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Neundorfer Bürger redeten - Gemeinderäte mussten schweigen


Autor: Lothar Weidner

Neundorf bei Coburg, Sonntag, 25. Sept. 2016

Neundorfer Bürger fühlen sich von der Gemeinde Weitramsdorf übergangen, weil sie das alte Schulgebäude, das Domizil vieler Vereine, abreißen will.
Engagiert leiteten Claudia Helmprobst und Andreas Böhm die Einwohnerversammlung. Foto: Doris Weidner


Es brodelt im Weitramsdorfer Ortsteil. Der vom Gemeinderat beschlossene Abriss der Schule veranlasste die Vereine zu einer Diskussionsrunde. Die leer stehende Schule dient derzeit vor allem der Neundorfer Blaskapelle als Domizil und auch andere Ortsvereine nutzen sie für Veranstaltungen. Wohin dann? Das fragten sich die Betroffenen. Eine Alternativlösung zeichnet sich bisher nicht ab.

Die Neundorfer sind sauer, vor allem auf den Gemeinderat, der in nichtöffentlicher Sitzung für sie eine unverständliche Entscheidung traf, und weil Gründe für den Abriss nicht bekannt sind - bis auf den, dass die Diakonie Weitramsdorf/Seßlach sich ein anderes Gebäude in Dietersdorf gesucht hat.


Sachliche Diskussion

Die Vereine luden deshalb unter der Leitung von Claudia Helmprobst und Andreas Böhm zu einer Einwohnerversammlung just ins Schulgebäude. 110 kamen und eine zweieinhalbstündige sachliche Diskussion brachte ein Ergebnis. Karl Fehlner forderte eine Abstimmung - und diese kam auch, auch wenn sie für den Gemeinderat nicht bindend ist. Das eindeutige Ergebnis war, dass "die Neundorfer Kulturräume wollen und brauchen". Dabei ist es ihnen egal, ob sie in der alten Schule entstehen oder neu gebaut werden. Es sind deshalb Gespräche mit der Gemeinde zu führen, so Böhm, der meinte, dass vielleicht doch der Beschluss über den Abriss seitens des Gemeinderates überdacht wird. Auch kam hoch, dass zumindest der Abriss vorläufig noch nicht vollzogen werden sollte.

Die Neundorfer machten weiter Nägel mit Köpfen. Es fanden sich aus den Reihen der Versammlung einige, die in einem neu ins Leben zu rufenden Gestaltungsteam mitarbeiten wollen, das, so der Vorschlag von Andreas Neumer, sich unter anderem über einen Förderverein, Zuschüsse, Sponsoren und eine Stiftung unterhalten sollte.

Auch von einem Konzept war die Rede. Es kamen aber auch gegenteilige, ja kritische Stimmen, so von Peter Neumer und Günter Schuster, die das neuerdings auftretende Nichtinteresse an ehrenamtlichen Arbeiten in Neundorf kritisierten - im Hinblick auf ein eventuelles Mitarbeiten bei der Schulsanierung. Schuster: "Alle sollten eine Gemeinschaft bilden und an einem Strang ziehen. Es geht nicht an, dass 30 Leute zum Arbeiten erwartet werden und nur drei kommen." Carmen Pflaum schlug in die gleiche Kerbe: "Das Vereinsleben muss bestehen bleiben, deshalb sind so viele Bürger hier", war ihre Aussage.

Auf die Frage von Hans Haake, ob der Abriss endgültig beschlossen ist, meinte Andreas Böhm: "Es sind des Öfteren schon Beschlüsse aufgehoben worden", wobei Fehlner kritisierte, dass der Gemeinderatsbeschluss über den Abriss nichtöffentlich gefasst wurde. "Das hat einen Beigeschmack", meinte er.


Böhm: "Der Gemeinderat weiß nicht, wie wichtig die Räume für die Vereine sind. Es wird uns das Dach über dem Kopf abgerissen."

Die anwesenden Vertreter der Vereine und Institutionen gaben ein Statement ab, alle mit dem eindeutigen Hinweis, dass Räume in Neundorf benötigt werden. Ansonsten, so Claudia Helmprobst, wird das Geld in andere Gemeinden getragen, beispielsweise bei Feierlichkeiten. Kritisch setzte sich jedoch Peter Neumer mit dem Zustand des Gebäudes auseinander: "Es ist ein marodes Loch."


Kommunikation vermisst

Eingangs der Versammlung stellte Andreas Böhm fest: "Wir sind seit geraumer Zeit recht hilflos, da wir seitens der Gemeinde keine Kommunikation erfahren. Aber auch das Interesse der Neundorfer könnte größer sein", ergänzte er. Deshalb seien die Herrschaften (gemeint waren Gemeinderäte und Bürgermeister) nur als Zuhörer eingeladen, die kein Rederecht haben.

Auf alle Fälle saß deshalb Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) still und nachdenklich auf der Bank und machte eifrig Notizen. Nochmals verurteilen Claudia Helmprobst und Andres Böhm die "gemeindliche Nacht- und Nebelaktion", die den verantwortungsbewussten Umgang mit den Bürgern habe vermissen lassen. Ihr Fazit: "Wir haben den Eindruck, dass eine gewisse Gleichgültigkeit den Neundorfern gegenüber besteht", und "Die Schule wurde nicht erst von den Neundorfern genutzt, seitdem sie leer steht."