Neustadter Musikfreunde begeistern Publikum
Autor: Jochen Berger
Neustadt bei Coburg, Montag, 08. Juli 2013
So begeistern Hans Stähli und das Orchester der "Gesellschaft der Musikfreunde" bei "Classic & Picknick" im Neustadter Freibad
Hans Stähli ist ein unermüdlicher Entdeckungsreisender in der Welt der Musik. Und er ist ein enthusiastischer Musikverführer mit feinem Gespür für hintersinnigen Humor. Dem Publikum beim Klassik-Open-Air im Neustadter Freibad beschert Hans Stähli als Dirigent einen Konzertabend, den es so schnell wohl nicht vergessen wird.
Liegt es am besonders großen Zuhörerandrang in diesem Jahr mit rund 700 Besuchern? Oder an der sehr intensiven und gründlichen Probenarbeit? Das Orchester der "Gesellschaft der Musikfreunde Neustadt" folgt seinem neuen Dirigenten jedenfalls mit ausdauernder Begeisterungsfähigkeit auf dessen kurzweiligen Exkursionen kreuz und quer durch die Musikgeschichte zwischen Klassik und Gegenwart.
Geschickte Mischung
Erst im April hat Stähli die musikalische Leitung des Orchesters von seinem langjährig amtierenden Vorgänger Rolf Otto
Schließlich muss sich die Musik an diesem Abend gegen ein reichhaltiges kulinarisches Angebot ebenso behaupten wie gegen die ungebetenen Zwischenrufe dann und wann vorbei fahrender Züge.
Kurzweil ist jedenfalls garantiert beim flotten Wechsel von Beethoven zu Chopin, von Johann Strauss zu Paul Lincke, von Leroy Anderson zu Ennio Morricone. Hans Stähli kennt die besonderen Regeln eines solchen Freiluftkonzertes ganz genau. "Classic und Picknick" - unter diesem Etikett will das Publikum unterhalten und angenehm überrascht werden.
Das gelingt gleich am Anfang. Aus Beethovens kaum bekannter Konzerta rie "Soll ein Schuh nicht drücken" macht die Sopranistin Andrea Chudak eine köstliche Szene über weibliche Schuh-Nöte. Auch bei weiteren vokalen Solobeiträgen beweist die Sopranistin ihr Geschick, schlanken, ausdrucksvollen Gesang mit effektvollen darstellerischen Akzenten zu verbinden. Dafür gibt's reichlich Szenenbeifall und manche Bravorufe. Applaus gibt's dann auch für Frithjof Greiner, der Beethovens G-Dur-Romanze für Violine musiziert.
"Spiel' mir das Lied vom Tod"
Beethovens Gratulationsmenuett, Chopins Minutenwalzer, Rossinis "Marsch für den Sultan Abdul Medjid, Leroy Andersons "The synkopated clock" - Hans Stähli hat für dieses Konzert im Freibad ein bunt gemischtes Programm zusammen gestellt, das Platz bietet für mancherlei reizvolle Entdeckungen. Aber auch bekannte Titel wie etwa die Vokalise aus Ennio Morricones Filmmusik zu "Spiel mir das Lied vom Tod" oder Julius Fuciks "Florentiner Marsch" klingen in diesem Zusammenhang unvermutet neu. Informativ und charmant: die Moderation von Christine Rebhan.
Bravo-Rufe
Das Programm zeigt dabei auch im ganz konkreten Sinn des Wortes Hans Stählis Handschrift - nämlich die Handschrift des raffinierten Arrangeurs, der Chopins Minutenwalzer ebenso stilsicher mit einem klangvollen Orchestergewand versehen hat wie Paul Linckes "Glühwürmchenidyll". Schwungvoll und präzis führt Stähli das stets engagiert und klangvoll agierende Orchester auch durch den letzten Programmteil mit Ausschnitten aus Filmmusiken.
Dann schlägt die große Stunde von Andrea Chudak. "I Wanna be loved by you" - mit jenem Filmmusikschlager, den Marilyn Monroe einst zum Hit machte, begeistert die Sopranistin das Publikum endgültig und restlos, erntet ebenso Bravo-Rufe wie Dirigent und Orchester.
Kein Wunder, das dieses Stück als zweite Zugabe wiederholt wird. "Classic & Picknick" - ein Abend der großen Emotionen, ein Abend, den Neustadt so schnell nicht vergessen wird.