Matthias Rexroth fasziniert beim Heimspiel in Coburg

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Matthias Rexroth präsentierte in Coburg einen anspruchsvollen Liederabend. Im Zentrum: die Uraufführung von Gerhard Deutschmanns Zyklus "Herbstbilder". Foto: Jochen Berger
Matthias Rexroth präsentierte in Coburg einen anspruchsvollen Liederabend. Im Zentrum: die Uraufführung von Gerhard Deutschmanns Zyklus "Herbstbilder". Foto: Jochen Berger
 
 
 
 
 
 
Matteo Pais
Matteo Pais
 
 
 
 
 
Applaus für den Komponisten: Gerhard Deutschmann umrahmt von Matteo Pais (links) und Matthias Rexroth
Applaus für den Komponisten: Gerhard Deutschmann umrahmt von Matteo Pais (links) und Matthias Rexroth
 
Matteo Pais
Matteo Pais
 

Bei seinem Liederabend im Kongresshaus beeindruckt der Altus Matthias Rexroth mit reifer Gestaltungskraft und kluger Programmauswahl. Und der in Ahorn lebende Komponist Gerhard Deutschmann darf sich über eine umjebelte Uraufführung seiner "Herbstbilder" freuen.

Manchmal kann man Musik nicht nur hören, sondern auch sehen. Wenn der Altus Matthias Rexroth singt, klingt die Musik in seinem Gesicht, noch bevor er den Mund öffnet. Dann verwandeln sich bisweilen sogar scheinbar schlichte Lieder in kleine Dramen, dann wird das Konzertpodium zur imaginären Opernbühne. In Rexroths Gesicht spiegeln sich packende Geschichten von Liebe und Leid, Glück und Entsagung, von verschwiegener Minne und von herbstlicher Entsagung.

Reizvolle Entdeckungen

"Wonne der Wehmut" - unter dieses Motto hat Matthias Rexroth sein künstlerisches Heimspiel bei der Coburger "Gesellschaft der Musikfreunde" gestellt. In Coburg ist Rexroth aufgewachsen, in Coburg hat er das musische Gymnasium Albertinum absolviert und erste musikalische Erfolge gefeiert, nach Coburg kommt er immer wieder zu Konzerten zurück.

Ein guter Liederabend beginnt mit einer klugen Programmauswahl.
Rexroth weiß genau, wie sich bekannte Namen spannungsvoll mit weniger bekannten Titeln verbinden lassen - reizvolle (Wieder-)Entdeckungen inklusive.

Zum Auftakt: vier ausgewählte Canzonetten Joseph Haydns. In seiner späten Londoner Zeit kurz vor Ende des 18. Jahrhunderts hat Haydn in die äußerlich schlichte Form sehr lebendige kleine Geschichten gepackt. Matthias Rexroth verwandelt diese Canzonetten in packende, ungemein anschaulich gestaltete Szenen.

Schon hier kann er den Ausdrucksreichtum seiner Stimme mit großem Nachdruck entfalten. Wer Matthias Rexroth singen hört, weiß, warum er sich als Altus und nicht als Countertenor bezeichnet. Denn Rexroth erklimmt mit seiner Stimme nicht nur sehr sicher gefährliche Höhen, sondern beweist große Tragfähigkeit des Klanges auch in den mittleren und tiefen Lagen. Vor allem aber gelingt es ihm stets, diese Lagen ohne jeden Bruch zu verbinden. Bemerkenswert auch die dynamische Spannweite in allen Lagen - vom zartesten Pianissimo bis zum durchdringenden Forte.

Lohnende Wiederentdeckungen sind die Lieder von Robert Franz, der im 19. Jahrhundert großes Ansehen genoss und sich als Komponist zwischen Schumann und Brahms bewegt.

Aus dem Schatz seiner rund 350 Vertonungen präsentiert Rexroth acht klug ausgewählte Titel, die im Gestus ein weites Spektrum umfassen und in dieser sensiblen Wiedergabe einen beachtlichen Reichtum an Ausdrucksnuancen entfalten.

Gefeierte Uraufführung

Für Matthias Rexroth hat der in Ahorn lebende Komponist Gerhard Deutschmann 2011 den Liederzyklus "Herbstbilder" geschrieben. Darin vertont er drei Lieblingsgedichte Rexroths zum Thema Herbst - Hebbels "Herbstbild", Trakls "Verklärter Herbst" und Rilkes "Herbsttag". Einfühlsam gelingt es ihm, die Stimmungen der Verse farben- und ausdrucksreich in Klang zu verwandeln.

Als Uraufführungs-Interpret gestaltet Rexroth diese Lieder mit großer Expressivität. Gemeinsam mit seinem Klavierpartner Matteo Pais sichert er Deutschmanns "Herbstbildern" eine sehr überzeugende Premiere und beschert dem anwesenden Komponisten zudem den verdienten Anteil am ausdauernden Applaus.

Sogar neben den folgenden zwei Blöcken mit frühen Liedern von Richard Strauss (darunter "Ich trage meine Minne", "Die Nacht" und "Heimliche Aufforderung") können sich Deutschmanns Herbst-Vertonungen durchaus behaupten. Und Matthias Rexroth demonstriert, dass auch ein Altus den raffinierten Klangzauber dieser Strauss-Lieder beschwören kann.

Klavierbegleiter ohne jede Eitelkeiten

Der Pianist Matteo Pais ist ein Liedbegleiter ohne jede solistische Eitelkeit. Er weiß genau, wo er in kurzen Vor- oder Zwischenspielen Akzente zu setzen und Spannungsbögen aufzubauen hat. Er weiß aber auch, wo er dynamisch bewusst dezent agieren sollte, ohne freilich das ausdrucksmäßige Mitgestalten zu vergessen. Reaktionsschnell folgt er Matthias Rexroths Vortrag, gewährt ihm alle Freiheiten der Gestaltung und trägt so ganz entscheidend zum Gelingen dieses Liederabends bei.

Drei Zugaben

Der Beifall des restlos begeisterten Publikums ist entsprechend ausdauernd und wird schließlich mit drei Zugaben belohnt - darunter auch die Wiederholung des ersten Deutschmann-Liedes.

Die Künstler

Matthias Rexroth, in Nürnberg geboren, in Coburg aufgewachsen, gewann als bisher einziger Altus zwei der bedeutendsten Gesangswettbewerbe auf internationaler Ebene: den 37. Francesco-Viñas-Wettbewerb in Barcelona, wo er zudem als bester Countertenor ausgezeichnet wurde, und den 19. Hans-Gabor-Belvedere-Wettbewerb in Wien, wo er acht Sonderpreise überreicht bekam.

Matteo Pais aus Genau arbeitete an der Oper Bologna und an der Semperoper in Dresden. Mit Rexroth konzertierte er bereits mehrfach.