochmals nachhaltig bestätigt hat. Man sieht, die ästhetischen Strategien, die wir verfolgen, sind nicht falsch.
Und wenn man sich die Entwicklung nach Ostern anschaut, die traditionell meist schwierig ist, haben wir sensationell gute Ergebnisse.
Wo haben sich Ihre Erwartungen erfüllt? Wo übertroffen? Was hat Sie am meisten überrascht?Dass "Der Nussknacker" und "Me and My Girl" so viele Besucher gefunden haben, hat mich nicht überrascht. Dass aber auch ein Stück wie "Kohlhiesels Töchter" so gut angekommen ist, freut mich sehr - das war schließlich durchaus ein Risiko.
Wie zufrieden sind Sie mit der Resonanz auf die Uraufführung von Roland Fisters "Dorian Gray" mit 81,2 Prozent Auslastung?Das macht Mut und freut mich wahnsinnig - auch der Umstand, dass sich jüngeres Publikum für diese Produktion sehr interessiert. Das finde ich total beglückend. Auch die Mischung des Publikums bei diesem Stück ist einfach toll.
Wo haben Sie sich verrechnet?Eigentlich nirgends so richtig. Mir war schon vorher klar, dass "Der Barbier von Bagdad" (56,4 Prozent Auslastung) nicht auf 80 Prozent Platzauslastung kommen würde. Auf über 60 Prozent hatte ich eigentlich schon gehofft. Auch dass "Einsame Menschen" gegen Ende der Saison (52,2 Prozent Auslastung) kein Hit werden würde, war klar. Trotzdem sind solche Produktionen ästhetisch wichtig. Andererseits ist es ja auch schön, dass man nichts vorhersehen kann, sonst wäre das Theatermachen ja tatsächlich langweilig. Außerdem kann man 100 Prozent Platzauslastung im Landestheater nur erreichen, wenn auch Plätze mit deutlicher Sichteinschränkung verkauft werden.
Das gelingt aber nur bei Kultaufführung.
Was war Ihr persönliches Highlight der Saison?Das ist schwierig zu beantworten.Vielleicht am meisten gefreut habe ich mich, dass unser Ballett den Durchbruch beim Publikum erlebt hat. Das meint nicht nur den "Nussknacker" mit über 100 Prozent Auslastung, sondern auch "Maria de Buenos Aires". Das Ballett ist die Sparte, die mit an den meisten Vorstellungen beteiligt ist. Da soll mal einer sagen, dass Coburg kein Ballett brauche.
Treues Abo-Publikum auch in Zukunft ans Haus binden, neue Zuschauer, auch jüngere gewinnen - das ist eine der Herausforderungen für die Zukunft. Wie weit sind Sie auf diesem Weg?Wir haben in dieser Saison rund zehn Prozent neue Abonnenten hinzu gewonnen. Darunter sind einige ehemalige Abonnenten, die wir zurück gewonnen haben.
Die meisten der neuen Abonnenten sind im Alter zwischen Mitte 30 und Mitte 40.
Wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung nach drei Spielzeiten? Wo sehen Sie Bedarf, neue Akzente zu setzen?Die Crossover-Projekte werden wir noch mehr in den Mittelpunkt unserer Planungen rücken. Wir möchten die Sparten noch enger vernetzen wie zum Ende der Saison Schauspiel und Ballett im "Woyzeck". Es zeichnet sich ab, dass das sehr gut angenommen wird. Vielleicht kommt so etwas einmal in der übernächsten Saison im Großen Haus.
Wieviele Vorstellungen pro Spielzeit besuchen Sie? Das kann ich gar nicht auf Anhieb sagen. Ich besuche sehr oft Vorstellungen zumindest noch am Ende, viele auch am Anfang.
Komplett habe ich aber sicher 150 Vorstellungen gesehen - im Großen Haus und in der Reithalle zusammen.
Welche Produktionen dieser Saison haben Sie am häufigsten gesehen?Ich war natürlich in jeder "Dorian Gray"-Aufführung
(Busse führte Regie bei der Uraufführung, Anm. d. Red.), von "Me and My Girl" habe ich fast alle gesehen, sehr viele von "Kohlhiesels Töchtern". Von "Turn of the Screw" habe ich, glaube ich, auch alle gesehen. Das ist mir sehr wichtig - aus Freude an den Produktionen, aber auch, um zu sehen, dass die Qualität gehalten wird, was dank unserer Regieassistentinnen ja auch der Fall ist.
Wo sehen Sie bei den Besucherzahlen eventuell noch Steigerungspotenzial in der neuen Saison? Oder wären Sie auch mit einer Konsolidierung auf dem erreichten Niveau mit 80,1 Prozent Auslastung im Großen Haus und 82,8 in Reithalle zufrieden?Das Niveau zu halten, wäre Erfolg genug. Wir haben in der neuen Saison ein Musical weniger aus Kostengründen. Ich hoffe, dass wir trotzdem gut über die Runden kommen. Zudem haben wir einige riskant disponierte Titel.
Wagen Sie eine Prognose: Wann beginnt die Generalsanierung des Landestheater endlich?Frühestens in zwei bis drei Jahren - und das betrifft die notwendigen Neubauten, die der eigentlichen Sanierung vorangehen müssen.
Die Zuschauer-Hits am Landestheater Coburg in der Saison 2012/2013 Großes
Haus "Nussknacker": 100,2 Prozent Auslastung (8278 Besucher in 17 Vorstellungen); "Me and My Girl": 94,4 Prozent (11 013 - 24 Vorstellungen); "Kohlhiesels Töchter": 89,9 Prozent (6994 - 16 Vorstellungen); "Der Lebkuchenmann": 89,1 Prozent (20 784 - 48 Vorstellungen); "Blues Brothers": 84,4 Prozent (3690 - 9 Vorstellungen).
Theater in der Reithalle "Woyzeck": 100 Prozent (594 Besucher in 6 Vorstellungen); "Harold und Maude": 99,7 Prozent (296 Besucher - drei Vorstellungen); "Kontrabass": 87,9 Prozent (2263 Besucher - 26 Vorstellungen); "Oh, wie schön ist Panama": 87 Prozent (1378 Besucher - 16)
Gesamtbilanz Großes Haus (einschließlich Morizkirche): 103 778 Besucher (103 020); Auslastung: 79,8 Prozent. Rechnet man nur das Große Haus, ergeben insgesamt 102 762 Besucher eine Auslastung von 80,1 Prozent.
Reithalle: 11 405 (10 166); Außenspielstätten: 3048 (2380); mobile Produktionen: 647 (831). In Klammern: Besucherzahlen 2011/ 2012.
Bemerkenswert Die Uraufführungs-Inszenierung von Roland Fisters Bühnen-Erstling "Dorian Gray" verzeichnete stattliche 81,2 Prozent Platzauslastung (2368 Besucher in sechs Vorstellungen). Die Musical-Oper nach der Romanvorlage von Oscar Wilde wieder in der neuen Saison wieder in den Spielplan des Landestheaters aufgenommen.
Hintergrund Nicht enthalten sind in diesen Besucherzahlen Tausende von Zuhörern beim Klassik-Open-Air im Rosengarten. Bei den noch ausstehenden Vorstellungen verzeichnet die Statistik nur die bis zum 8. Juli bereits verkauften Karten.
Vorverkauf Per Internet (www.landestheater-coburg.de) und an externen Vorverkaufsstellen ist der Vorverkauf ab 1. August möglich: Geschäftsstelle Coburger Tageblatt, Tourist-Information Coburg, Schuhhaus Appis (Bad Rodach), an der Theaterkasse ab 3. September.