Der Themenkomplex Energie wird die lokale Politik der Stadt Seßlach im kommenden Jahr prägen.
Als Vorreiter sieht Bürgermeister Hendrik Dressel (Freie Wähler) die Stadt, wenn es um den Themenkomplex Energie geht. Bei der Bürgerversammlung im Pfarrsaal ging es deshalb insbesondere um die geplante Bau- und Energieberatung sowie das Lichtkonzept für die Altstadt.
Den Energienutzungsplan stellte Maximilian Konrad vom Institut für Energietechnik (Hochschule Amberg-Weiden) vor. Der Ingenieur lobte erst einmal die Seßlacher: "Auf eine Rücklaufquote der Fragebögen von fast 50 Prozent haben wir noch nie eine Datenerhebung stützen können." Bei der Fernwärme konnten die Brennstoffkosten durch Nutzung der Abwärme der Biogas-Anlage bereits bis zu 20 Prozent gesenkt werden.
Mit Blick auf 55 Interessenten für eine Erweiterung des Netzes sagte er: "Für einen wirtschaftlichen Betrieb in reinen Wohngebieten sind hohe Anschlussquoten erforderlich." Realistisch sei die Erweiterung im Bereich Friedrich-Rückert- und Sudetenstraße.
Den "politisch gewollten" Anschluss der gesamten Altstadt sieht der Experte wegen der hohen Umbaukosten (für Grabung, Umstellung von Strom auf Warmwasser) kritisch. Hier sei eine zusätzliche Förderung notwendig, um die nötigen 60 Prozent Anschlüsse zu erreichen.
Ziel der "Bausteine für die lokale Energiewende" - die Städteplaner Klaus J. Schulz präsentierte - ist es, den Wert von Immobilien durch energetische Maßnahmen zu erhalten oder erhöhen. Im Altstadtquartier hinter dem Rothenberger Turm sieht Schulz ein Einsparpotenzial von 50 bis 60 Prozent.
Bauingenieur Bernhard Michel legte dar, wie auch in der Siedlung Hausbesitzer durch Dämmung, Heizung und Warmwasser Energie einsparen können. Bei jeder Maßnahme wird Interessenten erläutert, was sie kostet und wann sie sich rentiert. Welche neuen Nutzungsmöglichkeiten sich ergeben könnten, zeigte Architekt Josef Lehner anhand eines Mal ateliers für Kinder (Kirchplatz 10) oder einem "Kinderhaus mit Wintergarten" (Siedlung).
Ein Teppich aus Licht Sein "Licht- und Raummilieu-Konzept" stellte Architekt Mario Hägele vor. Sein Vorschlag: direkt statt diffus, vertikal statt horizontal ausleuchten. Welchen Unterschied dezentes Licht an Fassaden und einzelne Akzente für die Beleuchtung von Außenräumen machen, zeigte Hägele anhand von Bildern aus seiner schwäbischen Heimat.
Ein "Lichtteppich" mittels sparsamer LED-Lämpchen etwa ermöglicht eine gezielte Lichtverteilung und erzeugt Stimmung. Der Lichtplaner möchte die Beleuchtung der Altstadt auf ihre städtebauliche Struktur mit Raumabschlüssen und "Seßlacher Spitzen" (Schulz) abstimmen.
Dabei sollen die Plätze erhellt, die Kreuzungen und Einmündungen hervorgehoben und die Gassen dunkler belassen werden. "Rhythmisierung" nennt Hägele dieses Konzept. Und er hat auch an die Fernwirkung gedacht: Räumliche Elemente der Stadtmauer, die im Dunkeln derzeit gar nicht zur Geltung kommen, möchte er durch LED-Licht hervorheben. Auch die Kirche könnte beleuchtet werden.
Zu Beginn der Versammlung zeigte sich Bürgermeister Dressel zufrieden mit der aktuellen Lage der Stadt. Den Rekordhaushalt von sechs Millionen Euro habe man ohne neue Schulden stemmen können.
Die Gewerbesteuer sei mit 1,85 Millionen auf gutem Niveau und habe Investitionen wie die Erweiterung der Kinderkrippe (500 000 Euro) und Mehrausgaben bei der Schul-Erweiterung (850 000 Euro) ermöglicht. Angesichts von 4,7 Millionen Schulden warnte Dressel vor überzogenen Erwartungen. Die Arbeitslosenzahl bezeichnete Dressel als "historisch niedrig." Mit rund 1050 Arbeitsplätzen im Stadtgebiet habe Seßlach die bislang höchste Quote erreicht. Allerdings zeige die Abwanderung gerade junger Menschen, dass es noch immer zu wenig qualifizierte Arbeitsplätze vor Ort gebe. Bis 2030 müsse man mit einem Bevölkerungsrückgang von sechs Prozent rechnen - die zweitbeste Prognose im Landkreis.
Supermarkt: Verzögerung Der geplante Neubau eines Einkaufsmarkts in der Brandruine "Angelika Moden" verzögert sich wegen der von den Investoren gewünschten Linksabbiegerspur. Die Freifläche zur Baywa hin soll für Zufahrt und Parkplätze angekauft werden. Dann könne man auch an einen Fußweg vom Radweg zur Neubausiedlung nachdenken, erklärte Dressel auf Nachfrage.
bkn