Magische Momente mit Tango-Quintett Fracanapa
Autor: Jochen Berger
Coburg, Sonntag, 05. Mai 2013
Der Tango ist der Tanz der ewigen Sehnsucht. Die schönsten Melodien des Tangos träumen von einem Glück, das ewig unerreichbar bleibt. Zwischen Strenge und Freiheit sucht der Tango seine Heimat und zieht all jene in seinen Bann, die auch von diesem Illusion bleibenden Glück träumen.
Strenge und Freiheit in extremer Zuspitzung - so lässt sich auch das Musizieren des Tango-Quintetts "Fracanapa" beschreiben. Zum Auftakt des Jubiläumswochenendes, mit dem der Coburger "Verein" sein 140-jähriges Bestehen feiert, wird das Gastspiel im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe zur faszinierenden Begegnung.
Spannende Konzerte leben nicht unbedingt von makelloser Perfektion. Spannende Konzerte entstehen durch die Intensität des musikalischen Dialogs, auch durch das Risiko, das die Interpreten einzugehen bereit sind.
Das erlebt das Publikum an diesem Coburger Konzertabend. "Fracanapa", mit neuem Gitarristen angereist, nimmt sich in seinen Interpretationen viele Freiheiten, begnügt sich nicht damit, die einleitend gespielten Werke Astor Piazzollas einfach nur möglichst stilecht zu interpretieren.
Süß singt die Geige
Mit großer Freiheit nähert sich "Fracanapa" Piazzollas Tangokunst, reizt fast bis zum Extrem die Kontraste dieser Musik aus, treibt und drängt die Klänge nach vorne und hält dann plötzlich inne, hält die Melodien regelrecht an, lässt sie fast völlig zum Stillstand kommen. Doch bevor die melodische Linie endgültig zerbricht, beginnt die Melodie wieder zu singen - sehnsüchtiger, drängender, hingebungsvoller noch als zuvor.
Diese Momente zwischen fast völligem Stillstand und neu sich aufschwingender Sehnsucht werden bei "Fracanapa" zu magischen Momenten. Dann verschmelzen die Klänge der Instrumente in immer neuen Kombinationen - die süß singende Geige (Susanne Hofmann) und das fast unerschöpflich wandlungsfähige Bandoneon von Matias González, der dezent pulsierende Kontrabass von Albert Sommer mit der pointiert eingesetzten Gitarre von Federico Diaz. Und am Klavier tanzen die Hände von Pablo Woizinski regelrecht Tango - mal federleicht die Tasten antupfend, mal energisch aufstampfend. "Fracanapa" musiziert an diesem Abend in immer wieder wechselnder Besetzung - vom Duo bis zum Quintett.
Begeisterte Zuhörer
Mit seiner Werkauswahl demonstriert das Quintett ganz nebenbei auch noch, dass der Tango viele Tonarten, viele Spielarten kennt - von Piazzollas Zeitgenossen Horacio Salgan und Leopoldo Federico bis Nestor Marconi. Dazu bringen gleich drei Mitglieder des Quintetts als stilsichere Komponisten weitere Farben ins Programm. Das Coburger Publikum ist begeistert und erklatscht sich eine Zugabe.