Neue Kirchenvorstände im Dekanat Coburg

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Der Turm der Morizkirche: Die Kirchenvorstände müssen nicht nur die Gebäude und die Verwaltung im Blick haben, sie sollen auch das geistliche Leben der Gemeinde mit steuern. Foto: Simone Bastian
Der Turm der Morizkirche: Die Kirchenvorstände müssen nicht nur die Gebäude und die Verwaltung im Blick haben, sie sollen auch das geistliche Leben der Gemeinde mit steuern. Foto: Simone Bastian

Die Kirchenvorstandswahlen im Dekanat Coburg sind abgeschlossen. Ein Drittel der Gewählten kommt neu ins Amt. Vor allem die Möglichkeit der Briefwahl habe dazu beigetragen, dass sich in manchen Gemeinden die Wahlbeteiligung verdoppelte, meint Dekan Andreas Kleefeld.

Norbert Tessmer ist es in St. Lukas, Gisela Böhnel in St. Johannis: Der Zweite Bürgermeister der Stadt Coburg und die Zweite Bürgermeisterin von Rödental sind nur zwei von insgesamt 313 Kirchenvorstandsmitgliedern im Dekanatsbezirk Coburg. Aber die "Honoratioren und Politiker" sind nur noch eine kleine Berufsgruppe innerhalb der Kirchenvorstände, findet Dekan Andreas Kleefeld: "Wir haben alle Altersgruppen und alle Milieus."

Roßfeld Spitzenreiter


27 Prozent betrug die Wahlbeteiligung in den 40 Gemeinden im Dekanatsbezirk. Dabei gilt die Faustregel: Je kleiner die Gemeinde, desto höher die Wahlbeteiligung. Spitzenreiter war Roßfeld - obwohl oder weil dort der Unmut über die Kürzungen bei Pfarrerstellen am größten war. Ein Zeichen dafür, dass viele hinter der Kirche stehen, meint Kleefeld. Zumindest empfinden sie die Kirche als wahrnehmbar, sagt der Ahorner Pfarrer Rolf Gorny, Dekanatsbeauftragter für die Kirchenvorstandswahl.

Zu wählen waren zwischen drei und neun Kirchenvorstandsmitglieder, je nach Gemeindegröße. Da freilich ist die Spanne groß: Sie reicht von 42 Wahlberechtigten in Oettingshausen bis 5062 in Neustadt. Die Gemeinde Heiligkreuz mit 4226 Wahlberechtigten ist die größte im Coburger Stadtgebiet. Hierzu zählen auch die Bertelsdorfer Höhe und Cortendorf.

In Heiligkreuz nutzten rund 600 Menschen ihr Wahlrecht - also rund 15 Prozent.
Für Kleefeld ein Erfolg, denn es waren immerhin doppelt so viele wie vor sechs Jahren. Da habe sich die Möglichkeit des Briefwahlverfahrens bewährt, meint er. Vor allem sei es gelungen, die Wahlbeteiligung gegenüber 2006 leicht zu steigern: Damals machten nur 24,3 Prozent der evangelischen Christen von ihrem Recht Gebrauch. Allerdings boten in diesem Jahr nur 14 der 40 Gemeinden die Briefwahl überhaupt an. Und: Über 1200 Briefwahlzettel wurden gar nicht erst ausgezählt, weil kein Absender erkennbar war. "Da gibt es noch einiges zu verbessern", sagt Gorny.

Viele Gewählte, wenig Wähler


Erfreulich aus Sicht der Verantwortlichen: Auch die Jungen wählten mit. 27,5 Prozent der Unter-16-Jährigen ging an die Urne, außerdem 20,9 Prozent der 16- bis 20-Jährigen. In den Kirchenvorständen ist ihre Generation freilich kaum vertreten: drei Mitglieder im gesamten Dekanatsbezirk. Da dominieren die 40- bis 60-Jährigen - sie stellen über zwei Drittel der Gewählten. Aber nur knapp elf Prozent dieser Altersgruppe gingen auch zur Wahl. Das treibt auch den Dekan um, müssten doch gerade junge Familien diejenigen sein, die über die vielen kirchlichen Kindergärten am leichtesten zu erreichen sind.

Die Über-60-Jährigen stellen nicht nur die größte Wählergruppe, die nutzen auch am eifrigsten ihr Wahlrecht (34,3 Priozent). In den Kirchenvorständen finden sich nun 57 Vertreter dieser Altersgruppe. Dass Frauen die Mehrheit ind en Kirchenvorständen stellen (175 von 313), "entspricht auch dem ehrenamtlichen Engagement in der Kirche", erläutert der Dekan. Fast genau ein Drittel (104) der Kirchenvorstandsmitglieder sind neu im Amt. Kleefeld, Gorny und Jugendreferentin Patricia Keim sehen das als Bereicherung: "Die Neuen bringen oft den Blick von Außen mit", sagt Patricia Keim.

Mehr als Verwaltung


Viele hätten am Anfang freilich noch keine rechte Vorstellung davon, was ihr neues Amt an Aufwand bedeutet, hat Andreas Kleefeld beobachtet. Die Kirchenvorstände sind für die Belange der Gemeinde zuständig - das reicht von den Gottesdienstzeiten über die Finanzen und Bauprojekte bis zur Anstellung von Vorpraktikanten im gemeindeeigenen Kindergarten. Kleefeld: "Eine große Gemeinde ist wie ein mittelständisches Unternehmen." Wieder dient Heiligkreuz als Beispiel: 40 Beschäftigte, über eine Million Euro Umsatz im Jahr.

Doch Rolf Gorny warnt davor, im Kirchenvorstand nur ein Verwaltungsgremium zu sehen. "Da geht es nicht nur ums Rasenmähen, Kindergartenbau und Personal, sondern auch um geistliche Dinge." Zum Beispiel, welche Zielgruppen die Gemeinde in ihren Gottesdiensten ansprechen will oder ob ein Kinderabendmahl gefeiert werden soll. Gerade aus solchen Diskussionen "nehmen die Kirchenvorstände viel für sich selbst mit", sagt Kleefeld.

Ehrenamtshäufung


Zu den ersten Aufgaben der neuen Kirchenvorstände gehört es, Vertreter für die Dekanatssynode und den Dekanatsausschuss zu wählen. Eine direkte Wahl in den Gemeinden ist dafür nicht vorgesehen - noch nicht. "Da wird sich in Zukunft etwas ändern müssen", meint auch Dekan Kleefeld. Nicht nur beim aktiven, auch beim passiven Wahlrecht. Denn wer zusätzlich zum Kirchenvorstand noch Synodaler wird, hat viel zu tun. Entscheiden muss über Änderungen freilich die Landeskirche, also die Landessynode, deren Mitglieder wiederum in den Dekanatssynoden gewählt werden.