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"Lola Blau" in Rödental: Lieder einer einsamen Seele


Autor: Jochen Berger

Rödental, Samstag, 08. Juni 2013

So zieht Georg Kreislers "Heute Abend: Lola Blau" das Publikum in Rödental in seinen Bann. In der Titelrolle begeistert Karolin Trübenbach.
Karolin Trübenbach in "Heute Abend: Lola Blau". Fotos: Jochen Berger


Im Scheinwerferlicht lächelt sie alles Leid dieser Welt einfach weg. Dann singt sie "Im Theater ist was los" und entlockt dem Publikum Applaus, obwohl ihr selbst eigentlich gar nicht nach Lachen zumute ist.

"Wien 1938" steht auf einer schwarzen Tafel, Wien in jenem Jahr, als Nazi-Deutschland in Österreich einmarschierte und zum Lärmen der braunen Knobelbecher pathetisch drohend "Heim ins Reich" rief.

Für jüdische Künstler wie Georg Kreisler war dann kein Platz mehr. "Man muss nur wissen, dass man niemals ein Zuhause hat", singt Lola Blau in Kreislers Musical "Heute Abend: Lola Blau".

Kokett bis verzweifelt

Wie viel Einsamkeit, wie viel Heimatlosigkeit passt denn in scheinbar harmlos daher trällernde Lieder? Kreislers "Lola Blau" kann im kleinen Format eine große Tragödie sein.



Beim Gastspiel des "Fränkischen Theatersommers" im Rathaussaal von Rödental erlebt das Publikum eine Inszenierung, die bewusst auf Pathos verzichtet. Regisseur Jan Burdinski erzählt diese Geschichte in Liedern, die unverkennbar autobiografische Elemente aus Kreislers eigenem Leben enthalten, mit scheinbar ganz einfachen Mitteln, ohne freilich die historische Dimension zu unterschlagen.

Wandlungsfähige Darstellerin

Karolin Trübenbach stellt sich in diesem Soloabend als bemerkenswert wandlungsfähige Darstellerin vor, die viele Tonarten beherrscht - von naiv bis mondän, von kokett bis verzweifelt. Die Sängerin, die sich in Coburg in dieser Saison in Benjamin Brittens Kammeroper "Die Drehung der Schraube" in der Reithalle präsentierte, beweist schauspielerisches Talent und musikalisch sicheres Gespür für den vermeintlich leichten Tonfall der Lieder.

Ihre besondere Wirkung gewinnen diese Lieder aus dem Kontrast zwischen dem oft beiläufig anmutenden Gestus der Musik und dem ironischen Tonfall der Texte.

Ironie lauert zwischen den Noten

Dass bei Kreisler immer wieder aber die Ironie auch zwischen den Noten lauert, lässt der Pianist Andreas Rüsing am Flügel hörbar werden.

"Lola Blau" - die Geschichte einer von den Nazis vertriebenen, heimatlos gewordenen Sängerin. Auf der Flucht über Basel und Zürich in die USA findet sie in Übersee zwar ihr berufliches Glück im funkelnden Showbusiness, doch ihre Einsamkeit kann der äußere Erfolg nicht vertreiben - auch nicht die Erinnerung an ihre Jugendliebe Leo, den sie erst nach dem Krieg in Wien wiedertrifft. Das Glück freilich findet sie bei der Rückkehr in die alte Heimat auch nicht, sondern nur "alte Tränen".

"Sie ist ein herrliches Weib"

Mit leisen, nachdenklichen Tönen klingt "Lola Blau" aus, doch das Publikum im Rathaussaal erklatscht sich mit ausdauerndem Beifall noch eine heiter tönende Zugabe: "Sie ist ein herrliches Weib."



Der "Fränkische Theatersommer" und seine Künstler


Karolin Trübenbach, in Chemnitz geboren, stand seit ihrem siebten Lebensjahr in zahlreichen Produktionen auf der Bühne der Oper Chemnitz. Sie studierte Gesang in Halle und Dresden. Neben ihrem klassischen Opern- und Konzertrepertoire unternimmt sie auch immer wieder Ausflüge ins Pop- und Musicalgenre.

Andreas Rüsing erhielt seine Ausbildung in Klavier, Komposition und Dirigieren bei Conrad von Abel und Sergiu Celibidache. Als Komponist ist er mit fünf Musicals hervorgetreten. Seine stilistische Bandbreite reicht von Klassik über Musical bis zu Jazz und Pop.

Nächstes Gastspiel des "Fränkischen Theatersommers" am Donnerstag, 4. Juli (19.30 Uhr) in der Domäne Oeslau: "Schiller ganz oder gar nicht".