Leerstand: Coburg soll Sanierung fördern
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 07. Mai 2013
Die Stadt Coburg soll die Sanierung leer stehender Wohnungen fördern, sagen Petra Schneider und Bettina Lesch-Lasaridis von der SPD. Derweil bemüht sich die Stadt selbst um höhere Zuschüsse.
200 Häuser gebe es in der Coburger Innenstadt, in denen Wohnungen leer stehen. Diese Zahl nannte unlängst Christa Minier, Vorsitzende der Altstadtfreunde. Auch SPD-Stadträtin Petra Schneider sind die leeren Fenster in den oberen Etagen vieler Gebäude aufgefallen. Dagegen will sie mit ihrer Fraktionskollegin Bettina Lesch-Lasaridis etwas tun: Die Stadt soll private Baumaßnahmen an Gebäuden in der Innenstadt fördern, wenn dadurch Wohnraum geschaffen wird, fordern die beiden in einem Antrag, den sie gestern für die Stadtratssitzung nächste Woche eingereicht haben.
"Wir haben einen Einwohnerschwund in der Innenstadt", stellt Petra Schneider fest, selbst bekennende Innenstadt-Bewohnerin. Gleichzeitig gäbe es - theoretisch - genug Wohnraum. Allerdings, das wissen die beiden Stadträtinnen auch, sind viele Wohnungen in Altbauten in einem Zustand, in dem sie nicht so ohne weiteres zu vermieten sind.
Freilich: Auch die Stadt gehört zu den Eigentümern, deren Häuser eine Sanierung mehr als nötig hätten. Das gesteht Petra Schneider ein, verweist aber darauf, dass Gebäude wie die Steingasse 7 oder das Dornheimgebäude (Steingasse 18) erworben wurden, weil darin ein Stadtmuseum beziehungsweise Räume für die Verwaltung geschaffen werden sollten.
Öffentlich-private Zusammenarbeit
Das Ziel, mehr Wohnraum in der Innenstadt zu schaffen, finde sich auch im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (Isek), argumentiert sie. Dort stehe auch, dass dies durch die Zusammenarbeit privater und öffentlicher Akteure erreicht werden solle. Deshalb die Idee des Förderprogramms - auch, um die Eigentümer damit herauszufordern, etwas zu tun. Denn vielfach, mutmaßt Schneider, gäben sie sich damit zufrieden, die Läden in den Erdgeschossen zu vermieten. Dabei gebe es genug Bedarf nach Wohnraum in der Innenstadt, sagt Bettina Lesch-Lasaridis und verweist auf die Studenten, die einer Studie zufolge gern mitten in der Stadt wohnen würden und vielleicht auch Abstriche in Kauf nähmen - wenn es nur Wohnungen gäbe.
"Einen Versuch ist es wert", meint Petra Schneider. Die beiden Stadträtinnen haben bewusst darauf verzichtet, Förderrichtlinien auszuformulieren. Das solle die Verwaltung tun, sagt Petra Schneider. Schließlich solle sich der Verwaltungsaufwand in Grenzen halten. Sie hält es für vorstellbar, Modernisierung, Instandsetzung und Neubau von Wohnungen zu fördern, allerdings nicht jede Kleinmaßnahme. Deshalb solle die Verwaltung auch eine Untergrenze vorschlagen, ab der gefördert wird. 20 bis 30 Prozent der Kosten könnte die Stadt übernehmen, bis zu einer Obergrenze von 70.000 Euro, heißt es in dem Antrag.
Ähnliche Regelungen gebe es in Backnang und Bad Nauheim, berichtet Bettina Lesch-Lasaridis. In Oberfranken nicht - und die Regierung habe auch keine Richtlinien gesetzt, wie eine solche Zuschussregelung aussehen könnte. "Da hört man immer nur ,Schaumermal‘", sagte Lesch-Lasaridis. Greifen soll das städtische Förderprogramm ab 2014. Das bisher laufende Programm, mit dem Familien beim Bau von Eigenheimen unterstützt wurden, könne dann auslaufen, sagt Lesch-Lasaridis.
Feilschen um Fördermittel
Derweil bemüht sich die Stadt selbst um höhere Zuschüsse aus den staatlichen Fördertöpfen. Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU) und Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) hatten am Montag ein Gespräch mit der Obersten Baubehörde des Freistaats. Laut Michelbach ging es dabei darum, dass die Landesbehörden die Mittel in den verschiedenen Programmen flexibler handhaben sollen. Wenn ein Programm nicht ausgeschöpft werde, solle das übrige Geld einem anderen Programm zugute kommen, wo noch welches gebraucht werde. Das sei erklärter Wille des Bundestags, der ja einen Teil des Geldes zur Verfügung stelle, sagte Michelbach am Dienstag dem Tageblatt.
Ergebnisse habe das Gespräch am Montag in München indes noch nicht gebracht. Die Stadt Coburg brauche jedoch mehr Geld aus dem Städtebau-Fördertopf, wenn sie ihre Sanierungsprojekte wie die Ketschenvorstadt oder die "Soziale Stadt Wüstenahorn" vollenden wolle, ist Michelbach überzeugt.