Das neue Spielzeitheft des Landestheaters Coburg erzählt Geschichten in Bildern. Diese werden aber nicht nur nacherzählt, sondern das Theater stellt die Geschichten auch immer wieder in Frage.
Wer auf das Cover dieses querformatigen Bändchens schaut, könnte glauben, einfach nur das neue Spielzeitheft des Landestheaters in Händen zu halten. Beim Blättern freilich wird rasch klar, dass dieses Spielzeitheft in Wirklichkeit ein kleines Geschichtenbuch ist - rund 130 Seiten voller Bildergeschichten.
In Szene gesetzt hat diese Geschichten Andrea Kremper, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit an Coburgs traditionsreichen Musentempel. Als Fotografin mit Meisterbrief führt sie mit genauem Blick Regie in diesen komprimierten Bildergeschichten. Sie baut einfallsreich Assoziationsbrücken zwischen Fotos und Stücktiteln, stellt hintersinnige Verbindungen zwischen Akteuren und kontrastreich ausgewählten Coburger Orten her.
Thorsten Köhler zum Beispiel geht auf Spurensuche im Archiv des "Tageblatts", das bei diesem Foto-Shooting als Kulisse dient für das Archiv eines ganz und gar fiktiven Versicherungsunternehmens.
Für Thorsten Köhler ist das neue Engagement am Landestheater buchstäblich eine Heimkehr.
Denn hier hat alles begonnen für den Coburger des Jahrgangs 1978. Hier hat der theaterverrückte Heranwachsende im Jugendclub des Landestheaters erste Bühnenerfahrung gesammelt. Nach Jahren an den Theatern in Quedlinburg/Halberstadt, Freiberg und Döbeln sowie Bautzen und Dessau wird er in der nächsten Saison gleich in mehrfacher Hinsicht Akzente setzen - als Schauspieler, aber auch als Regisseur und neuer "Freistaat"-Macher, der dieser experimentellen Reihe nach drei Jahren Reithalle in verändertem Format neue Impulse geben soll.
Viele Quellen befragt Derweil macht Schauspieler Sönke Schnitzer vor der Angerhalle fotografisch Werbung für "The Basketball Diaries" nach dem autobiografischen Roman von Jim Carroll.
Kein Wunder, dass sich Schnitzer just dieses Thema für sein Regie-Debüt in Coburg ausgewählt hat.
Schließlich geht er mit dem Basketball-Team des Landestheaters in Schaukämpfen gegen den BBC Coburg ambitioniert auf Korbjagd.
"Wir wollen zeigen, dass wir in Coburg und mit Coburg Geschichte machen", sagt Intendant Bodo und freut sich zugleich über eine topographische Besonderheit des Coburger Musentempels: "Unser schönes Landestheater steht in der Mitte der Stadt. Es gibt sogar eine Bushaltestelle unmittelbar davor, die Stadtmitte heißt."
Coburgs Geschichte und Geschichten als Auslöser für Geschichten auf dem Theater. Dabei will Theater nicht einfach nur Geschichten nacherzählen oder bebildern, sondern immer wieder auch in Frage stellen. "Wir haben uns mit der Coburger Geschichte beschäftigt, haben viele Quellen befragt und viele kuriose Bezüge entdeckt", sagt Busse.
Viele solche Geschichten hat Andrea Kremper mit den Solisten des Theaters in Bildergeschichten verwandelt - an viel frequentierten Orten wie dem Albertsplatz oder dem Aquaria, aber auch an eher selten besuchten Orten wie dem Coburger Güterbahnhof, auf dem in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs vielleicht sogar der Transport mit dem legendären Bernsteinzimmer Station machte.
Aug' in Aug' mit Luther Der Bariton Falko Hönisch blickt derweil auf der Veste dem Luther-Porträt aus den Cranach-Werkstätten ins Antlitz, Niklaus Scheibli lehnt am Taufbecken der Coburger Johanneskirche, die in der nächsten Saison zum Spielort eines ungewöhnlichen Opernprojektes werden soll.
Tänzerin Emily Downs und Schauspieler Frederik Leberle besuchen Rückerts Gartenhaus auf dem Goldberg bei Neuses, Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig nutzt ganz unspektakulär eine schattige Bank im Hofgarten als Ort der Entspannung.
Das Spielzeitheft ist ab sofort an der Theaterkasse und an allen Vorverkaufsstellen erhältlich sowie am Samstag beim Klassik-Open-Air im Rosengarten.