Fünf neue Gästeführer wollen die Schönheit der Stadt Seßlach besser verkaufen.
Die Stadt hat fünf neue Gästeführer ausbildet, die das "Kleinod des Coburger Landes" den wachsenden Besucherzahlen fachkundig nahebringen sollen. Fast 40 Unterrichtsstunden haben die Teilnehmer absolviert.
Auf dem Programm des von der Volkshochschule Coburg veranstalteten Kurses standen die Organisation und Grundtechniken von Führungen und das Sprechen vor der Gruppe. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Geschichte und Kunstgeschichte im Coburger Land. Dabei gingen die Dozenten immer wieder speziell auf Seßlacher Belange ein.
Wolfgang Schott wies die Neulinge bei einem Rundgang durch die Altstadt auf viele, nicht nur kunstgeschichtliche, Details hin. Selbst Einheimische räumten während der Ausbildung ein, manches Detail zur Geschichte ihrer Stadt noch nicht gewusst zu haben. Ein Effekt, den die Stadtführer Heinz Winkelmann (30 Jahre Erfahrung) und Heidrun Rößner (12 Jahre) immer wieder erlebt haben. Auch über den Stellenwert des Fremdenverkehrs und wirtschaftliche Eckdaten der Region sowie Fragen von Recht und Haftung erfuhren die neuen Gästeführer Wissenswertes.
Bei einer Übungsführung im strömenden Regen präsentierten sechs der Teilnehmer, was sie während ihrer zweimonatigen Ausbildung gelernt haben. Begleitet wurden sie vom langjährigen Coburger Stadtführer Karl Heinz Schmidt, der ihnen zuvor nahegebracht hatte: "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler." Verzichten sollten die Stadtführer zum Beispiel auf allzu viele Jahreszahlen, riet der Coburger Experte. Auch gegen Lampenfieber hatte Schmitt einen Trost parat: "Wenn Sie dann die 20. Führung hinter sich haben, gibt sich das von ganz allein."
Der schönste Flecken Traudel Schlechta hat der Kurs viel Spaß gemacht: "Wir waren auch eine schöne Truppe, bunt gemischt - Frauen und Männer, Alte und Junge", sagte sie. Jetzt freut sich die Bankangestellte in Altersteilzeit darauf "unser schönes Städtchen zu repräsentieren". Auch der jüngste Teilnehmer, Christian Vogt (30), möchte "nach außen tragen, was wir hier haben". Wolfgang Pfister fing an zu strahlen, als er von Seßlach als dem "schönsten Flecken auf der Welt" schwärmte. So muss es sein: Der Kriminalbeamte ist überzeugt von dem "Produkt", das er den Besuchern "verkaufen" will.
Eine erneute (Freizeit-)Aufgabe im Tourismus reizte die gelernte Hotelkauffrau Kerstin Schleicher, die sich vor ihren ersten Führungen extra ein Kleid im historischen Look schneidern ließ. Und Silvia Tauss, Geschäftsführerin des Arbeitskreises Tourismus, wünschte sich, Fragen der Gäste besser beantworten zu können. Bürgermeister Hendrik Dressel (Freie Wähler) stand hinter der Idee Schotts, zum ersten Mal die Ausbildung in Seßlach durchzuführen. Dressel jedenfalls war zufrieden mit der Resonanz auf den Aufruf der Stadt: "Wir brauchen Leute, die sich mit unserem Gemeinwesen identifizieren."
Der Bürgermeister hat auch Bilder, auf denen die Altstadt vor der Sanierung zu sehen ist. Einzelne Aufnahmen sollen Besuchern gezeigt werden, um den Aufschwung der Stadt zu verdeutlichen. Diese Idee unterstützt Dressel: "Wir müssen uns in Erinnerung rufen, was wir erreicht haben. Wenn es einem jahrelang gut gehe, gerate vieles in Vergessenheit oder werde als selbstverständlich angesehen."
Der Bedarf ist da Silvia Tauss freut sich schon auf die nächsten Anfragen, um sie an die engagierten Stadtführer weiterzuleiten. Bedarf an Nachwuchs ist vorhanden: Fast 180 Stadtführungen wurden im vergangenen Jahr in Seßlach abgehalten.